Prostitution und Peitschenhiebe: neuer Bericht über das Leid der Flüchtlingskinder

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Von Euronews mit UNICEF
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Das Kinderhilfswerk UNICEF erhebt schwere Vorwürfe. Vor allem in Libyen leiden demnach Flüchtlingskinder und junge Frauen unter gezielter Gewalt und Ausnutzung.

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Dass die Reise nach Europa für Flüchtlinge gefährlich ist, ist inzwischen bekannt. Skrupellose Schlepper, schießwütige Milizen, marode Schlauchboote, darüber wird viel berichtet. Aber nur wenig wird über die Gewalt und Ausbeutung der Kinder gesprochen, die auf der Route über Nordafrika nach Europa unterwegs sind. Ein Bericht des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, UNICEF, erhebt schwere Vorwürfe gegen die, die eigentlich für den Schutz der Flüchtlingskinder da sein sollen: Soldaten und Polizisten beteiligen sich demnach an Misshandlungen, Gewalt und Ausbeutung.

“Meine Reise nach Libyen war sehr gefährlich und grauenvoll”, berichtet ein 14-jähriger Nigerianer, der nach eigenen Angaben vor der radikalislamischen Boko Haram in seiner Heimat geflüchtet ist. “Mich hat Gott überleben lassen. Ich kam nach Libyen. Als ich arbeiten gehen wollte, wurde ich festgenommen. Die Polizei belästigt uns. Sie kommen einfach in unser Zimmer, sie haben uns geschlagen und ausgepeitscht. Sie behandeln uns wie Sklaven.”

“Für viele dieser Kinder ist das einzige, womit sie bezahlen können, ihr eigener Körper”, erläutert Afshan Khan, Regionaldirektorin von UNICEF. “Deshalb prostituieren sie sich. Das bringt ihnen Essen und Telefonminuten am Handy, ihre einzigen Möglichkeit, mit anderen Kindern in Kontakt zu bleiben.”

“Wie Hühner im Stall”

Besonders hebt der Bericht die Lage in Libyen hervor. Von dort aus starten die meisten Flüchtlinge übers Mittelmeer. Aber zuvor erleiden sie Erpressung, Gewalt und sexueller Missbrauch. Besonders perfide: Die Milizen hätten ihre eigenen Internierungszentren eingerichtet, so der Bericht. Dort würden sie die Migranten einsperren, unter dem Vorwand, dass diese Krankheiten einschleppten oder in kriminelle Aktivitäten verstrickt seien. Tatsächlich handle es sich dabei aber um Arbeitslager, in denen die Migranten über Monate festsitzen würden. “Sie behandeln uns wie Hühner im Stall”, beschreibt der nigerianische Junge die Situation.

Afshan Khan warnt vor den langfristigen Folgen, sollten die Menschenrechte der Kinder nicht gewahrt werden: “Ich glaube, wir schaffen hier eine menschliche Tragödie, die uns für Generationen verfolgen wird. Wenn diese Kinder einmal auf der Straße gelandet sind, ist es sehr schwer, sie wieder zurückzuholen.”

UNICEF stellt mehrere Forderungen auf. So müssten Familien auf der Flucht zusammenbleiben können, um die Kinder zu schützen und ihnen einen sicheren rechtlichen Status zu geben. Außerdem müssten Kinder Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung sowie psychosozialer Betreuung bekommen. In den Transitländern müssten Maßnahmen gegen Fremdenfeindlichkeit gefördert werden. Und schließlich, so UNICEF, müssten die Ursachen für eine Flucht bekämpft werden.

Weitere InformationenDer UNICEF-Bericht

Migrationsrouten über das Mittelmeer

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