Chinas Wirtschaft wächst kräftig - Risiken bleiben

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Die chinesische Wirtschaft ist im zweiten Quartal überraschend kräftig gewachsen – dank kauffreudiger Verbraucher und investierender Unternehmen.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni um 6,9 Prozent zum Vorjahreszeitraum zu – gleiches Tempo wie zu Jahresbeginn. “Die Wirtschaft machte im ersten Halbjahr weiter stetig Fortschritte”, erklärte das Statistikamt in Peking. Die Regierung will 6,5 Prozent Wachstum schaffen. 2016 war die Wirtschaft um 6,7 Prozent gewachsen – das kleinste Plus seit 26 Jahren.

Analysten hatten dagegen nach Medienberichten (“Reuters”) einen leichten Rückgang auf 6,8 Prozent erwartet.

Our lead story from Asia today – China GDP growth beats Beijing target https://t.co/nhMLm6Arzppic.twitter.com/2GUBqp1moD

— Financial Times (@FT) 17 juillet 2017

Getragen wurde das Wachstum im Frühjahr vom privaten Konsum. So meldete der Einzelhandel im Juni 11,0 Prozent Umsatzplus, das stärkste seit anderthalb Jahren. Die Industrie produzierte im Juni 7,6 Prozent mehr. Die Stahlunternehmen beispielsweise stellten 73,23 Millionen Tonnen her, soviel wie noch nie – obwohl die Behörden auf die Schließung unrentabler Betriebe in der Stahl- und Kohlebranche dringen. Auch die Investitionen zogen unerwartet stark an, und zwar um 8,6 Prozent im ersten Halbjahr.

“Das sind ermutigende Zeichen für das globale Wachstum”, schließlich ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt”, sagte Ökonom Craig James vom Wertpapierhändler Commonwealth Securities in Sydney. Allerdings sind die Konjunkturdaten mit Vorsicht zu genießen: Viele Experten macht stutzig, dass sie schon gut zwei Wochen nach Quartalsende veröffentlicht werden, während etwa das viel kleinere Deutschland für eine erste Schätzung vier Wochen mehr benötigt.

RISIKO-PING-PONG

Das Statistikamt sieht aber weiter Risiken: “Die internationale Instabilität und Unsicherheit bleibt recht groß.”

Internationale Beobachter sehen auch hausgemachte Risiken: Die Verschuldung von Regierung, Unternehmen und Haushalten summiert sich inzwischen auf 277 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, fast das Doppelte wie vor zehn Jahren (2008: 147 Prozent). Der Immobilienboom ist vielen Experten unheimlich. Auch der wachsende Protektionismus könnte den Exportweltmeister belasten. US-Präsident Donald Trump droht beispielsweise mit Schutzzöllen auf Stahlimporte. Auch europäische Firmen klagen über Billigimporte aus China. Sprengstoff birgt zudem der Nordkorea-Konflikt vor der Haustür.

Total global #debt at $217 trillion. This is +$50 trillion from 2008’s. And China’s bublle growing….Next decade won’t be boring pic.twitter.com/ZLVLnqD3UR

— Jordi R. Puxench (@JordiRPuxench) 3 juillet 2017

Der Internationale Währungsfonds mahnt deshalb zu Reformen.

“Der Reformprozess muss beschleunigt werden, um mittelfristige Stabilität zu sichern und dem Risiko zu begegnen, dass die laufende wirtschaftspolitische Umorientierung zu scharfen Anpassungen führen könnte”, warnte der IWF. Die Wirtschaft soll künftig stärker vom Konsum als von den Exporten getragen werden.

LEICHTERER ZUGANG FüR INTERNATIONALE ANBIETER

China will den Zugang zu seinen Märkten stärker als bisher zulassen.

So sollten Verwaltungshürden abgebaut werden, um ausländische Investitionen anzukurbeln, sagte Präsident Xi Jinping nach Medienberichten (staatlicher Rundfunk) bei einem Treffen von Finanz- und Wirtschaftsexperten der Kommunistischen Partei. “Ausländische Firmen sollten fair behandelt werden.” So sollten übermäßige Überprüfungen oder Strafen von externen Unternehmen abgeschafft oder reduziert werden. Ausländische Investitionen sollten helfen, Reformen anzustoßen und die chinesische Wirtschaft innovativer machen. “Wir müssen die Marktöffnungen stärker in Bereichen anschieben, die Verbraucherrechte schützen”, sagte Xi.

Zudem müsse es in der Finanzbranche mehr Wettbewerb geben, und Risiken für die Finanzstabilität müssten abgewendet werden. Ausländische Investoren etwa aus Europa klagen oft darüber, dass sie einen schlechteren Zugang zum chinesischen Markt haben als umgekehrt chinesische Firmen in Europa. China müsse Hürden für ausländisches Kapital senken etwa bei Baby-Produkten, Altenfürsorge, Architekturdesign, Buchhaltung, der Rechnungsprüfung, in der Logistik und beim elektronischen Handel, wurde der Präsident zitiert.

Außerdem wolle die Regierung die Importe anheben und die Exporte nahe dem bisherigen Niveau halten. Xi wurde auch mit den Worten zitiert, dass China seine Währung grundsätzlich stabil und den Wechselkurs des Yuan in einer “vernünftigen” Spanne halten wolle. US-Präsident Donald Trump hatte China im Wahlkampf vorgeworfen, den Yuan zu manipulieren, um der Exportwirtschaft Vorteile zu verschaffen.

Sigrid Ulrich mit Reuters

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