Happy End - nach einigem Ärger mit der Bombe in Frankfurt

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Von Euronews
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Die Polizei in Frankfurt twittert: “Es ist geschafft” – die Weltkriegsbombe ist entschärft.

Die Entschärfung der Weltkriegs-Bombe in Franfurt hat später als geplant begonnen. Um 15 Uhr war einer der drei Zündern entschärft worden, mehr als eine Stunde später der zweite und kurz danach auch der dritte, doch laut Twitter-Meldungen der Polizei Frankfurt gestaltete sich die Entschärfung der tonnenschweren Bombe offenbar schwierig.

Die Polizei hatte die Sperrzone mit mehreren Stunden Verspätung freigegeben, weil sich offenbar mehrere Leute weigerten, ihre Wohnungen zu verlassen. Einige wurden zuletzt festgenommen. Zuvor überflogen die Sicherheitskräfte noch mit einem Hubschrauber mit Wärmebidkamera das Gebiet, um sicher zu sein, dass alle Menschen aus ihren Häusern evakuiert wurden. Absolut kein Verständnis für den Widerstand der Bewohner hatten die Verantwortlichen von Polizei und Feuerwehr: Der Frankfurter Feuerwehr-Chef Reinhard Ries und Polizeipräsident Gerhard Bereswill sind verärgert über die verzögerte Evakuierung. Viele Bewohner hoffen darauf, dass sie zum TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz heute Abend wieder zurück in ihre Wohnungen können.

Ob die Zone wirklich menschenleer ist, kontrollieren mehrere Tausend Polizisten ab 8.00 Uhr. Viele Anwohner machen sich erst jetzt allmählich zu Fuß, mit dem Rad und kleinen Kindern auf den Weg.
Großes Gepäck hat kaum einer. Die Polizisten treffen aber auch immer wieder auf Anwohner, die nichts von der Sperrzone wissen, nichts wissen wollen – oder nicht wissen, wo sie hin sollen.

Weltkriegsbombe in Frankfurt – Von Keksen und Parkplätzen in 10 Tweets https://t.co/ycTRfuM6Uypic.twitter.com/800R43qI3P

— euronews Deutsch (@euronewsde) 3. September 2017

«Ich hab’ verpennt», sagt ein Mann, der nach 9.00 Uhr umher hastet. Ein anderer merkt erst jetzt, dass sein Fitnessstudio heute nicht öffnen darf. «Ich komm’ grad von der Nachtschicht und will nach Hause – schlafen», gibt sich ein anderer perplex.

Als Beamte der Kasseler Bereitschaftspolizei in der Hermannstraße klingeln, antwortet nach einiger Zeit ein Mann über die Sprechanlage: «Ich bin in einer Minute da.» Danach lässt er die Beamten eine gute halbe Stunde stehen, reagiert auch auf Dauerklingeln nicht mehr. Erst nachdem ihn die Polizei über Megafon zweimal auffordert, das Haus zu verlassen und betont, dass ihm andernfalls Zwang und Gewalt drohen,
kommt er mit seiner Freundin, die kein Deutsch spricht, aus dem Haus. «Ich wusste nicht, dass ich in der Zone bin», sagt er im Weggehen.

Wenige Häuser weiter wartet ein älteres Ehepaar in seiner Wohnung seit mehr als zwei Stunden auf den Pflegedienst. Die Polizei muss schließlich einen Rettungswagen rufen, auch der lässt auf sich warten. Eine ältere Frau harrt noch lange nach 8.00 Uhr verängstigt und frierend auf einem Mauervorsprung aus. Sie weiß nicht so recht, wohin sie soll. «Ich mag so große Menschengruppen nicht», erklärt sie, weshalb sie nicht in die Unterkunft in die Messehalle will.

Die 96-jährige Edeltrud Kochem dagegen ist im Betreuungscenter der Messehalle 1 untergekommen. Sie habe schon den Zweiten Weltkrieg «erlebt und überlebt», sagt die Frankfurterin, die Evakuierung wegen der Bombenentschärfung sieht sie daher gelassen. Eigentlich habe sie am Morgen zur Messehalle gebracht werden sollen, sagt sie. Da niemand gekommen sei, habe sie den Bus genommen und «Hilfe von starken Männern bekommen».

Einige andere ältere Leute, die seit etwa 7.30 Uhr im Frankfurter Nordend vergeblich auf die U-Bahnlinie 5 gewartet haben, sind sauer. «Das ist eine Unverschämtheit», sagt eine 83 Jahre alte Frankfurterin. «Ich habe eine Stinkwut, bin extra um 5.15 Uhr aufgestanden, damit ich rechtzeitig zur U-Bahn komme.» Eigentlich habe sie ja einfach in ihrer Wohnung bleiben wollen, sich dann aber anders entschieden, weil die Polizei mit Wärmebildkameras unterwegs sei.

Kai und Iris Löhde hatten auch in ihrer Wohnung bleiben wollen, es sich nach den Mahnungen von Polizei und Feuerwehr aber anders überlegt. Jetzt fahren sie schon kurz vor 8.00 Uhr mit dem Motorrad aus der Sperrzone – «Richtung Koblenz ins Rheingau und auf der anderen Seite wieder zurück», sagt Kai Löhde. «Dann ist der Tag hoffentlich rum.»

Eine 64-Jährige wartet an einer Haltestelle seit 6.00 Uhr auf einen Bus, der sie zur Messehalle fahren soll. Mehrere fahren leer vorbei, das Bürgertelefon kann auch keine genauen Zeiten sagen. Erst gegen 6.40 Uhr kann sie einsteigen. «Ich hätte echt was Besseres zu tun gehabt: ausgeschlafen und mir ein paar schöne Croissantsaufgebacken.» Sie hoffe nur, dass die Evakuierung im Zeitplan bleibt. «Ich möchte heute Abend doch das TV-Duell zwischen Merkel und Schulz sehen.»

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