Willem Dafoe - Ein Mann mit Tausend Gesichtern

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In 40 Jahren Karriere hat sich Willem Defoe als einer der ganz großen amerikanischen Charakterdarsteller etabliert und in mehr als 100 Filmen so ziemlich alles gespielt.

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Er hat in über 100 Filmen mitgewirkt und so ziemlich alles gespielt, vom Helden bis zum Bösewicht. Schauspiellegende Willem Dafoe. Preise hat er schon viele erhalten. Auf der jüngsten Berlinale gab es den Ehren-Bären für sein Lebenswerk.

Der heute 62-Jährige begann seine Karriere in einer experimentellen Theatertruppe im New York der 70er Jahre . euronews-Reporter Wolfgang Spindler sprach mit dem Charakterschauspieler anlässlich der Filmfestspiele in Berlin.

Wolfgang Spindler, euronews: “Sie begannen mit dem Schauspielern in einer Zeit, in der New York einer der wildesten Orte war. Was reizte Sie am Theater?

Willem Dafoe, Schauspieler: “Ich habe nie beschlossen, Schauspieler zu werden. Als ich jung war, habe ich gerne geschauspielert. Und die einzige Art von Darbietung, die ich kannte, war das Theater. Das war meine Vorstellung davon, ein Schauspieler zu sein. Ich habe mir alles konkret erarbeitet. Ich ging nur sehr kurz zur Schule, habe keine eigentliche Ausbildung absolviert an einer Universität oder Ähnliches.

Tatsächlich war New York, das bankrotte, gefährliche New York von Mitte bis Ende der 70er Jahre, ein Ort, an dem viele Leute Sachen machten, für die sie nicht ausgebildet waren. Es war interessant. Man lernte, indem man ausprobierte und machte sich keine Sorgen um den nächsten Tag. Wenn man jung ist, ist das ganz einfach. Auf gewisse Weise habe ich immer noch ein bisschen davon in meinem Kopf.”

Wolfgang Spindler, euronews: “Sie erhalten viele Filmangebote. Wie filtern Sie, wie entscheiden Sie zwischen Ja oder Nein ? Muss es ein großer Regisseur sein oder ist es das Drehbuch? Wie wählen Sie aus?

Willem Dafoe: “Instinkt. Man schnuppert am Skript (er mimt die Geste, seufzt und lacht). Das geschieht rein intuitiv. Es hat viel mit dem Regisseur zu tun, mit dem, was er vorher gedreht hat. Ich unterwerfe mich gern dem Regisseur. Manche finden das seltsam. Aber das ist die einzige Möglichkeit, sich zu seiner Kreatur zu machen, in seinem Namen zu spielen.

Denn wenn man sich selbst dient, ist man in seinen Impulsen einschränkt. Wenn man der Vision eines anderen dient, geht man darauf zu. Und indem man darauf zugeht, lernt man und riskiert etwas. Man geht ein großes Wagnis ein.

Und genau die Art von Spannung bringt einen dazu, etwas zu machen, dass es wert ist, gesehen zu werden und gibt einem das Gefühl lebendig zu sein. Also suche ich nach diesen Situationen. Ich lese ein Skript und frage mich: ‘Will ich diese Dinge tun? Ist das für mich interessant? Kann es etwas auslösen, mich an einen neuen Ort bringen, das Gefühl der Verwunderung hervorrufen?’

Ich glaube, im Grunde versuchen wir nichts anderes, als das Abstumpfen unserer Seele zu bekämpfen. Weil wir alle wissen, dass wir sterben werden. Wenn man zu viel darüber nachdenkt, bringt man sich selber um.”

Wolfgang Spindler, euronews: “Kunst dreht sich doch immer um dasselbe, um Tod und Liebe. Es ist immer dasselbe.”

Willem Dafoe: “Stimmt, wir sind ziemlich beschränkt. Der Mensch ist ziemlich beschränkt.”

Wolfgang Spindler, euronews: “Genau das macht uns auch kreativ.”

Willem Dafoe: “Das ist wahr und wunderbar.”

Wolfgang Spindler, euronews: “Könnten Sie uns vielleicht in ein oder zwei Sätzen sagen, was Sie einem jungen Schauspieler raten würden?”

Willem Dafoe: “Finde heraus, was Du liebst und geh darauf zu, geh’ so nah ran, wie kannst und tu es!
Warte nicht und erwarte nichts. Tu das Beste, was du tun kannst, um zu dem zu gelangen, was du liebst. Wenn du ein Theater siehst, das tolle Sachen macht, auch wenn du dort nur sitzt und Kaffee trinkst und nicht näher herankommst. Ich glaube an den Lernprozess, an die Nähe zu Menschen, die inspirieren. Das ist alles.

Tu es nicht, um etwas zu bekommen. Tu es, weil du es willst. Das ist mein Rat.”

Berlinale: Ehrenbär für Willem Dafoe | Euronews

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