Madeira-Stickerei: Heute so authentisch wie vor 150 Jahren

Madeira-Stickerei: Heute so authentisch wie vor 150 Jahren
Von Doloresz KatanichSabine Sans
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Frauen der Insel präsentieren ihre Werke auf der Homo-Faber-Ausstellung in der zweiten Septemberhälfte in Venediig.

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Europäische Handwerkskunst steht im Mittelpunkt der Homo-Faber-Ausstellung in der zweiten Septemberhälfte in Venedig. Die Genfer Michelangelo Foundation engagiert sich für außergewöhnlichen Spezialisten und fast vergessene Künste. "Homo Faber" ist ein Begriff, der zur Zeit der Renaissance entstanden ist, und für die "unerschöpfliche Kreativität der Menschheit" steht.

Auch die Madeira-Stickerei gehört zu den Luxusmarken, die sich auf der Homo-Faber Ausstellung präsentieren.

Euronews-Reporterin Doloresz Katanich: "Wussten Sie, dass eines der edelsten Luxusprodukte Europas von Frauen auf Madeira hergestellt wird, die die handwerklichen Fähigkeiten und Techniken der Madeira-Stickerei von Generation zu Generation weitergegeben haben? Voller Stolz erzählen sie, dass ihr Handwerk heute so authentisch ist wie vor 150 Jahren."

Ana Luísa und Maria Ana sind seit ihrer Kindheit Freundinnen. Beide erlernten bereits früh das jahrhundertealte Handwerk der Insel, genau wie ihre Mütter und Großmütter:

"Ich begann schon als Kind mit der Stickerei. In den Schulferien habe ich die ersten Stiche gemacht. Im Alter von acht, zehn Jahren lernte ich in den Ferien die einfachsten Stiche. Als ich die Schule nach der sechsten Klasse verließ, lernte ich alle Stiche. Gewöhnlich setzte ich mich neben meine Mutter und Großmutter, um zu sticken", erzählt Ana Luísa Santos.

Jahrhundertealte Tradition

Die Tradition der Stickerei auf der Insel ist Hunderte Jahre alt. Weltweit bekannt wurde sie durch die Londoner Weltausstellung 1851. Seitdem arbeiten die Stickerinnen im Inselinneren Hand in Hand mit den Firmen auf der Insel und produzieren authentische Madeira-Stickereien.

Oft dauert es Wochen, wenn nicht Monate, bis ein Stück fertig ist, denn die Stickerinnen arbeiten nach traditionellen Vorlagen mit einer Vielzahl komplizierter Stiche.

Eines der letzten verbliebenen Familienunternehmen, das 1925 vom Großvater des heutigen Inhabers gegründet wurde, hat seinen Sitz in Funchal. Inhaber João Sousa erzählt:

"Ich wurde gleich nebenan geboren. Das Haus meines Vaters liegt hinter diesem Gebäude. Als Kind war ich oft in den Ferien hier."

100 Prozent Handarbeit

Und seitdem ist er im Geschäft. Von der Konzeption der Entwürfe bis zur Erstellung der Muster geschieht alles in der Werkstatt, jeder Schritt des Prozesses ist Handarbeit - hier wird gearbeitet wie in alten Zeiten. João Sousa erklärt die Vorgehensweise mit den Stickerinnen:

"Eine Frau kommt aus Funchal oder aus einer anderen Ecke von Madeira. Sie sammelt die Aufträge und verteilt sie in ihrer Gegend, sie sticken und bringen die gestickten Sachen zurück."

Von der Bettwäsche bis zur Babykleidung - die Madeira-Stickerei mit traditionellen, aber auch modernen Designs kennt keine Grenzen. An einigen Stücken wird mehr als drei Jahre lang gearbeitet. Entspricht die Stickerei den Qualitätsanforderungen, wird sie mit einem offiziellen Echtheitssiegel versehen.

In der zweiten Septemberhälfte werden Ana Luisa und Maria Ana ihre Werke auf der Homo-Faber-Ausstellung in Venedig zeigen. Die Madeira-Stickerei gehört zu den europäischen Handwerkskünsten, die dafür von der Michelangelo Foundation ausgewählt wurde. Die Genfer Stiftung engagiert sich für außergewöhnliche Spezialisten und fast vergessene Künste. Auch wenn ihre Töchter die Tradition nicht weiterführen, sind beide Frauen stolz auf ihre Kunst:

"Ich mag, was ich mache, ich sticke gerne, ich mag Stickereien und ich sehe mir auch gern die fertigen Stücke an", sagt Ana Luísa Santos.

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