Jo Cameron fühlt keinen Schmerz. Das hat sie erst mit 65 bemerkt, als ihre Hüfte einknickte. Erst auf dem Röntgenbild war zu sehen, dass sie ein Fall für eine künstliche Hüfte war. Mediziner stellten gleich zwei Gen-Mutationen fest - und suchen mit Jos Hilfe nach revolutionären Schmerzmitteln
Irgendwas war immer anders mit Jo Cameron – die Schottin aus Whitebridge bei Inverness ist unerschütterlich und auch in extremen Stresssituationen gut drauf, Depressionstests versagen, und ihr tut nichts weh. Nicht die scharfe Paprika. Nach einem schweren Autounfall ging sie erst den Übeltäter trösten, ihr Auto lag auf dem Dach im Graben – dann erst bemerkte sie ihre Blutergüsse.
Die ehemalige Lehrerin hat Brüche weggesteckt, Schnittverletzungen, Verbrennungen, Geburten und zahlreiche chirurgische Eingriffe, ohne Schmerzmittel.
Jo Cameron:
"Ich stütze meinen Arm auf etwas und erkenne erst, dass er kokelt, wenn ich Fleisch riechen kann. Das ist keine Unbeholfenheit. Die normale Reaktion ist, dass Sie sich schneiden oder sich verbrennen, vielleicht zweimal. Dann vermeiden Sie das, weil Ihr Gehirn sagt, mach das bloß nicht. Nun, mein Gehirn sagt das nicht. Und das ist nicht gut, das ist überhaupt nicht gut, oder? Ich habe keine normalen Sicherheitsvorkehrungen."
ZWEI GEN-MUTATIONEN
Jo Cameron fühlt keinen Schmerz. Das hat sie erst mit 65 bemerkt, als ihre Hüfte einknickte. Erst auf dem Röntgenbild war zu sehen, dass sie ein Fall für eine künstliche Hüfte war.
Und Mediziner stellten gleich zwei Gen-Mutationen fest - zusammen unterdrücken sie Schmerzen und Angstzustände, steigern Glücksgefühle, offenbar auch Vergesslichkeit und Wundheilung.
Die Wissenschaftler hoffen, dass das neu entdeckte Gen ihnen helfen kann, die Schmerzmedizin (Analgetika) weiterzuentwickeln.
Professor John Wood, Neurobiologe:
"Etwa sieben Prozent der Bevölkerung leiden an chronischen Schmerzen. Diese Menschen brauchen dringend neue Medikamente. Wenn wir also Mutationen finden, die Menschen schmerzfrei machen, könnten daraus neue Schmerzmittel entstehen. Darauf baut unsere Arbeit auf."
ACH SO!
Als die Forscher Cameron die Mutationen erklärten, verstand sie auf einen Schlag viele Rätsel in ihrem Leben: Zum Beispiel, wie sie sich als Achtjährige den Arm brechen konnte und das tagelang für sich behielt - bis der Knochen anfing, sonderbar zusammenzuwachsen.
Angst vor weiteren Brüchen, Unfällen oder Verbrennungen ist nicht ihr Ding. Eher das Positive: „Wenn sich noch mehr melden wie ich, finden sie vielleicht natürlichere Schmerzmittel.“
su