Mutmaßliche IS-Frau schweigt im Prozess um verdurstete Fünfjährige

W. am ursprünglichen Prozessauftakt am 9. April
W. am ursprünglichen Prozessauftakt am 9. April Copyright REUTERS/Ayhan Uyanik
Von Euronews
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In einem Kriegsverbrecher-Prozess in Deutschland um ein verdurstetes jesidisches Mädchen im Irak will die angeklagte mutmaßliche IS-Anhängerin zu den schweren Vorwürfen nichts sagen.

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In einem Kriegsverbrecher-Prozess in Deutschland um ein verdurstetes jesidisches Mädchen im Irak will die angeklagte mutmaßliche IS-Anhängerin zu den schweren Vorwürfen nichts sagen.

"Die Angeklagte wird sich schweigend verteidigen", sagte ihr Anwalt am Montag vor dem Oberlandesgericht (OLG) München. Zuvor hatte das Gericht die Vorwürfe gegen die Deutsche aus Niedersachsen, die im Irak für die Sittenpolizei der Terrormiliz Islamischer Staat gearbeitet haben soll, in einem Hinweis noch einmal verschärft.

Die 27-Jährige ist unter anderem wegen Mordes, Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland angeklagt. Sie könnte, wenn sich die Vorwürfe bewahrheiten, zusätzlich noch wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Form der Versklavung und Folterung sowie Menschenhandel verurteilt werden.

Die Jesiden sind eine vom IS systematisch verfolgte Religionsgemeinschaft. Die Angeklagte und ihr Ehemann sollen das fünfjährige Mädchen und dessen Mutter als Kriegsgefangene auf einem Sklavenmarkt gekauft haben. Mutter und Kind seien danach im Haus des Paares im irakischen Falludscha gefangen gehalten und immer wieder wegen Nichtigkeiten bestraft worden. Das Mädchen verdurstete laut Staatsanwaltschaft später qualvoll, angekettet in der prallen Sonne.

Die Frau, von der die Bundesanwaltschaft sicher ist, dass es sich um die Mutter des Kindes handelt, tritt als Nebenklägerin auf. Sie wird unter anderem von der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney vertreten. Clooney trat bisher nicht in München vor Gericht auf. Sie ließ sich zum Auftakt von einer Kollegin aus ihrer Londoner Kanzlei vertreten.

Weil die Angeklagte, die selbst Mutter eines kleinen Mädchens ist, schweigt, begann die Beweisaufnahme am Montag mit der Aussage eines Polizeibeamten aus Oldenburg. Dieser schilderte, wie die Behörden auf die junge Frau aufmerksam wurden.

Demnach hatte sich ihre Mutter an die Polizei gewandt, nachdem ihre Tochter zum Islam konvertiert war und sie Angst haben musste, dass sie aus der niedersächsischen Kleinstadt in den Dschihad zieht.

Später, als die junge Frau nach einer vorübergehenden Rückkehr nach Deutschland erneut ins IS-Gebiet reisen wollte, halfen die US-Polizeibehörde FBI und ein verdeckter Ermittler. Dieser holte die 27-Jährige, die sich in sozialen Netzwerken "Märtyrerin" nannte, unter einem Vorwand zu Hause ab. Er gab an, sie mit dem Auto über Griechenland zurück in die IS-kontrollierte Region bringen zu wollen. An einem Autobahnparkplatz in Bayern wurde sie festgenommen.

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