Tunesien vor der Wahl: "Wir stimmen nicht für Frauen"

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Von Euronews mit afp
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Tunesien gilt in Sachen Frauenrechte als arabisches Vorbild. Doch Politik gilt nach wie vor als Männersache. Das zeigt sich auch im Präsidentschaftswahlkampf.

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Am Sonntag wählt Tunesien ein neues Staatsoberhaupt. 26 Kandidaten bewerben sich um die Nachfolge des verstorbenen Präsidenten Béji Caïd Essebsi – 24 Männer und nur zwei Frauen.

Tunesien Vorreiter in Sachen Frauenrechte

"In der tunesischen Mentalität stimmen wir nicht für Frauen", sagt Frauenrechtlerin Zyna Mejr. "Schauen Sie sich zum Beispiel die Abgeordnete Samia Abbou an. Letztes Jahr stand sie in Umfragen an der Spitze der Liste der Politiker, denen die Tunesier am meisten vertrauen. Bei der Frage, wem sie ihre Stimme geben würden, stand Samia Abbou plötzlich ganz unten auf der Liste.“

Dabei gilt Tunesien in Sachen Gleichstellung als arabisches Vorbild. Der Frauenanteil an Universitäten und auf dem Arbeitsmarkt ist hoch. In den letzten Jahren brachte Tunis gleich mehrere Gesetze zum Schutz von Frauen auf den Weg – zum Beispiel eines gegen häusliche Gewalt. Doch Politik gilt in Tunesien auch heute, rund acht Jahre nach dem "Arabischen Frühling", noch immer als Männersache.

"Das ist eine Schande"

"Wie viele Regierungen hatten wir seit der Revolution? Sechs, sieben? Und wie viele weibliche Ministerinnen? Nicht mehr als 15. In der jetzigen Regierung gibt es drei – bei über 30 Ministerien. Der Frauenanteil ist nicht höher als 10 Prozent. Das ist eine Schande", so Mejr.

Auf lokaler Ebene haben Frauen noch weniger Einfluss. Die Gleichstellung von Frau und Mann steht seit 2014 in der tunesischen Verfassung – sie gilt für alle Lebensbereiche. Der aktuelle Wahlkampf zeigt, wie weit der Weg noch ist.

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