ISIS-Kinder europäischer Eltern kehren langsam aus Flüchtlingslagern zurück

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Von Aissa BOUKANOUN
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Während einzelne Mitgliedsstaaten langsam Kinder ihrer Staatsangehörigkeit aus Gefangenenlagern heimführen, fordern Menschenrechtler und EU-Politiker eine europaweite Zusammenarbeit.

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Seit dem Zusammenbruch des sogenannen Islamischen Staats im vergangenen Jahr haben manche europäische Länder bereits dutzende von ehemaligen Dschihadisten ihrer Staatsangehörigkeit aus den Gefangegenlagern in Nordsyrien nach Hause gebracht.

Zuletzt hatten Frankreich und Belgien entschieden, Kinder aus diesen Lagern aufzunehmen, seit ein paar Tagen kommen nun sie zurück. Die Debatte darüber, ob und wen genau man heimführen soll, ist deshalb nicht verstummt, ebensowenig aber die Sorge um Kinderwohlfahrt und um mögliche Sicherheitsrisiken, die entstehen, wenn man schwierigen politischen Entscheidungen aus dem Weg zu gehen versucht.

Nicolas Cohen, Anwalt in Brüssel, der einige Rückkehrer vertritt, erklärte gegenüber Euronews:

"Sobald die Kinder hier ankommen, bringen wir sie an einem neutralen Ort unter, einem Ort ohne Familienverbindung. Oft sind das Krankenhäuser, die besonders auf Pädiatrie spezialisiert sind und den Kindern einen kompletten Lebenszusammenhang bieten können, inklusive psychologischer und psychiatrischer Betreuung. All dies unter Aufsicht eines Justizbeamten.

Der europäische Ansatz ist hauptsächlich ein politischer. Jedes Land hat sein eigenes System, den Kindern zu helfen, da sie die Verantwortung für ihren Schutz haben. Woran es fehlt, ist ein gesamteuropäischer Ansatz, denn es herrscht nur Klarheit darüber, was mit den Kindern geschieht, wenn sie hier sind, aber nicht darüber, wie man sie aus den Lagern nach Europa bringt. Hier brauchen wir eine politische Entscheidung, keine rechtliche."

Die kurdischen Streitkräfte, die die Gefangenenlager in Syrien unterhalten, haben die Heimführung aller Ausländer gefordert - denn, so sagen sie, man könne sie hier, in einer nach wie vor unstabilen Region, nicht auf lange Sicht festhalten.

Saskia Bricmont, belgische Abgeordnete der Fraktion der Grünen/EFA im Europaparlament fordert einen Einsatz auf EU-Ebene:

"Eine europaweite Koordination zu diesem Thema gibt es nicht. Ich kämpfe seit einem Jahr darum, dass sich das ändert. Denn die Situation vor Ort ist schwer durchschaubar, es ist schwer für individuelle Mitgliedstaaten, genaue Informationen, vor allem rechtlicher Art, zu erlangen.

Eine europäische Zusammenarbeit gegenüber den lokalen Behörden, sowohl was die praktischen Aspekte, als auch was die Faktenfindung vor Ort durch Experten angeht, ist also absolut vonnöten."

Menschenrechtsorganisationen zufolge sind die Kinder in den syrischen Lagern in Gefahr, seelischen und körperlichen Schaden davonzutragen - und als neue Generation gewalttätiger Dschihadisten rekrutiert zu werden. Daesh hatte bekanntlich keine Scheu davor, Kinder als Waffenkuriere, Sexualobjekte oder auch Selbstmordattentäter zu missbrauchen.

Journalist • Andreas Rogal

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