In der Region Marken haben Giorgia Melonis "Fratelli d'Italia" schon ausprobiert, wie jetzt die Politik in Sachen Abtreibung und Familienplanung aussehen könnte. Auch die LBGTQ-Community blickt mit Sorge in die Zukunft.
In Italien blicken viele nach dem Wahlsieg von Giorgia Meloni mit Sorge auf die bevorstehende Regierungsbildung. Die Rechtsaußen-Politikerin und ihre Partei "Fratelli d'Italia" vertreten vor allem in der Familienpolitik sehr konservative Positionen.
In der norditalienischen Region Marken haben Politikerinnen und Politiker der "Brüder Italiens" seit zwei Jahren die Verantwortung. Die Region zwischen Adria und Apennin gilt als "Labor", in dem die rechtsextreme Partei ihre Ideen ausprobiert.
In einem Zentrum für Familienplanung in Ascoli berichtet eine Mutter: "Ich habe mehrere Leute angerufen, am Telefon hieß es: "Rufen Sie diesen Arzt an", "der ist nicht da", "wir haben keinen Termin, später", ich habe in anderen Städten angerufen, in Pesaro, in Ancona. Keiner wollte mir eine Abtreibungspille verschreiben. Die Tage vergingen, und ich war verzweifelt."
Die Beschäftigte im Familienplanungszentrum bestätigt: "Wir haben viele Geschichten wie diese, zu viele. Frauen werden gezwungen, in eine andere Region zu reisen, um illegal abzutreiben, ins Ausland zu gehen oder gar nicht abzutreiben. "
Aber auch in anderen Regionen, in denen Salvinis Lega an der Macht ist, wie in Umbrien, klagen Frauen.
Marina ist Gynäkologin, sie erklärt: "An den katholischen Universitäten, die als die besten gelten, wird nicht über Abtreibung oder Verhütung gesprochen, und wer dort arbeitet, muss ein Dokument unterschreiben, um Abtreibungen aus Gewissensgründen zu verweigern."
Auch in der LGBTQ-Bewegung geht Angst um - wegen der strikt konservativen Ansichten und christlichen Familienvorstellung von Giorgia Meloni. Für die Wahlgewinnerin mit postfaschistischer Vergangenheit ist die Bezeichnung "LGBT" ein Schimpfwort - schließlich hat sie verächtlich von der "LGBT-Lobby in Brüssel" gesprochen.
Ihre sehr umstrittene Äußerung machte Meloni bei einem Meeting der spanischen Rechtspopulisten der Partei VOX - auf Spanisch.