Marokko: Schwerstes Erdbeben seit 60 Jahren mit mehr als 2.000 Toten

In der Medina von Marrakesch wurden historische Gebäude beschädigt.
In der Medina von Marrakesch wurden historische Gebäude beschädigt. Copyright Mosa'ab Elshamy/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.
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Von Euronews mit AP, dpa
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Mehr als 2.000 Tote wurden bereits gemeldet, doch könnte die Zahl steigen. Das ganze Ausmaß der Katastrophe ist noch ungewiss.

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In dem Dorf Moulay Brahim in der Provinz Al-Haouz, dem Epizentrum des tödlichsten Erdbebens in Marokko seit sechs Jahrzehnten suchen Rettungskräfte in den Trümmern nach Überlebenden. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an.

Mehr als 2.000 Menschen sind bei dem Beben in dem nordafrikanischen Land ums Leben gekommen und mindestens ebenso viele verletzt worden. Die Erschütterungen waren bis nach Andalusien in Südspanien zu spüren. "Wir hörten Felsen fallen und Menschen schreien, wir wussten nicht, was los ist, wir dachten, das ist der Untergang", sagt ein Bwohner des Dorfes.  

Es wird damit gerechnet, dass die Zahl der Toten und Verletzten weiter steigt. Betroffen waren Gebiete des Atlasgebirges bis zur Altstadt von Marrakesch. 

Schäden in der UNESCO-Medina von Marrakesch

Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte es eine Stärke von 6,8, laut dem Helmholtz-Zentrum Potsdam von 6,9.

In der mit 70 Kilometern nächstgelegenen Stadt wurden historische Gebäude beschädigt. In der Altstadt, der Medina, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, stürzte ein Minarett einer Moschee herunter auf den Jemaa el-Fna Platz und tötete 13 Menschen.

Die meisten Todesopfer wurden jedoch aus der Region des Atlasgebirges gemeldet, wo es schwieriger ist, die Zahl der Opfer zu schätzen. Das Beben ereignete sich in einer Tiefe rund 18 Kilometern. Erdbeben in einer solch geringen Tiefe sind laut Experten besonders gefährlich und richtet größere Schäden an als tiefere Beben der gleichen Stärke. 

Mehrere Länder wollen Hilfe entsenden 

Rettungskräfte in mehreren Ländern packten bereits Hilfsmittel zusammen - für den Fall, dass sie von Marokko angefordert werden. "Die Zeit läuft", sagte Julián Hidalgo, Koordinator der spanischen Hundestaffel der Feuerwehr von Sevilla. Die Chancen, noch Überlebende unter den Trümmern zu finden, schwänden von Stunde zu Stunde.

Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen nahmen nach eigenen Angaben Kontakt zu den marokkanischen Behörden auf, um Teams in das Katastrophengebiet zu entsenden. "Fest steht, die Menschen in den Katastrophenregionen brauchen nun dringend humanitäre Hilfe", sagte Christian Reuter, Generalsekretär des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Einem Sprecher des THW zufolge sind etwa Bergungsteams oder Wasseraufbereitungsanlagen denkbar. Auch Retter der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany und des Bundesverbands Rettungshunde halten sich bereit. Die Einsatzleitungen der beiden Organisationen seien im Lagezentrum in Hünxe in Nordrhein-Westfalen zusammengekommen, im Lager werde alles für einen Einsatz vorbereitet, sagte I.S.A.R.-Sprecher Stefan Heine.

Die Bundesregierung prüfte, ob auch Deutsche unter den Opfern sind. Derzeit lägen keine Kenntnisse darüber vor, dass sich deutsche Staatsangehörige unter den Opfern befinden, hieß es am Samstagnachmittag aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Die Lage in dem Erdbebengebiet sei aber in Teilen noch sehr unübersichtlich. Das Auswärtige Amt stehe in Kontakt mit den lokalen Behörden und Reiseveranstaltern und verfolge die Lage intensiv.

1960 gab es ein Erdbeben in der südmarokkanischen Küstenstadt Agadir mit der Stärke 5,8, bei dem Berichten zufolge mehr als 12.000 Menschen ums Leben kamen.

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