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4 Länder boykottieren Eurovision Song Contest wegen Israel-Teilnahme

JJ aus Österreich steht mit seiner Trophäe auf der Bühne, nachdem er das große Finale des 69. Eurovision Song Contest in Basel gewonnen hat, 18. Mai, 2025
JJ aus Österreich steht mit seiner Trophäe auf der Bühne, nachdem er das große Finale des 69. Eurovision Song Contest in Basel gewonnen hat, 18. Mai, 2025 Copyright  AP Photo
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Von Gavin Blackburn
Zuerst veröffentlicht am
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Nachdem sich die Organisatoren des ESC dafür entschieden haben, dass Israel trotz Manipulationsvorwürfen weiterhin beim Eurovision Song Contest dabei sein darf, ziehen sich mehrere Länder 2026 aus dem Wettbewerb zurück.

Spanien, die Niederlande, Irland und Slowenien haben am Donnerstag angekündigt, dass sie sich vom nächsten Eurovision Song Contest zurückziehen werden, nachdem die Organisatoren beschlossen haben, Israel zum ESC zuzulassen.

Die Ankündigung erfolgte, nachdem die Mitglieder der Europäische Rundfunkunion (EBU) in Genf über die Teilnahme Israels beraten hatten. Mehrere Mitglieder hatten wegen des Kriegs in Gaza den Ausschluss Israels gefordert.

Die öffentlich-rechtliche niederländische Rundfunkanstalt erklärte, die Teilnahme Israels sei "nicht mehr mit der Verantwortung vereinbar, die wir als öffentliche Rundfunkanstalt tragen".

Mit dem spanischen Staatssender RTVE zieht sich eines der sogenannten Big-Five-Länder aus Protest zurück.

"Wir möchten unsere ernsthaften Zweifel an der Teilnahme des israelischen Senders KAN an der Eurovision 2026 zum Ausdruck bringen", sagte RTVE-Generalsekretär Alfonso Morales während der Generalversammlung der EBU.

Die Mehrheit der EBU-Mitglieder hatte nach einer Debatte als Reaktion auf die Vorwürfe, Israel habe die Abstimmung zugunsten seines Kandidaten manipuliert, für strengere Abstimmungsregeln gestimmt.

Sänger Yuval Raphael hält die israelische Nationalflagge während einer Generalprobe für das Finale des Eurovision Song Contest in Basel, 16. Mai 2025
Sänger Yuval Raphael hält die israelische Nationalflagge während einer Generalprobe für das Finale des Eurovision Song Contest in Basel, 16. Mai 2025 AP Photo

Die Wohlfühl-Popmusik-Gala, die jedes Jahr mehr als 100 Millionen Zuschauer anzieht, wurde in den letzten beiden Jahren vom Krieg in Gaza überschattet.

Die EBU, eine Gruppe öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten aus 56 Ländern, die die Eurovision veranstaltet, hielt ihre halbjährliche Generalversammlung ab. Zuvor hatten mehrere Länder den Ausschluss Israels wegen angeblicher Einmischung in die Abstimmung und dessen Verhalten im Krieg gegen die Hamas in Gaza forderten.

Die EBU erklärte, die neuen Regeln sollten "Transparenz und Vertrauen" stärken und allen Ländern, einschließlich Israel, die Teilnahme ermöglichen.

Aber Spanien und die Niederlande sind ausgestiegen, gefolgt von Irland.

"Die Eurovision wird immer mehr zu einem gespaltenen Ereignis", sagt Paul Jordan, ein ESC-Experte, der auch Dr. Eurovision genannt wird.

"Der Slogan lautet 'United by Music'... leider spaltet die Politik... Es ist eine ziemlich chaotische und giftige Situation geworden", meint Jordan.

Israelische Fans bejubeln Yuval Raphael aus Israel nach seinem Auftritt im Halbfinale des Eurovision Song Contest in Basel, 15. Mai 2025
Israelische Fans bejubeln Yuval Raphael aus Israel nach seinem Auftritt während des Halbfinales des Eurovision Song Contest in Basel, 15. Mai 2025 AP Photo

Gespalten durch Politik

Beim Eurovision Song Contest, der im Mai in Wien zum 70. Mal stattfindet, treten Künstler und Künstlerinnen aus Dutzenden von Ländern gegeneinander an.

Der Wettbewerb will den Pop über die Politik stellen, ist aber immer wieder in das Weltgeschehen verwickelt worden. Russland wurde 2022 nach Beginn seines Angriffskriegs in der Ukraine aus der EU ausgeschlossen.

Bei den letzten beiden Eurovisionswettbewerben im Mai in der Schweiz und im vergangenen Jahr in Schweden demonstrierten pro-palästinensische Demonstranten gegen Israel.

Der Krieg in Gaza hat auch die Gräben in der europäischen Rundfunkwelt aufgedeckt. Österreich, das den Wettbewerb ausrichten wird, nachdem der Sänger JJ 2025 mit "Wasted Love" gewonnen hat, unterstützt die Teilnahme Israels - wie auch Deutschland.

Rauch steigt auf von einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt, 1. Juni 2025
Rauch steigt von einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt auf, 1. Juni 2025 AP Photo

Island, Irland, die Niederlande, Slowenien und Spanien gehören zu den Ländern, die damit gedroht hatten, der Veranstaltung 2026 fernzubleiben, wenn Israel die Teilnahme gestattet wird.

Die Gegner der israelischen Teilnahme kritisieren den Krieg im Gazastreifen, der nach Angaben des Gesundheitsministeriums, das der Hamas-Regierung untersteht und dessen detaillierte Aufzeichnungen von der internationalen Gemeinschaft als allgemein zuverlässig angesehen werden, mehr als 70 000 Tote gefordert hat.

Die israelische Regierung hat ihre Kampagne wiederholt als Reaktion auf den Angriff der von der Hamas geführten Kämpfer verteidigt, mit dem der Krieg am 7. Oktober 2023 begann. Die Kämpfer töteten bei dem Angriff rund 1.200 Menschen, zumeist Zivilisten, und nahmen 251 Geiseln.

Mögliche Szenarien

Der Eurovisions-Experte Dean Vuletic sagt, dass ein Boykott durch ein EU-Mitgliedsland von großer Bedeutung sei, da sie "keine Diktaturen" seien und wie Israel die Werte von Demokratie, Menschenrechten und Vielfalt teilen sollten.

"Es wäre der größte Boykott der Eurovision überhaupt. In der Vergangenheit gab es zwar schon Boykotte, aber die waren in der Regel bilateral", erklärt Vuletic, Autor des Buches "Postwar Europe and the Eurovision Song Contest".

Die Folgen eines Boykotts könnten sich auf die Einschaltquoten und die Einnahmen auswirken, und das in einer Zeit, in der viele Rundfunkanstalten durch staatliche Mittelkürzungen und soziale Medien unter finanziellem Druck stehen.

Zu den Ländern, die sich zurückziehen, gehören einige große Namen in der Eurovisionswelt.

Spanien gehört zu den "Big Five", den Ländern, die am meisten zum Wettbewerb beitragen und sich nicht qualifizieren müssen. Irland hat sieben Mal gewonnen, ein Rekord, den es mit Schweden teilt.

"Hier gibt es keine Gewinner. Unabhängig davon, was passiert - ob Israel dabei ist oder nicht, ob Länder bleiben oder gehen - das ist nicht das, was die Eurovision sein sollte. Sie sollte fröhlich sein und die Menschen zusammenbringen, ungeachtet unserer Politik", findet Jordan. "Leider ist sie, glaube ich, ein bisschen zu einem politischen Fußball geworden."

Weitere Quellen • AP

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