Laut UN erleiden afghanische Landwirte schwere Verluste, wenn sie keinen Mohn für die Opiumherstellung anbauen können. 85 % der Familien sind nicht in der Lage, ihre weggefallenen Einnahmen aus dem Mohnanbau zu ersetzen, ergab eine UN-Umfrage.
Der Anbau von Schlafmohn in Afghanistan ist in diesem Jahr 10.200 Hektar zurückgegangen. Das ist laut dem Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) einer der niedrigsten Werte in der Geschichte des Landes ist.
Die Taliban-Regierung hat den Anbau von Schlafmohn seit 2022 verboten - mit erheerenden Folgen für die Bevölkerung. Die Bauern finden nur wenige Alternativen. Das Verbot hat die Landwirte in den nördlichen Provinzen in schwere wirtschaftliche Not gebracht.
Aus Schlafmohn wird Opium hergestellt, das wiederum Grundstoff für die harten Drogen Heroin und Morphium ist. Afghanistan war bis 2022 das Land mit der größten Anbaufläche von Schlafmohn in der Welt.
Vor dem Verbot gab es in Afghanistan eine Anbaufläche von 232.000 Hektar im Jahr 2022. Jetzt sind es laut UN-Bericht 10.200 Hektar, ein Rückgang der Produktion um 32 % auf 296 Tonnen.
Verlagerung der Anbauflächen und synthetische Drogen
Das Verbot des Mohnanbaus hat auch zu einer Verlagerung der Anbaumuster von den traditionellen südlichen Gebieten in die nördlichen Provinzen geführt, die weiter von der direkten Kontrolle der Taliban entfernt sind, so das UNODC.
In der Provinz Badakhshan an der Grenze zu Tadschikistan hat die Mohnproduktion seit der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 sogar zugenommen.
Dem Bericht zufolge haben in Badakhshan sowie in den Nachbarprovinzen Kunduz und Balkh „durchschnittlich 85 Prozent der Familien entweder keine Alternative zu ihrem Einkommen gefunden oder konnten nur einen Teil davon zurückgewinnen, nachdem sie den Mohnanbau aufgegeben hatten.“
Viele Landwirte haben sich dem Anbau von Weizen und anderem Getreide zugewandt, aber nach Angaben der Vereinten Nationen betrug 2023 „das Durchschnittseinkommen pro Hektar Weizen nur 770 USD, während Schlafmohn etwa 10.000 USD pro Hektar einbrachte“.
„Dieser Einkommensrückgang geht über das Niveau der Haushalte hinaus und geht mit einer Schwächung der ländlichen Kaufkraft, einem Rückgang der lokalen Wirtschaftstätigkeit und einer zunehmenden allgemeinen Anfälligkeit der Gemeinden gegenüber Armut und Ernährungsunsicherheit einher“, sagte Oliver Stolpe, Regionalbeauftragter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung.
Das Gremium forderte weitere Anstrengungen, um die Landwirte zum Anbau von Nutzpflanzen mit hohem Mehrwert zu unterstützen. Dazu gehören zum Beispiel Safran, Kerne wie Mandeln, Pistazien und Walnüsse, Heilpflanzen und Früchte wie Aprikosen und Trauben. Das sind Pflanzen, die sich besser an das trockene Klima und die Hochlandgebiete Afghanistans anpassen.
Vor der Rückkehr der Taliban an die Macht im Jahr 2021 galten die Einnahmen aus Mohnblumen jahrelang als eine der Hauptquellen der Wirtschaftsleistung Afghanistans.
Laut einem UN-Bericht ist das Einkommen der Landwirte aus dem Verkauf von Opium ebenfalls um fast die Hälfte gesunken und stieg von 260 Millionen US-Dollar im Jahr 2024 auf 134 Millionen US-Dollar in diesem Jahr.
Das stellvertretende Drogenministerium der Taliban-Regierung begrüßte den Bericht und beschrieb ihn als „ein wichtiges Spiegelbild der Realitäten und realen Herausforderungen, vor denen die Landwirte stehen“.
IN EINER ANTWORT, DIE IN DEN ERGEBNISSEN DER VEREINTEN NATIONEN ENTHALTEN IST, ERKLÄRTE DAS GREMIUM, DASS DIE BEHÖRDEN MASSNAHMEN VERFOLGEN WERDEN, DIE SICH AUF „EINE NACHHALTIGE LÄNDLICHE ENTWICKLUNG UND DIE VERRINGERUNG DER ABHÄNGIGKEIT VOM ANBAU VON DROGENPFLANZEN“ KONZENTRIEREN.