Bellinis "Il Pirata": Eine Liebesgeschichte voller Verrat, Verzweiflung und Wahnsinn

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Bellinis "Il Pirata": Eine Liebesgeschichte voller Verrat, Verzweiflung und Wahnsinn
Von Katharina RabillonSabine Sans
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Eine selten inszenierte Oper aufgeführt am Teatro Real in Madrid.

Ein selten inszeniertes Stück: "Il Pirata" von Vincenzo Bellini. Geschrieben hat er die Oper mit Mitte 20. Die Mailänder Premiere von "Il Pirata" am 27. Oktober 1827 verschaffte Bellini den Durchbruch. Sie gilt zugleich als Geburtsstunde der romantischen italienischen Oper. In Koproduktion mit der Mailänder Scala präsentiert das Teatro Real in Madrid eine Adaption des klassischen Opernmelodrams in zwei Akten des italienischen Komponisten. Die Inszenierung basiert auf dem von Charles Maturin ins Französische übersetzten Melodram "Bertram, Ou le Pirate" von Justin Séverin Taylor.

Verrat, Verzweiflung, Wahnsinn

Die Handlung versetzt das Publikum in das Sizilien des 18. Jahrhunderts. Sonya Yoncheva gibt die tragische Heldin Imogene und fesselt mit einem starken Frauencharakter aus der frühen Oper Bellinis:

"Von der ersten bis zur letzten Note ist es eine permanente Herausforderung - Gymnastik für die Stimme. Aber darum geht es ja beim Belcanto, stimmts? Deshalb lieben wir ihn ja. Er ist unsere sportlichste Disziplin", meint Sonya Yoncheva.

Ihr tragischer Liebhaber Gualtiero - leidenschaftlich interpretiert von Javier Camarena:"Ich denke, das ist die schwierigste Stelle für mich in dieser Oper", und singt 'Per noi tranquillo un porto'. "Wie ich daran verzweifelt bin."

Eine Oper für Kopfstimme

Bellinis emotionale Oper wird selten aufgeführt, weil sie so herausfordernd ist und die menschliche Stimme an ihre Grenzen bringt: "Man muss diese Oper in den richtigen Kontext stellen", meint der Tenor Javier Camarena. "Denn als Bellini sie komponierte, war die Gesangstechnik mehr im Falsett, das heißt mit Kopfstimme - damit erreicht man diese Noten leichter."

Imogene ist verliebt in einen verbannten Grafen, der zum Piraten wird. Aber sie wird in eine Ehe mit seinem schlimmsten Feind gezwungen und bekommt dessen Kind:

"Ich hatte in meinem Leben das Glück, mit den Menschen zusammen zu sein, die ich liebe. Sie hatte dieses Glück nicht. Das ist ihr Unglück", so Sonya Yoncheva. "Womit ich mich wirklich identifizieren kann, ist ihre Rolle als Mutter. Ein Kind zu haben, ist eine riesige Verantwortung."

Am Schluss der Oper versinkt Imogene im Wahnsinn: "Sie zieht einen riesigen schwarzen Vorhang hinter sich her. Er verkörpert all das Leid, das sie in ihrem Leben erlebte", erklärt Regisseur Emilio Sagi. "Was mich bei 'Il Pirata' fasziniert hat, ist diese dunkle Art des Leidens und dieses Übermaß an Empfindsamkeit."

Und die Sopranistin sagt: _"Als ich zum ersten Mal diese Arie hörte - da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut. Ich war so berührt von dieser Musik. Dieser Moment der getragenen Musik, aber zu wissen, dass sie völlig verrückt ist, das geht unter die Haut. Es zerreißt uns."
_

Bellinis Oper "Il Pirata" wird noch bis zum 20. Dezember 2019 am Teatro Real in Madrid aufgeführt.

Journalist • Katharina Rabillon

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