In einem viralen Post wird behauptet, dass die EU bald Bargeld über 10.000 Euro für illegal erkläre – das stimmt nicht. Tatsächlich soll ab 2027 nur eine Obergrenze für Barzahlungen an Unternehmen gelten. Privatpersonen dürfen weiterhin uneingeschränkt mit Bargeld zahlen und es besitzen.
In den sozialen Medien kursieren derzeit Beiträge, in denen behauptet wird, die EU werde Bargeld ab 10.000 Euro verbieten und bald als "Schmuggelware" einstufen. Einer der viralen Beitrag wurde über 2,6 Millionen Mal aufgerufen. Jedoch plant die EU kein Bargeldverbot, sondern neue Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche, die 2027 in Kraft treten sollen.
Im Rahmen des Maßnahmen-Pakets möchte die EU eine Obergrenze von 10.000 Euro für Bargeldzahlungen im Geschäftsverkehr einführen. Zahlungen zwischen Privatpersonen bleiben von der Regelung unberührt. In der Zwischenzeit können die nationalen Regierungen für Beträge unter 10.000 Euro weiterhin eigene, niedrigere Obergrenzen festlegen.
Warum tut die EU das?
Das EU-Paket zur Bekämpfung der Geldwäsche zielt darauf ab, die Geldwäsche durch eine stärkere Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten zu bekämpfen.
Bislang gab es in der EU einen Flickenteppich unterschiedlicher Vorschriften über nationale Höchstbeträge für Bargeldtransaktionen.
In Italien liegt die Obergrenze derzeit bei 5.000 Euro, während es in Österreich beispielsweise keine Obergrenze gibt.
Geldwäsche ist weltweit und in der Europäischen Union weit verbreitet. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung schätzt, dass jährlich zwischen zwei und fünf Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts gewaschen werden.
Einem Bericht aus dem Jahr 2023 zufolge nutzen fast 70 % der kriminellen Netzwerke in der Europäischen Union die Geldwäsche, um ihre Aktivitäten zu finanzieren und ihr Vermögen zu verstecken. Die meisten von ihnen verwenden Bargeld.
Wird es illegal sein, ein Auto in bar zu kaufen?
Einem viralen Social Media-Post zufolge macht die EU den Barkauf von Autos zu einer Straftat. Dies ist so nicht ganz korrekt.
Ab 2027 ist der Kauf eines Autos in bar nicht automatisch eine Straftat, aber es könnte eine illegale Transaktion sein, je nachdem, von wem Sie es kaufen.
Wenn Sie beispielsweise ein Auto für mehr als 10.000 Euro bei einem Händler kaufen wollen, darf dieser diesen Betrag nicht in bar annehmen. Sie können das Fahrzeug aber immer noch per Überweisung oder Karte kaufen.
Ansonsten können die Europäer weiterhin Bargeld in beliebiger Höhe aufbewahren, halten und abheben. Tägliche Transaktionen bleiben davon unberührt. Es ist also falsch zu behaupten, dass die EU das Bargeld abschafft.
Da sich die neue Verordnung vor allem auf Transaktionen mit Unternehmen auswirkt, werden zwei Privatpersonen weiterhin in der Lage sein, mit Bargeld in beliebiger Höhe einzukaufen und zu verkaufen, es sei denn, in einem bestimmten Mitgliedstaat gelten bereits strengere nationale Grenzwerte. Einige EU-Länder, wie beispielsweise Italien, beschränken bereits Bargeldtransaktionen zwischen Privatpersonen.
Die wichtigste Änderung im Rahmen der neuen Vorschriften besteht darin, dass große Barzahlungen an Unternehmen auf 10.000 Euro begrenzt werden. Unternehmen können keine Bargeldbeträge annehmen, die diesen Betrag überschreiten.
Wie geht es weiter?
Das Paket soll im Juli 2027 in Kraft treten und umfasst neben anderen Maßnahmen auch die Einrichtung einer EU-Behörde zur Bekämpfung der Geldwäsche in Frankfurt, deren volle Befugnisse zum gleichen Zeitpunkt in Kraft treten werden.
Banken, Unternehmen und Aufsichtsbehörden erhalten ein Zeitfenster von drei Jahren, um ihre Systeme an die neuen Vorschriften anzupassen.
Doch das Maßnahmen-Paket sorgt auch für Kritik. Experten haben in Frage gestellt, ob die Bargeldbeschränkung tatsächlich wirksam ist. Kriminelle könnten auch auf andere Methoden wie Kryptowährung ausweichen.
Bereits in der Vergangenheit kursierten immer wieder Falschmeldungen über Bargeldabschaffungen in europäischen Ländern im Internet. So sorgten Fehlinformationen über eine angebliche Abschaffung der 50-Euro-Banknote in Spanien oder über Pläne zu bargeldlosem Zahlungsverkehr in Norwegen und Schweden für Panik – beide Meldungen erwiesen sich als inkorrekt.