Russische Aktivistin zerrt Internet-Trolle an die Öffentlichkeit

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Von Euronews
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Es ist ein symbolischer Sieg, aber es ist ein Sieg: Ludmilla Sawtschuk erhält nach der Entscheidung eines russischen Gerichts einen Rubel

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Es ist ein symbolischer Sieg, aber es ist ein Sieg: Ludmilla Sawtschuk erhält nach der Entscheidung eines russischen Gerichts einen Rubel Schadensersatz. Die 34-Jährige hatte ihren ehemaligen Arbeitgeber wegen nicht gezahlter Löhne und Steuern sowie nicht vorhandener Verträge verklagt. Deswegen habe sie sich beim St. Petersburger Trollhaus eingeschleust. Die Aktivistin war gefeuert worden, als sie anonym Artikel über die Vorgehensweise der Internetagentur in Lokalzeitungen veröffentlicht hatte. “Ich bin sehr glücklich über diesen Sieg”, zitierte der Guardian Sawtschuk. “Ich habe mein Ziel erreicht, die Internettrolle ans Licht zu zerren.”

Die russische Troll-Bekämpferin Ludmilla Sawtschuk

Ludmilla Sawtschuk hat ihre Arbeit beim St. Petersburger Trollhaus am 2. Januar begonnen. Die 34-Jährige arbeitete dort bis Mitte März. Laut ihren Angaben habe sie sich mit anderen Aktivisten zusammengeschlossen, einer Gruppe, die sich “Info-Peace” nenne: “Ich habe mich im vergangenen Oktober dazu entschieden, diese Struktur von innen zu erforschen. Ich habe mit einigen Freunden darüber gesprochen, Aktivisten. Ich habe mein Vorgehen auch mit Juristen beraten”, sagt sie im Interview mit dem Spiegel . Es gäbe keine Verträge, bezahlt würden die schwarz, bar auf die Hand: “Sie bezahlen keine Steuern, keine Beiträge zur Rentenversicherung. Aber es ist gutes Geld, 50.000 Rubel im Monat, umgerechnet rund 800 Euro. Nur weiß niemand genau, woher es eigentlich kommt. Als Bürger regt mich das auf: Für wichtige soziale Projekte gibt es in Russland kein Geld, für diesen Unfug aber schon, für Hunderte Trolle”, so Sawtschuk.

Was ist ein Troll?

Im Netzjargon bezeichnet man eine Person als Troll, die im Internet destruktive Beiträge verfasst, die sich auf die Provokation anderer Gesprächsteilnehmer beschränken und keinen sachbezogenen bzw. konstruktiven Beitrag zur Diskussion leisten. Aus der häufig in diesem Zusammenhang benutzten englischen Bezeichnung “trolling with bait” (Fischen mit der Schleppangel) lässt sich das deutsche “Ködern” anderer Diskussionsteilnehmer herleiten. Zum ersten Mal wurde das Wort “trolling“1990 benutzt. Mittlerweile gibt es im Internet auch professionelle Trollfabriken mit dem Ziel, Werbung bzw. Propaganda für den jeweiligen Auftraggeber zu betreiben.

Wer steht hinter den Troll-Häusern?

Wer hinter den russischen Trollhäusern steht bzw. sie finanziert, darüber gibt es nur Vermutungen. Ludmilla Sawtschuk sagt dazu: “Die Chefs habe ich nie zu sehen bekommen. Es gibt aber Mutmaßungen. Es soll sich dabei um den Unternehmer Jewgeni Prigoschin handeln. Er kommentiert diese Vorwürfe nie. Wir wollen erreichen, dass die Richter ihn vorladen, damit er sich endlich bekennen muss. Ob das gelingen wird, weiß ich nicht.”

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