Ratingagentur: Brasiliens Staatsanleihen nur noch Ramsch

Ratingagentur: Brasiliens Staatsanleihen nur noch Ramsch
Von Euronews
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Brasiliens Kreditwürdigkeit ist nach Einschätzung der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) auf Ramschniveau herabgesunken – ein

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Brasiliens Kreditwürdigkeit ist nach Einschätzung der amerikanischen
Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) auf Ramschniveau herabgesunken – ein schwerer Rückschlag für Staatspräsidentin Dilma Rousseff. Sie versucht seit Monaten, das von einem Korruptionsskandal erschütterte Land aus der Rezession zu führen und ringt um das Vertrauen der Finanzmärkte.

Vicky Pryce, Centre for Economics and Business Research, London:

“Jetzt geht es um ein Schrumpfen der Wirtschaft von mehr als 2 Prozent in diesem Jahr und eine weitere Kontraktion im nächsten Jahr. Und selbstverständlich sind das Defizit und der Schuldenstand ein ernstes Problem. Also ist das jetzt keine große Überraschung. Die Frage ist, wo macht dieses Runterstufen halt, wird es weitergehen – wahrscheinlich ja.”

Mit der Herabstufung hat Brasilien als Schuldner den sogenannten Investment-Grade verloren, der für eine zumindest einigermaßen sichere Geldanlage steht. Damit werden brasilianische Staatspapiere als sogenannte Junk-Bonds eingestuft, als Ramschpapiere. Die Staatsfinanzierung dürfte damit noch schwieriger werden.

Derzeit muss Brasilien bereits 5,6 Prozent auf Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit
zahlen. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 0,67 Prozent.

Mit dem Schritt reagierte S&P vor allem auf die Schuldenpolitik von Staatspräsidentin Rousseff. Die Regierung hatte kürzlich eine größere Staatsverschuldung für das kommende Jahr eingeplant.

Jahrelang von hohen Rohstoffpreisen verwöhnt, hat Brasilien offenbar Mühe, mit neuen Realitäten klarzukommen. So waren etwa künstlich niedrige Tarife für Strom, Benzin und Bustickets angesichts der Haushaltslage nicht länger zu halten. Die Folge: Regierung und Zentralbank haben größte Mühe, die Geldentwertung unter sieben Prozent zu halten.

Wasser- und Strommangel bedrohen die wirtschaftliche Erholung. Die Staudämme im Südosten sind leer, Wasser fehlt vor allem in den Großstädten, und es kommt zu stundenlangen Blackouts. Im Wahlkampf hatte Rousseff noch erklärt, dass weder Wasser noch Strom fehlen würden – und auf Notfallpläne verzichtet.

Die Agentur setzte das Länderrating für Brasilien um eine Stufe auf
«BB+» herunter. Ausblick: negativ.

su mit dpa, Reuters

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