Die Mahlzeit von morgen

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“Die Natur und die traditionelle Landwirtschaft konnten unsere Vorfahren ernähren.

“Die Natur und die traditionelle Landwirtschaft konnten unsere Vorfahren ernähren. Doch heute leben siebeneinhalb Milliarden Menschen auf der Erde. In dieser Futuris-Sonderausgabe erfahren wir, wie Wissenschaftler und Ingenieure europäischen Landwirten und Produzenten unter die Arme greifen”, sagt euronews-Moderator Denis Loctier.

Imkerhilfe per Mobiltelefon

Alexandros Gousiaris war früher Mathematiker, jetzt arbeitet der Grieche als Imker – und ist der Herr von 700 Bienenstöcken. Regelmäßig schaut er bei seinen Völkern nach dem Rechten und war an der Entwicklung eines Programms beteiligt, das ihm seine Imkertätigkeit erheblich erleichtert.

“Diese App gibt uns zwei digitale Hilfen: Erstens unterstützt sie unsere Arbeit auf den Feldern, an den Bienenstöcken. Die zweite Anwendung ist sinnvoll, wenn man zu Hause am Computer sitzt. Auf sie kann man übers Internet zugreifen”, erläutert Gousiaris.

Das sprachgesteuerte Programm stellt dem Imker zu jedem Bienenstock Fragen. Die Antworten des Imkers werden aufgezeichnet und automatisch in eine Datenbank eingespeist. Notizen machen entfällt, er hat immer beide Hände frei.

Gousiaris sagt: “Wenn ich meine Antworten einfach so aufnehmen würde, müsste ich die zu Hause stundenlang abhören und eintragen. Das ist jetzt nicht mehr nötig. Mit diesem Programm muss man dafür keine Zeit mehr aufwenden.”

Übers Internet hat der Imker dann Zugriff auf seine Daten, die ihm helfen, unter anderem schnell und angemessen auf Krankenheiten oder Schädlinge innerhalb der Bienenstöcke zu reagieren.

Nassos Katsamanis, der an der Entwicklung des Programms auf technischer Ebene mitarbeitet, erklärt: “Der Imker kann dadurch auch Jahr für Jahr die besten Bienen und die besten Königinnen zur Fortpflanzung aussuchen. Schritt für Schritt verbessern sich also Quantität und Qualität der Bienen.”

Das Bienenprogramm wird nicht nur in diesem griechischen Dorf eingesetzt, sondern auch anderswo auf der Welt. Denn völlig ausgereift ist es noch nicht. Die Erfahrungen der verschiedenen Imker sollen bei der Weiterentwicklung helfen.

“Es ist das erste Mal, dass Imker auf diese Weise derartig viele Daten sammeln können. Die Daten der verschiedenen Imker zusammenzubringen, hilft bei der Entwicklung einer künstlichen Intelligenz, die notwendig ist, um ein neues Kapitel der Imkerei zu schreiben und um voranzukommen”, meint Katsamanis.

Weitere Informationen erhalten Sie auf http://www.smartagrifood.eu

Gleicher Geschmack trotz weniger Fett und weniger Salz?

euronews-Moderator Denis Loctier erläutert: “Geräuchertes Fleisch und Wurst mögen sehr schmackhaft sein, passen aber nicht in jeden Ernährungsplan. Kann die Industrie Nahrung produzieren, die gesünder ist, aber ihren Geschmack behält?”

Die Fleischfabrik Boadas im katalanischen Girona stellt traditionelle Waren wie Chorizo oder Salami her. Zugleich geht man hier auch neue Wege und produziert fett- und salzreduzierte Lebensmittel. “Um die traditionelle und um die fettreduzierte Chorizo herzustellen, verwenden wir die gleiche Fleischqualität. Der Hauptunterschied ist, dass die fettreduzierte Sorte nur drei Prozent Fett enthält”, sagt Jordi Buxeda, der technische Leiter der Fabrik.

Der Fettgehalt einer traditionellen Chorizo beträgt rund 30 Prozent – dadurch erhält die Wurst ihren typischen Geschmack und ihre typische Konsistenz. Bei der Produktion der fettreduzierten Wurst wird tierisches Fett durch Sonnenblumenöl ersetzt.

“Eines der Ziele des Projektes ist, den traditionellen Geschmack der Chorizo zu bewahren. Bis wir das Endprodukt hatten, haben wir 70 Varianten ausprobiert”, so Buxeda.

Nach Angaben des Herstellers kommt die Wurst mit weniger Fett und weniger Salz bei den Kunden gut an. Doch wie kann man sich sicher sein, dass der traditionelle Geschmack bei der Diätvariante wirklich erhalten bleibt?

Weitere Informationen erhalten Sie auf http://cordis.europa.eu/project/rcn/101709_en.html

Gaumentester verkosten Diätwaren

Mit dem Geschmacksaspekt beschäftigt man sich am französischen Institut für Landwirtschaftsforschung in Dijon. Testesser bekommen hier modifizierte Lebensmittel vorgesetzt. Und dann wird verkostet.

“Wir haben Untersuchungen mit Käse, Fleischwaren, Kuchen und Soßen durchgeführt”, sagt Lebensmittelchemiker Christian Salles. “Die Herausforderung war, dass Inhaltsstoffe multifunktional sind. Salz spielt nicht nur beim salzigen Geschmack eine Rolle, sondern auch bei Aromen, die freigesetzt werden, bei der Konsistenz eines Produktes und bei der Haltbarkeitsdauer”, so Salles.

Wird das Rezept eines Lebensmittels verändert, hat das immer Einfluss auf den Geschmack. Bei diesen Versuchen werden die Stoffe gemessen, die beim Kauen einer Essprobe freigesetzt werden. Besonders interessiert sind die Forscher an den Ergebnissen von neuen und veränderten Produkten.

Etienne Sèmon, der ebenfalls als Chemiker am Institut in Dijon arbeitet, erklärt: “Solch ein Vorgang wirkt sich auf den Einfluss von Molekülen untereinander aus. Das heißt, dass der freigesetzte Geschmack unterschiedlich wahrgenommen werden kann. Genau hier brauchen wir die Sinne des Testessers und die Information, wie ihm das Produkt schmeckt.”

Und wie lautet das Urteil einer Testerin? “Dieses Produkt ist salzig und hat einen leicht fettigen Nachgeschmack. Es ist nicht unangenehm”, findet Isabelle Andriot.

Pilze aus Rotterdam

“Viele gesundheitsbewusste Menschen wollen regionale Produkte, sie wollen die Landwirtschaft schützen und die Natur schonen. Kann man Lebensmittel in der Stadt anbauen? In Rotterdam untersuchen Soziologen einen solchen Ansatz”, sagt euronews-Moderator Denis Loctier.

Kaffeemaschinen hinterlassen eine Menge Abfall – doch es ist kein sinnloser Müll, sondern enthält zahlreiche Nährstoffe. Ein Unternehmen sammelt in Rotterdamer Büros Kaffeeabfälle ein, um sie anschließend weiterzuverwenden.

“Mit dem Abfall kann man eine Menge anfangen. Man kann ihn als Dünger in den Garten schmeißen, wir benutzen ihn, um Lebensmittel zu produzieren. In Rotterdam landen Kaffeeabfälle normalerweise im Hausmüll und kommen in die Müllverbrennungsanlage”, erläutert Direktorin Sandra de Haan.

Aus den Kaffeeresten wird ein Substrat hergestellt, um mitten in der Stadt Pilze anzubauen: Auch aus Sicht von Soziologen ein interessantes Projekt, um Stadt und Landwirtschaft näher zusammenrücken zu lassen.

Jan-Willem van der Schans, Soziologe an der Universität Wageningen, meint: “Die Lebensmittelproduktion ist den Menschen fremd. Deshalb wollen sie kein Geld für etwas ausgeben, von dem sie nicht wissen, ob es gut für sie ist. Bei städtischer Landwirtschaft wird versucht, die Produktion und den Konsum wieder zusammenzubringen. Dadurch können hoffentlich die Probleme des traditionellen Lebensmittelsystems gelöst werden.”

Das Unternehmen in Rotterdam erntet jeden Monat 400 Kilogramm Austernseitlinge, die an Lokale in der Stadt verkauft werden.

“Bei einer normalen Mahlzeit sind die Produkte rund 10.000 Kilometer um die Welt gereist, ehe sie auf Ihrem Teller landen. Wenn man in der Stadt produziert, kann man diesen Weg auf vielleicht zehn Kilometer reduzieren”, sagt de Haan.

Und Soziloge van der Schans ergänzt:
“Man muss sich Gedanken machen, was in der Stadt gebraucht wird und sich dem anpassen. Man hat sich Strategien überlegt, was man im Vergleich zur konventionellen Produktionskette besser machen kann und wie man in der Stadt etwas ändern kann. So muss man es machen, um voranzukommen, finde ich.”

Wochenmarkt stemmt sich mit Kreativität gegen die Übermacht

Das Kalnciema-Viertel in Riga: Die charakteristische Holzarchitektur der lettischen Hauptstadt gehört zum UNESCO-Welterbe. Hier sind wir auf einem ganz besonderen Markt unterwegs.

“Die ist der einzige Markt in Riga, der sich wirklich gehalten hat und seit mehreren Jahren besteht”, so Soziologe Mikelis Grivins. “Aus wissenschaftlicher Sicht ist das sehr interessant: Warum scheitern andere, während dieser Markt so gut angenommen wird?”

In Lettland und anderswo ist die Übermacht der großen Supermarktketten ein Faktor für das Verschwinden der Wochenmärkte. Kreativität ist gefragt: Was kann getan werden, damit die Menschen auf den Markt gehen?

Grivins Kollegin Ilona Kunda erklärt: “Es geht um das Erlebnis. Man versucht, Erlebnisse zu schaffen, doch das geht nicht alleine. Ein Erlebnis ist immer eine Koproduktion. Die Menschen hier gestalten das Erlebnis als aktive Teilnehmer mit.”

Nach Meinung der Soziologen hilft das kulturelle Angebot des Marktes, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Ausstellungen, Konzerte und Filmvorführungen werden veranstaltet – und für die Kinder der Kunden gibt es ein Spiel- und Bastelprogramm.

“Das Mysteriöse dieses Viertels und das Angebot von Kultur und Nahrung in städtischer Umgebung sind das Geheimnis. Es ist erstaunlich, wie sehr man den Verkauf guter Lebensmittel in der Stadt durch Kultur- und Freizeitaspekte voranbringen kann”, lautet das Fazit von Talis Tisenkopfs, der den Markt ebenfalls soziologisch unter die Lupe genommen hat.

Weitere Informationen erhalten Sie auf http://www.supurbfood.eu

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