Massenfeiern in Armenien nach Sargsjan-Rücktritt

Proteste in Armenien
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Von Leo Eder
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Nach elftägigen Protesten ist Armeniens Ministerpräsident Sersch Sargsjan zurückgetreten. Zehntausende feiern ausgelassen in der Hauptstadt Eriwan.

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Auf den Straßen Armeniens ist die Freude groß: Unter dem Druck andauernder Proteste ist der neue Ministerpräsident Sersch Sargsjan nach knapp einer Woche im Amt zurückgetreten. Das teilte der 63-Jährige auf seiner Webseite mit. "Die Bewegung auf der Straße ist gegen meine Regierung. Ich erfülle ihre Forderung", erklärte er. Er wolle Frieden im Land.

Die zumeist jungen Demonstranten machten Sargsjan für Korruption, Vetternwirtschaft und Perspektivlosigkeit in Armenien verantwortlich.

Kurz zuvor hatten die Behörden den am Sonntag festgenommenen Anführer der Proteste, den Oppositionsabgeordneten Nikol Paschinjan, wieder freigelassen.

Offenbar waren auch Polizisten und Soldaten zu den Demonstranten übergelaufen.

Für eine Übergangszeit soll Vizeministerpräsident Karen Karapetjan regieren.

Die Demonstrationen hatten in der vorletzten Woche begonnen, weil Sargsjan nach zehn Jahren als Präsident die Macht nicht wie versprochen abgegeben hatte. Stattdessen ließ er sich zum Regierungschef wählen, der durch eine Änderung der Verfassung 2015 mehr Befugnisse bekommen hat.

Die elftägige Protestwelle ist die größte in einer Ex-Sowjetrepublik seit der pro-europäischen Maidan-Bewegung in der Ukraine 2013/14.

Jetzt zogen erneut tausende Studenten friedlich ins Zentrum von Armeniens Hauptstadt Eriwan. Die Polizei nahm etwa 60 von ihnen fest. Am Sonntag waren etwa 280 Demonstranten zeitweise festgesetzt worden.

Für Dienstag hat die Opposition besonders große Kundgebungen angekündigt. An dem Tag wird in Armenien traditionell des Massenmords an den Armeniern 1915-17 im Osmanischen Reich gedacht.

Das kleine Land im Südkaukasus hat knapp drei Millionen Einwohner. Es ist durch einen Dauerkonflikt mit dem Nachbarn Aserbaidschan auf die Schutzmacht Russland angewiesen. Sargsjan werden gute Verbindungen zu Moskau nachgesagt.

Sargsjan stammt wie andere führende armenische Politiker aus dem zu Aserbaidschan gehörenden Gebiet Berg-Karabach. Er hat im Krieg um diese Region von 1992 bis 1994 Karriere gemacht. Armensiche Truppen halten seitdem Berg-Karabach und Teile Aserbaidschans besetzt.

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