Empörung: Firas (27), schwuler Asylbewerber aus dem Irak, zu "mädchenhaft"?

Empörung: Firas (27), schwuler Asylbewerber aus dem Irak, zu "mädchenhaft"?
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In Österreich erregen mehrere Fälle von homosexuellen Asylbewerbern Aufsehen, deren Anträge mit seltsamen Begründungen abgelehnt wurden.

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Für den Verein RosaLila PantherInnen hat der 27 Jahre alte Firas aus dem Irak eine Broschüre zum Coming Out von Homosexuellen ins Arabische übersetzt. Aber jetzt sorgt seine Behandlung durch das österreichische Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) für Empörung. 

Dort nämlich wurde sein Asylantrag für nicht glaubwürdig gehalten. Der Kurier veröffentlicht den Bescheid, den Firas erhalten hat. Dort heißt es: "Besonders auffallend … war auch der Umstand, dass Sie sich erst ab den konkreten Fragen zu Ihrer Homosexualität fortwährend steigernd, eines stereotypischen, jedenfalls überzogenen ‚mädchenhaften’ Verhaltens (Mimik, Gestik) eines ‚sexuell anders Orientierten’ bedient haben, dies in Ihrem Fall aber lediglich gespielt, aufgesetzt und nicht authentisch auf die Behörde wirkte."

Die RosaLila Pantherinnen sprechen in einer Pressemitteilung von "absurden Ablehnungen".

Firas, der 2015 aus dem Irak geflohen war und in Österreich einen Asylantrag gestellt hatte, ist nämlich nicht der einzige Fall, der auch international für Entrüstung sorgt.

Ebenfalls in diesem Sommer wurde ein Asylbewerber aus Afghanistan mit der Begründung abgewiesen, er sei nicht schwul genug: *Weder Ihr Gang, Ihr Gehabe oder Ihre Bekleidung haben auch nur annähernd darauf hingedeutet, dass Sie homosexuell sein könnten."

In der taz meint der Rechtsberater von Queer Base Ralph Guth die jetzt Aufsehen erregenden Fälle seien nur die Spitze des Eisbergs. Viele Anhörungen seien von Vorurteilen geprägt. Guth sagt: "2017 wurden in Österreich 42 Prozent aller negativ ausgestellten Asylbescheide in zweiter Instanz vom Bundesverwaltungsgericht aufgehoben oder abgeändert. Es ist eine sehr eigensinnige Selbstwahrnehmung, zu glauben, dass keine strukturellen Probleme vorliegen, wenn die Fehlerquote fast die Hälfte der Fälle betrifft. Es gibt auf jeden Fall strukturelle Probleme."

Wie Queer.de berichtet werden aber auch in Deutschland Asylanträge von homo- oder transsexuellen Flüchtlingen häufig abgelehnt - oft weil ihnen nicht geglaubt wird.

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