Die schwierige Jagd der EU nach neuen Designerdrogen

Mit Unterstützung von The European Commission
Die schwierige Jagd der EU nach neuen Designerdrogen
Von Cyril Fourneris
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Zwei Labore der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission unterstützen Polizei und Zoll bei der Bekämpfung der "Legal Highs".

Wie kann man die Verbreitung neuer synthetischer Drogen auf europäischem Gebiet bekämpfen? Zuallererst, indem man sie identifiziert, das ist die Mission eines Labors der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission (GFS) in Italien.

Mit dem sogenannten chemischen Fingerabdruck werden mobile Geräte des Zolls ausgestattet. Euronews-Reporter Cyril Fourneris hat sich die Arbeit der Wissenschaftler angeschaut, er erklärt: "Mit diesem Gerät spüren Zollbeamte neue synthetische Drogen auf. Die EU hat bisher mehr als 750 davon registriert, aber es tauchen immer wieder neue auf. Sie können sehr gesundheitsschädlich sein und werden oft unter falschen Zolldeklarationen eingeführt."

Der Begriff „neu“ bezieht sich nicht notwendigerweise auf neue Erfindungen - mehrere NPS wurden vor 40 Jahren geschaffen, sondern auf Stoffe, die erst seit kurzem auf dem Markt sind. Sie haben sich in den vergangenen zehn Jahren rasant vermehrt und profitieren von der Globalisierung und den neuen Kommunikationstechnologien und werden häufig im Fachhandel und über das Internet verkauft.

Wettlauf gegen die Zeit

Der Zoll führt einen Wettlauf gegen die Zeit, um die sogenannten "Legal Highs" aufzuspüren: Chemikalien, die die Wirkung von Cannabis, Kokain oder Heroin nachahmen und die man einfach im Internet beziehen kann, da sie oft nicht illegal sind.

Am Standort der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission im italienischen Ispra analysieren Wissenschaftler die Designerdrogen. Proben, die häufig von den Behörden der Mitgliedstaaten geschickt wurden, deren routinemäßige Kontrollen keine eindeutigen Ergebnisse erbrachten. Und das aus gutem Grund: Sie stehen vor einem wahren Paradigmenwechsel, meint der Leiter des Drogenlabors Claude Guillou:

"Polizei und Zoll sind mit der Tatsache konfrontiert, dass es viel mehr von diesen Substanzen gibt als traditionelle illegale Drogen. Im Allgemeinen verlässt man sich bei der Identifizierung dieser Produkte auf eine Datenbibliothek. Aber für diese neuen Medikamente, die gerade synthetisiert wurden, gibt es oft absolut keine Daten. Man muss also bei null anfangen und braucht spezialisierte Labors wie unseres, um diese neuen Strukturen identifizieren zu können."

Der Katalog der synthetischen Drogen wird ständig erweitert

Die Forscher erarbeiten ein detailliertes "Nachschlagewerk" der neuen synthetischen Drogen. Sie müssen die Kräuter und Pulver, die vielleicht nie am Menschen getestet wurden, zuerst auf ihre Bestandteile untersuchen. Die Wissenschaftlerin Veronica Holland erklärt:

"Das Massenspektrometer zeigt das Molekulargewicht der Probe an. Zusammen mit den Informationen aus unserem Kernspinresonanzgerät können wir so die Struktur der betreffenden Probe aufklären."

In kurzer Zeit wird die chemische Beschaffenheit des Moleküls entziffert. Die Behörden können das Produkt verbieten, in dem Wissen, dass schnell eine Variante davon auf den Markt kommt, wie der Chemiker Fabiano Reniero weiß: "Die Produktion psychoaktiver Chemikalien schreitet mit unglaublicher Geschwindigkeit voran. Wir registrieren zwei neue Produkte pro Woche. Wir müssen in der Lage sein, sie sehr schnell zu identifizieren."

Wie sich dieser wissenschaftliche Wettlauf konkret auswirkt, sieht man belgischen Standort der Forschungsstelle in Geel. Dort werden mit den in Italien erfassten chemischen Fingerabdrücken Anwendungen für tragbare Instrumente entwickelt. Damit kann der Zoll verdächtige Produkte aufspüren, ohne sie aufwendig untersuchen zu müssen. Mitarbeiterin Jane Omar erklärt die Vorgehensweise:

"Die Raman-Spektroskopie ist eine analytische Technik, bei der ein Lichtstrahl auf ein Molekül einwirkt und es in Schwingung versetzt, sodass wir für jede Substanz ein einzigartiges Spektrum erhalten."

Das belgische und das italienische Labor arbeiten eng zusammen. Für den Fall, dass der chemische Fingerabdruck einer beschlagnahmten Substanz nicht registriert ist, haben sie eine Methode entwickelt. um anzugeben, ob die Substanz zu einer der drei Hauptdrogenfamilien gehört: Synthetische Cannabinoide, Cathinone oder Fentanyle, ein hochtoxisches Opioid:

"Das bedeutet, dass ein Zollbeamter, auch wenn er mit seinem Instrument kein übereinstimmendes Spektrum findet, die untersuchte Substanz mit großer Vorsicht behandeln muss, da dieser Stoff potenziell tödlich ist", erklärt Chemikerin Ana Boix.

Mit diesem Gerät verstärken die Zollbeamten den Kampf gegen illegale Drogen. Erst seit November werden neue psychoaktive Substanzen von der EU auch als Drogen definiert.

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