Designerdrogen-Boom

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Von Euronews
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Vor fünf Jahren sind Dutzende neue synthetischer Drogen, die auch Designerdrogen genannt werden, aufgetaucht. Sie sind billig, einfach zu bekommen und dadurch bei den Jugendlichen sehr beliebt. Doch zugleich sind sie sehr gefährlich, denn die Ärzte kennen nicht immer ihre Wirkungen und Risiken. Neuseeland hat sich beim Kampf gegen diese Drogen für die Legalisierung entschlossen.

Noémi Mráv

« Man verfällt in einen euphorischen Zustand, man ist offen, ruhig, ausgeglichen. Man braucht immer mehr davon und dann hat man gnaz schreckliche Kopfschmerzen. Ich weiß gar nicht warum, man das Zeug dann wieder nehmen will.. »

« Als ich es genommen haben, war alles gut, aber am nächsten Morgen war es grässlich », erzählt ein junges Paar, dass berauschendes Badesalz genommen hat. .

Berauschendes Badesalz, bzw. Mephedron (4-Methylmethcathinon) gehört zur Familie der Amphetamine. Die Droge gibt es in Form von Kapseln, Tabletten oder Mikrokristallen. Man kann sie schlucken oder spritzen.

2008 brach der Markt der Party-Droge Ecstasy zusammen, die Konsumenten waren auf der Suche nach einem Ersatz und wurden fündig. Die synthetischen Drogen waren anfangs legal und erlebten einen wahren Boom. 2009 gehörten die leicht erhältlichen berauschenden Badesalze zu den beliebtesten Drogen.

Die Länder, in denen die Desigerdrogen auftauchten, brauchten relativ lange, um die Gesetzgebung anzupassen. Es dauerte, bis sie zu illegalen Substanzen erklärt wurden. Bis es soweit war, wurden sie einfach im Internet als Düngemittel oder Badesalz angeboten. Sie waren mit der Warnung versehen, dass sie nicht nicht zum Verzehr geeignet seien.

Warum werden sie Designerdrogen genannt?

Die Designerdrogen werden hergestellt, um ähnlich Substanzen zu ersetzen, die verboten sind. Die Behörden brauchen eine gewissen Zeit, um die neuen Mittel zu analysieren. In dieser Zeit landen die neuen Drogen auf der Liste der vorübergehend verbotenen Stoffe, die C-Liste. Die Drogenverkäufer oder vielmehr die Chemiker unter ihnen reagieren prompt und stellen eine neue Version der Droge her. Meistens genügt eine kleine Änderung bei der Molekularen Zusammensetzung. Die neue Substanz hat fast die gleiche Wirkung wie die alte, aber sie ist nicht auf der C-Liste und kann somit ohne weiteres verkauft werden.

2008 waren 13 Produkte aufgelistet, 2009 waren es 24 und 2010 waren es 41. Im jahr 2011 kamen acht weitere hinzu und 2012 umfasste die Liste 73 Produkte. Diese Rauschstoffe – Mephedron, Methylon und Methylendioxypyrovaleron (MDPV) – haben Ecstasy nicht verdrängt, denn sie ändern sich zu häufig. Sobald eine Substanz verboten wird, wird sie durch eine leichte veränderte Substanz mit den gleichen Wirkungen ersetzt.
2011 wurden Mephedron und Kristall verboten, sofort tauchten Methylon und Methylendioxypyrovaleron auf. Der Kampf scheint von vornherein verloren zu sein.

Die dunkle Seite der Modedrogen

Manche Designerdroge haben eine ähnliche Wirkung wie Heroin, viele Süchtige satteln auf die synthetischen Rauschmittel um, da sie billiger und einfacher zu bekommen sind. Und viele Menschen, die sich bislang nciht getraut haben illegale Drogen zu nehmen, probieren Modedrogen aus. Doch oft endet es mit einem “bad trip”. Ein junger Mann erzählt:

« Ich habe mich noch nie so schlecht gefühlt. Ich habe alles mögliche genommen. Sechs Monate lang hatte ich mir täglich Badesalz gespritzt. Dann probierte ich Methylendioxypyrovaleron aus, ich spritzte ein Gramm und dachte ich würde sterben. Ich hatte das Gefühlt, dass mein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Ich war total paranoid. Ich konnte nicht schlafen, konnte aber auch nicht aufstehen, weil ich so stark zitterte. Ich schwitzte sehr stark und mir war kalt. Ich lag unter meiner Bettdecke, total verängstigt und in Panik. »

Methylendioxypyrovaleron hat eine ähnliche Wirkung wie Speed oder Ecstasy. Ein Zustand der Euphorie, ein erhöhter Herzrhythmus, das Gefühl zu schweben, dieser Zustand dauert nur ein paar Stunden, doch die erhöhte Herzfrequenz kann bis zu einem halben Tag lang anhalten. Es kommt oft zur “Overdose”, denn Designerdrogen sind oft stärker, eine kleine Menge kann schon tödlich sein.
Methylendioxypyrovaleron ist die Droge der Armen, denn sie ist sehr billig. In Ungarn etwa kostet ein Gramm umgerechnet 7-8 Euros. Vor allem Jugendliche greifen zur dieser Designerdroge.

Horrortrip

"Vor ein paar Monaten habe ich zum ersten Mal Crystal Meth als Mephedron Ersatz genommen.Für 10 Euro habe ich mir ein wenig gekauft, es zu Pulver gemahlen und gesnifft. Mein Nase blutete und mein Brustkorb zog sich zusammen, wie bei einer Panikattacke.

"Vor ein paar Tagen habe ich es erneut genommen, doch diesmal spritzte ich es. Ich mit einem Kumpel, der viel Mephedron konsumiert. Wir haben uns alle zwei Stunden ein Gramm injiziert. nach drei Gramm fühlten wir uns gut, wir schwebten, es war angenehm. Doch dann ist mein Kumpel plötzlich eingeschlafen. Als er wieder zu sich gekommen ist, waren seine Augen ganz glasig. Vor meinen Augen verändert er sich. Ich erkannte ihn nicht wieder. Er war sehr wütend und aggressiv.

Er stand auf und fragte mich, wo er sei und wer ich sei. Dann verließ er die Wohnung. Ich konnte nicht mit ihm reden, ich bin nicht zu ihm durchgekommen. Er taumelte wie ein Betrunkener. Irgendwann verlor er das Bewusstsein. Nach ein paar Stunden ist er wieder aufgewacht aber es ging ihm immer noch schlecht. Für mich war das ein Zeichen, mir reicht es, ich rühre das Zeug nicht mehr an." Bericht eines jungen Mannes aus Ungarn

Ist Legalisierung die Lösung ?

Der Gesundheitsminister Neuseelands setzt bislang wie andere Länder die Designerdrogen auf die C-Liste. Doch es dauert einfach zu lang, es vergehen mindestens zwei Monate zwischen dem Auftauchen eines neuen Rauschmittels auf dem Markt und seines Verbots.
Die neuseeländischen Behörden wollen das System reformieren. Bis jetzt muss der Staat beweisen, dass das Mittel gesundheitsschädlich ist. Die Behörden wollen den Spieß umdrehen: Künftig müssten die Verkäufer der Mittel beweisen, dass sie zum Verzehr geeignet sind.
Falls das Gesetz verabschiedet wird, könnte die Regierung auch den Import der Substanzen regulieren. Der Verkauf an Minderjährige wäre verboten. Zudem würden die Substanzen nur in bestimmten Läden verkauft werden mit einem Notizzettel, auf dem alle Nebenwirkungen aufgelistet wären.

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