Artur Brauner - Produzent von "Hitlerjunge Salomon"- mit 100 gestorben

Artur Brauner - Produzent von "Hitlerjunge Salomon"- mit 100 gestorben
Copyright REUTERS
Copyright REUTERS
Von Euronews mit dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Der Holocaust-Überlebende Artur Brauner wurde berühmt mit seinen Filmen zum Holocaust.

WERBUNG

Artur Brauner, einer der erfolgreichsten Filmproduzenten im Nachkriegsdeutschland, ist im Alter von 100 Jahren in Berlin gestorben. Das teilte seine Familie mit. Brauner sei friedlich eingeschlafen. 

Der 1918 im polnischen Lódz als Kind einer jüdischen Familie geborene Brauner arbeitete mit Stars wie Romy Schneider, Curd Jürgens, Caterina Valente, Maria Schell, O.W. Fischer und Heinz Rühmann zusammen und verhalf dem deutschen Film nach dem Zweiten Weltkrieg wieder zu Ansehen.

In Brauners Berliner Central Cinema Company-Studios (CCC) entstanden 700 Kinofilme und TV-Produktionen. Er brachte Filme wie «Der brave Soldat Schwejk», «Der Tiger von Eschnapur», «Dr. Mabuse» und «Mädchen in Uniform» auf die Leinwand.

Brauner, der 49 jüdische Verwandte in den Konzentrationslagern der Nazis verlor, erinnerte außerdem mit zahlreichen Filmen an das Schicksal der Holocaust-Opfer. Bereits 1948 hatte Brauner bei den Filmfestspielen in Venedig «Morituri» über die Flucht von Häftlingen aus einem Konzentrationslager gezeigt.

Aufsehen erregte die nach einer wahren Geschichte entstandene Brauner-Produktion «Hitlerjunge Salomon» (1990/Regie Agnieszka Holland). Darin gibt sich ein jüdischer Junge als Hitler-Junge aus, um zu überleben. Das Drama gewann einen Golden Globe, wurde von der deutschen Auswahlkommission überraschend aber nicht für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert. Im Gegensatz zu Deutschland war der Film in den USA ein großer Publikumserfolg.

«Auschwitz-Überlebende in aller Welt verabschieden sich von Artur Brauner mit Wehmut und großer Dankbarkeit», sagte Christoph Heubner, Vizepräsident Internationales Auschwitz Komitee, am Sonntagabend laut Mitteilung. «Sein Wille, der Welt vor Augen zu führen, was in den Lagern der Nazis und während des Holocaust geschehen war, rührte aus dem eigenen Erleben und dem nie endenden Schmerz angesichts des Verlustes vieler seiner Familienangehörigen.» In vielen Filmen habe er den Ermordeten und den Überlebenden eine Stimme gegeben.

Brauner überlebte den Holocaust versteckt in der Sowjetunion. 1946 kam er nach Berlin und gründete seine Filmgesellschaft. In den CCC-Filmstudios war Brauner zu Beginn gleichzeitig Produzent, Atelierchef, Dramaturg, Besetzungschef und Buchhalter. Er verfilmte auch zahlreiche Abenteuerromane wie «Der Schut» und «Old Shatterhand» mit Lex Barker und Pierre Brice.

Brauner, Vater von zwei Töchtern und zwei Söhnen, war jahrzehntelang gemeinsam mit seiner Frau Maria Stammgast bei den großen gesellschaftlichen Ereignissen Berlins. Brauners Tochter Alice führt als Produzentin bereits seit einigen Jahren das Lebenswerk ihres Vaters fort.

Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, schrieb bei Facebook: «Artur Brauners Durchhaltewillen, seine Zielstrebigkeit und seine unbedingt lebensbejahende Einstellung beeindruckten jeden, der das Glück hatte, ihn kennenzulernen. Mit ihm verlässt uns ein Mensch, der Generationen geprägt und unser Land bereichert hat. Er wird uns fehlen.»

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

Berlinale: Goldener Bär geht an Dokumentarfilm "Dahomey"

Europäischer Filmpreis: "Anatomie eines Falls" räumt mehrere Preise ab

Trauer in Deutschland: Schauspieler und "bayerisches Multitalent" Elmar Wepper gestorben.