Afrika-Cup-Finale: "Am nächsten Tag werden wir immer noch Brüder sein"

Afrika-Cup-Finale: "Am nächsten Tag werden wir immer noch Brüder sein"
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Von Marta Rodriguez MartinezCristina Abellan Matamoros
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Algerien wird an diesem Freitag im Finale des 32. Afrika-Cups 2019 gegen Senegal antreten.

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Algerien wird an diesem Freitag im Finale des 32. Afrika-Cups gegen Senegal antreten. Nach zwei spannenden Halbfinal-Spielen haben in Frankreich die Fans beider Teams den Sieg zu einer Frage des Nationalstolzes gemacht.

"Wenn eine Nationalmannschaft spielt, repräsentiert sie dich, wir sind stolz darauf und wenn sie gewinnen, wächst unser Stolz. Und dass wir immer noch in diesem Afrika-Cup dabei sind, freut uns einfach", erzählt Karim, ein algerischer Fußball-Fan aus dem französischen Lyon gegenüber Euronews vor dem großen Finale.

In Guillotière, dem Stadtteil von Lyon mit den größten afrikanischen Gemeinschaften, erwarten die Fans Senegals mit Spannung das Spiel, mit dem das Land zum ersten Mal Afrikameister werden könnte. Für Algerien wäre es der zweite Titel nach dem Triumph von 1990.

Herr Benguira ist stolz, dass Algerien so weit gekommen istAbellan Matamoros, Cristina

Vor seinem mit algerischen Flaggen geschmückten Laden steht Monsieur Benguira - sichtbar stolz auf sein Land: "Ich freue mich sehr für Nordafrika und besonders für die Algerier", sagte er zu Euronews. "Sie verdienen es, weil sie ein sehr gutes Team sind."

Für Benguira würde ein Sieg Algeriens auch zur Stärkung der nationalen Identität beitragen, etwas, das nach dem politischen Aufruhr in Afrikas größtem Land dringend benötigt werde.

"Der Afrika-Cup fällt mit allem zusammen, was in letzter Zeit in Algerien passiert ist. Wir unterstützen die Algerier in Frankreich und in der ganzen Welt von ganzem Herzen. Alles passiert gleichzeitig, das ist ein großer und sehr wichtiger Zufall", so Benguira.

In Algerien geht es politisch turbulent zu, seit Langzeitpräsident Abdelaziz Bouteflika im April nach wochenlangen Protesten und dem Druck der Öffentlichkeit seinen Rücktritt bekannt gab. Der 82-Jährige war seit einem Schlaganfall 2013 kaum noch öffentlich aufgetreten.

Sieg für Senegal: Eine Frage des Nationalstolzes

Die Fans des Senegal hoffen dagegen, dass es ihnen nach der Niederlage im Finale gegen Kamerun 2002 nun gelingt, das erste Mal die begehrte Trophäe zu ergattern. Auch für die Senegalesen ist es eine Frage des Nationalstolzes.

_"Wir sind das zweite Mal im Finale, und ich hoffe, dass wir diesmal die Trophäe mit nach Hause nehmen, weil der ganze Senegal hinter den "Lions of Teranga" (_Name der Fußballmannschaft, Anm. der Redaktion) steht, so dass wir zumindest einen Stern auf unserem Trikot tragen können", erklärt ein Senegalese in Lyon.

Nur wenige Meter entfernt, in einem der beliebtesten senegalesischen Restaurants der Stadt, hofft eine Gruppe von der Elfenbeinküste ebenfalls auf den Sieg Senegals. Denn das Land gehört ebenfalls zu den Nationen südlich der Sahara, die sich einander verbunden fühlen.

Gruppe in einem senegalesischen Restaurant in LyonAbellan Matamoros, Cristina

"Für mich ist es sehr wichtig, weil es Subsahara-Afrika ist", sagte eine Frau, die am Tisch sitzt, "ich liebe Nordafrikaner, aber ich habe Freunde, Schwestern und Brüder, die im Senegal leben und studieren."

Mandaoud Diop hat seine Schneiderei direkt neben dem Restaurant. Er freut sich über den Erfolg seines Teams.  "Wir brauchen das gerade wirklich. Es ist 17 Jahre her, dass wir uns nicht mehr für das Finale qualifiziert haben. Das ist unser zweites Endspiel, ich hoffe, wir bringen den Pokal nach Hause in den Senegal."

Mandaoud Diop arbeitet als SchneiderAbellan Matamoros, Cristina

"Am nächsten Tag werden wir noch immer Brüder sein"

Auch wenn die Gemeinschaften einen Ort gefunden haben, an dem sie ihre Emotionen teilen und ihren Gefühlen Luft machen können, wurden die Feierlichkeiten in Frankreich nach dem vergangenen Spiel am Sonntag von Gewalt und Ausschreitungen überschattet. Auch in Lyon standen Müllkübel und Autos in Flammen, 282 Menschen wurden in ganz Frankreich festgenommen.

"Ich rede lieber über die positiven Dinge. Die Gewalt trübt unsere Freude. Sie wird von Rowdys verübt, die nicht unbedingt Algerier sind", sagt Karim in seinem Laden, der ebenfalls mit allerlei algerischen Utensilien geschmückt ist.

Der Ladenbesitzer ist überzeugt, dass sich am Ende die afrikanische Kameradschaft durchsetzen wird, unabhängig davon, wer Freitagabend gewinnt. Karim ruft einen Mann zu sich, umarmt ihn und sagt: "Das ist mein senegalesischer Bruder - ich bin Algerier, wir sind zwei Brüder. Möge der Bessere gewinnen!

Wenn Senegal gewinnt, werde ich weinen und du wirst lachen. Wenn Algerien siegt, werde ich lachen und er wird weinen. Aber am nächsten Tag werden wir noch immer Brüder sein."

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