Das Image von Plastik nachhaltig aufpolieren

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Von Paul HackettSabine Sans
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Kunststoff hat einen schlechten Ruf: Zu viel von dem dadurch entstehendem Abfall landet in der Umwelt. Kreislaufwirtschaftsmodelle sollen das ändern.

Diese Folge von Business Planet kommt aus Österreich. Dort arbeitet ein großes Familienunternehmen daran, das Problem der Kunststoffabfälle durch Verpackungen in eine nachhaltige Geschäftsidee zu verwandeln.

Wirtschaft würde heute ohne Kunststoff nicht funktionieren, aber der damit erzeugte Abfall hat aufgrund der Umweltauswirkungen eine öffentliche Gegenreaktion ausgelöst. Um unsere Einstellung zu diesem Material zu ändern, braucht es innovative Wege der Herstellung, Wiederverwendung und des Recyclings von Kunststoffen.

Kreislaufwirtschaft ist eine intelligente Lösung

Alpla verarbeitet und recycelt Kunststoffe. Das Unternehmen ist in diesem Bereich weltweit führend und entwickelt innovative nachhaltige Verpackungssysteme. Eines seiner Kernprodukte ist die PET-Flasche, die immer wieder verwendet werden kann.

"Das Großartige an PET ist, dass es sehr gut recycelbar ist und viele Male im Kreislauf geführt werden kann. Bei der Produktion des Recyclingmaterials entstehen circa 90 Prozent weniger CO2-Emissionen. Das ist gut für die Umwelt", erklärt Christoph Hoffmann, Direktor Unternehmensstrategie, Nachhaltigkeit & Kreislaufwirtschaft, Alpla.

Foto: euronews

Den Ruf von Plastik wiederhersstellen

Das Unternehmen hat sich mit der österreichischen Molkerei NÖM zusammengetan, die Alpla-Flaschen für ihre Milchprodukte verwendet. Im Gegensatz zu vielen anderen Molkereibetrieben, die wieder Glas einführen, hat sich NÖM bewusst für eine Kunststoffflasche entschieden, weil sie die Umwelt schont:

"Das ist sehr einfach", erklärt Erik Hofstädter, Direktor für Strategie, Marketing und Innovation, NÖM-Molkerei. "Wir sparen gegenüber der Glasmehrwegflasche 20 Prozent CO2 im Gesamten und wir würden für die gleiche Menge an Flaschen zum Transportieren 23 mal mehr Lkws benötigen als mit der PET-Flasche."

Die Vorteile von Kunststoff, insbesondere seine Schutzeigenschaften und seine Haltbarkeit, sind aus ökologischer Sicht ein Nachteil: Deshalb sind zirkuläre Lösungen, also wiederholtes Recycling wichtig. Alpla macht daraus eine Geschäftsidee:

"Unsere Vision ist es, die nachhaltigste Verpackungslösung zu produzieren. Wir werden unsere Recyclingaktivitäten weiter ausbauen und Innovationen mit weniger Material entwickeln," sagt Hoffmann. 

Maßnahmen auf EU-Ebene

Alpla gehört zu den Unterzeichnern der "Circular Plastics Alliance". Die von der Europäischen Kommission unterstützte Initiative zielt darauf ab, das Kunststoffrecycling innerhalb der EU bis 2025 auf 10 Millionen Tonnen zu steigern. Die Allianz deckt den gesamten Produktzyklus von Kunststoffen ab und umfasst rund 180 Organisationen aus Industrie, Wissenschaft und Behörden.

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"Kunststoffe sind unverzichtbar - für den Klimaschutz, für Mobiltelefone, für medizinische Produkte. Das heißt, wir brauchen eine intelligente Lösung, damit wir die Vorteile von Kunststoffen nutzen und gleichzeitig verhindern können, dass sie in die Umwelt gelangen. Eine Kreislaufwirtschaft ist genau diese intelligente Lösung", meint Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO).

In Verbindung mit ihrem kürzlich veröffentlichten Green Deal hat die Europäische Kommission einen Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft verabschiedet. Neben der Ausweitung des Kunststoff-Recyclings umfasst dieser auch Maßnahmen zur Reduzierung und Wiederverwendung von Materialien noch vor der Recycling-Phase.

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Sylvia Hofinger ist Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), der die Circular Plastics Alliance (CPA) unterzeichnet hat. Business Planet sprach mit ihr über die CPA und was getan wird, die Menge an Kunststoffen zu erhöhen, die in Europa recycelt werden.

Was genau ist die Circular Plastics Alliance?

"Die 'Circular Plastics Alliance' ist ein Zusammenschluss von mittlerweile über 170 Akteuren der europäischen Kunststoff-Wirtschaft, die eine Vision haben: Recycling und Kreislaufwirtschaft in der Europäischen Union zu steigern. Die Europäische Kommission unterstützt das dankenswerterweise. Nun haben sich alle Akteure das Ziel gesetzt, bis 2025 zehn Millionen Tonnen Kunststoffe in der EU zu recyceln und wieder auf den Markt zu bringen."

Eine Unmenge an Kunststoff gelangt in die Umwelt, insbesondere in die Flüsse und Meere. Sollte man nicht einfach insgesamt weniger Kunststoff verwenden, anstatt mehr zu recyceln?

"Man muss das differenziert sehen. Natürlich hat Kunststoff in der Umwelt absolut nichts verloren. Auf der anderen Seite hat Kunststoff so überzeugende Produkteigenschaften, dass es zum meist verwendeten Material geworden ist. Wir brauchen Kunststoffe in Umwelttechnologien, für den Klimaschutz, in der Medizin, aber auch bei Alltagsprodukten wie Handys. Das heißt, wir brauchen eine intelligente Lösung, damit wir auf der einen Seite die Vorteile von Kunststoff nutzen können und auf der anderen Seite verhindern, dass er in die Umwelt gelangt. Mit der Kreislaufwirtschaft schaffen wir genau das: eine Win-Win-Situation für die Menschen und für die Umwelt."

Glauben Sie, dass man das Material Kunststoff in Zukunft mehr akzeptieren wird?

"Ich blicke optimistisch in die Zukunft: Ich glaube, wenn wir es schaffen, Kreislaufwirtschaft erfolgreich zu etablieren, werden wir auch die Menschen wieder davon überzeugen, dass Kunststoff ein wertvolles Material ist. Viel zu wertvoll, um es wegzuschmeißen. Lassen Sie mich ein Beispiel geben. Bei Lebensmittelverpackungen hat das Lebensmittel normalerweise einen dreißigfach höheren ökologischen Fußabdruck als die Verpackung. Wenn wir also bei der Verpackung sparen, tun wir der Umwelt und dem Klima nichts Gutes, wenn dadurch mehr Lebensmittel verderben. Das heißt, wir brauchen wieder eine Fakten basierte Diskussion. Dann werden die Menschen sicher auch erkennen, dass Kunststoffe Vorteile haben. Klar ist aber: Wir müssen dafür sorgen, dass sie nicht mehr in die Umwelt gelangen."

Fakten & Zahlen

  • In der EU werden jedes Jahr über 50 Millionen Tonnen Kunststoffe verwendet. Mehr als 25 Millionen Tonnen Kunststoffabfälle werden jedes Jahr eingesammelt, aber weniger als ein Drittel wird wiederverwertet.
  • Die Circular Plastics Alliance (CPA) ist eine von der Europäischen Kommission geförderte Initiative, die das Ziel hat, den EU-Markt für recycelte Kunststoffe bis 2025 auf 10 Millionen Tonnen anzuheben. Die Allianz umfasst derzeit über 178 Organisationen aus Industrie, Wissenschaft und Behörden.
  • Der kürzlich veröffentlichte Grüne Deal der EU unterstreicht die Notwendigkeit, die Industrie zu mobilisieren, um eine klimaneutrale und zirkuläre Wirtschaft zu erreichen - gerade in ressourcenintensiven Sektoren wie der Kunststoffindustrie. Im März 2020 wird die Kommission einen Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft verabschieden, der eine nachhaltige Produktpolitik beinhaltet, die der Reduzierung und Wiederverwendung von Materialien vor deren Recycling Vorrang einräumt.

Nützliche Links

Circular Plastics Alliance

Kampagne für freiwillige Zusagen

Europäischer Grüner Deal

EU-Kunststoffstrategie

Journalist • Paul Hackett

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