Champagne: Migranten wurden als Weinleser ausgenutzt

Champagne: Migranten wurden als Weinleser ausgenutzt
Copyright Laurent Cipriani/Copyright 2017 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews
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Prozess gegen Menschenhandel in Reims: Migranten wurden als Weinleser angeworben. Sie mussten unter unmenschlichen Bedingungen leben, teilweise ohne Lohn.

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Das berühmte Weinanbaugebiet bei Champagne im Norden Frankreichs macht in dieser Woche traurige Schlagzeilen. Denn in Reims findet ein Prozess gegen Menschenhandel statt.

Sechs Personen und drei Unternehmen werden verdächtigt, 2018 Dutzende von Asylsuchenden augebeutet zu haben. Die Migranten, die überwiegend aus Afrika und Afghanistan kamen, mussten unter unmenschlichen Bedingungen leben.

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Anwalt Mehdi BouzaidaEuronews
Ihnen wurde eine Stelle mit einem Gehalt von 10 Euro pro Stunde versprochen. Das ist nicht schlecht. Sie sollten etwa 20 bis 30 Tage arbeiten. Auch das ist nicht schlecht. Und man hat ihnen eine Unterkunft versprochen, ein Zimmer für zwei, drei Personen. Als sie jedoch ankamen, war das offensichtlich nichts so.
Mehdi Bouzaida
Anwalt

"Unwürdige" Lebensweise

Einige von ihnen kamen aus Flüchtlingscamps in anderen Teilen des Landes. Sie wurden mit Transportern in die Champagne gebracht und wohnten dann in Unterbringungszentren, wie im Dorf Oiry.

Fast 80 Arbeiter waren in einem ehemaligen Hotel untergebracht, unter Bedingungen, die nach Ansicht der Ermittler "unwürdig" sind. Sie mussten zu zehnt im Zimmer wohnen, mit nur einer Dusche für das ganze Haus. Laut Polizei hatten sie auf dem Fußboden Lebensmittel gelagert. Die Arbeiter klagten über Hunger und harte Arbeitstage. Zeitweise mussten sie ohne Lohn und ohne Vertrag arbeiten.

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Weinanbaugebiet in der ChampagneEuronews

Champagner-Hersteller weisen Schuld ab

Die Ernte wurde an einige der größten französischen Champagner-Hersteller geliefert. Diese betonten, nichts von diesen Praktiken gewusst zu haben. Strafrechtlich angeklagt wurde niemand.

In vielen Agrarregionen Europas ist illegale Arbeit an der Tagesordnung. Chefermittler Oberst Thuries beschreibt, dass diese Ausbeutung extrem lukrativ ist.

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Philippe Thuries, PolizeiEuronews
Die Menschen, die angeworben werden, müssen den Job-Vermittlern Kosten für Transport, Anwerbung und Verpflegung bezahlen. Aber auch ein Teil des Gehalts wird von diesen Vermittlern eingezogen, wenn die Landbesitzer - und das ist meistens der Fall - die Gehälter der Arbeiter auszahlen.
Philippe Thuries
Leiter des Zentralbüros zur Bekämpfung illegaler Beschäftigung

Mit einem Urteil wird im September gerechnet.

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