Prozess gegen Menschenhandel in Reims: Migranten wurden als Weinleser angeworben. Sie mussten unter unmenschlichen Bedingungen leben, teilweise ohne Lohn.
Das berühmte Weinanbaugebiet bei Champagne im Norden Frankreichs macht in dieser Woche traurige Schlagzeilen. Denn in Reims findet ein Prozess gegen Menschenhandel statt.
Sechs Personen und drei Unternehmen werden verdächtigt, 2018 Dutzende von Asylsuchenden augebeutet zu haben. Die Migranten, die überwiegend aus Afrika und Afghanistan kamen, mussten unter unmenschlichen Bedingungen leben.
"Unwürdige" Lebensweise
Einige von ihnen kamen aus Flüchtlingscamps in anderen Teilen des Landes. Sie wurden mit Transportern in die Champagne gebracht und wohnten dann in Unterbringungszentren, wie im Dorf Oiry.
Fast 80 Arbeiter waren in einem ehemaligen Hotel untergebracht, unter Bedingungen, die nach Ansicht der Ermittler "unwürdig" sind. Sie mussten zu zehnt im Zimmer wohnen, mit nur einer Dusche für das ganze Haus. Laut Polizei hatten sie auf dem Fußboden Lebensmittel gelagert. Die Arbeiter klagten über Hunger und harte Arbeitstage. Zeitweise mussten sie ohne Lohn und ohne Vertrag arbeiten.
Champagner-Hersteller weisen Schuld ab
Die Ernte wurde an einige der größten französischen Champagner-Hersteller geliefert. Diese betonten, nichts von diesen Praktiken gewusst zu haben. Strafrechtlich angeklagt wurde niemand.
In vielen Agrarregionen Europas ist illegale Arbeit an der Tagesordnung. Chefermittler Oberst Thuries beschreibt, dass diese Ausbeutung extrem lukrativ ist.
Mit einem Urteil wird im September gerechnet.