Gemeinsame Forschungsstelle: mit Daten und Normen gemeinsam gegen Covid-19

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Von Julian GOMEZ
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Daten sammeln, einheitliche Testkits für ganz Europa und gemeinsam arbeiten: Damit rüstet sich die EU gegen die Coronakrise.

Wie kann man die Effizienz von Tests kontrollieren, die derzeit zur Diagnose von Covid-19 eingesetzt werden? Wie kann man falsche Negativbefunde vermeiden? Was sind die wichtigsten epidemiologischen Daten zur Bekämpfung der Pandemie? Europäische Wissenschaftler der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) arbeiten an der Antwort auf diese und andere Herausforderungen, mit denen die Europäische Union derzeit konfrontiert ist.

Wissenschaftler haben ein Referenzmaterial entwickelt, um zu vermeiden, dass ein Test bei tatsächlich mit dem Virus infizierten Personen fälschlicherweise ein negatives Ergebnis liefern könnte. Das Referenzmaterial wurde mittels Molekularbiologie entwickelt. Die Hauptkomponente ist ein synthetischer, nicht infektiöser Teil des Virus, der auch nach möglichen Mutationen unverändert geblieben ist.

"Aus analytischer Sicht verhält sich dieses Molekül genau wie das Coronavirus-Genom", erklärt Francesco Gatto, Biotechnologe und Mikrobiologe, Direktorat für Gesundheit, Verbraucherschutz und Referenzmaterial, Gemeinsame Forschungsstelle (GFS). "Aber es ist nicht infektiös, da es kein vollständiges Partikel ist. Deshalb kann man das Molekül in den Analysen verwenden und garantieren, dass im analytischen Prozess, der recht komplex ist, alles reibungslos abläuft."

Einheitliche Testkits

Das Kontrollmaterial ermöglicht es Testlaboratorien und Unternehmen, die Coronavirus-Tests herstellen, dass ihre Testkits, die in ganz Europa eingesetzt werden, auf einem einheitlichen Prinzip beruhen. Wenn ihre Tests nicht das Kontrollmaterial nachweisen, wird auch nicht das echte Virus nachgewiesen:

"Dank der positiven Kontrolle können wir bestätigen, dass alles unter Kontrolle ist, dass der Test ordnungsgemäß funktioniert. Wenn wir also ein negatives Ergebnis für einen Patienten haben, dann deshalb, weil das Virus nicht vorhanden ist, und nicht, weil der Test nicht funktioniert hat", so Philippe Corbisier,  Bioanalyse-Wissenschaftler, Direktorat für Gesundheit, Verbraucherschutz und Referenzmaterial, Gemeinsame Forschungsstelle (GFS).

Daten sammeln im Kampf gegen Corona

Außerdem sammeln und analysieren die Forscher hier auch seit dem Virus-Ausbruch eine breite Palette von epidemiologischen, sozialen, sicherheits-, wirtschafts- und umweltpolitischen Daten. Ziel ist, die europäischen Regierungen beim Kampf gegen die Pandemie zu unterstützen. Die Maßnahmen können sowohl auf europäischer Ebene koordiniert als auch auf die spezifische epidemiologische Situation jedes Landes zugeschnitten werden.

Alessandra Zampieri, Abteilungsleiterin für Katastrophenrisiko-Management, GFS, erklärt:

"Diese Informationen wurden z.B. verwendet, um den Bedarf für medizinische Geräte, Beatmungsgeräte, Masken, Intensivstationen abzuschätzen, wie viel medizinisches Personal in den nächsten Wochen benötigt wird usw. Die Datenlage war während der Pandemie immer wichtig. Sie ist auch aktuell noch sehr wichtig. Am Anfang war es wichtig, den Höhepunkt des Ausbruchs zu bestimmen. Aktuell verfolgt man anhand der Daten, wie sich die Pandemie entwickelt, wie sich die Fälle verringern. Man identifiziert neue Fälle. Das ist noch immer oberste Priorität in der Europäischen Union".

Nach der Arbeit an Szenarien zur Bewertung der Virus-Ausbreitung und der möglichen Lockdown-Auswirkungen konzentrieren sich die Wissenschaftler aktuell auf sogenannte "Ausstiegsszenarien" aus dem Lockdown.

"Die Fälle sind unter Kontrolle", sagt Tom de Groeve, stellvertretender Abteilungsleiter für Katastrophenrisiko-Management, GFS. "Aber es kann zu einer erneuten Eskalation, zu einem erneuten Anstieg kommen. Unsere Modelle und unsere Szenarien bilden mögliche Auswirkungen im Sommer ab, damit kann man die wirtschaftliche Lage des Tourismussektors gegen Risiken für die öffentliche Gesundheit abwägen."

Bei der Analyse dieser Ausstiegsstrategien arbeiten die Forscher eng mit anderen Institutionen zusammen, unter anderem mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDPC) in Schweden.

Journalist • Julian GOMEZ

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