Innerhalb von 24 Stunden sind über 2.100 Bootsmigranten nach gefährlichen Fahrten übers Mittelmeer auf der italienischen Insel Lampedusa eingetroffen. Dort ist kein Platz für die Schutzsuchenden. Der EU bleibt wenig mehr, als die Mitglieder um Solidarität und Hilfe zu bitten.
**Die Zahl der Ankünfte scheint nicht abzureißen und vielerorts in Italien schrillen die Alarmglocken. Innerhalb von 24 Stunden sind auf der kleinen Mittelmeerinsel Lampedusa mehr als 2.100 Schutzsuchende aus Nordafrika eingetroffen. **
Viele von ihnen drängen sich ohne ein Dach über dem Kopf an den Kaianlagen. Der sizilianische Regionalpräsident Nello Musumeci sprach von einem "menschlichen Drama der Migranten im Mittelmeerraum", das ungelöst sei. Jeder wisse, dass in den kommenden Wochen viele Migranten auf dem Meer sterben würden. Aber niemand in Rom oder Brüssel rühre einen Finger.
Immer mehr Menschen wagen auch wegen des derzeit guten Wetters die lebensgefährliche Überfahrt in oft winzigen Booten.Nach UN-Angaben kamen in den ersten vier Monaten des Jahres mehr als 500 Bootsmigranten allein im zentralen Mittelmeer ums Leben
Die Zahl der Menschen, die italienischen Boden lebend erreichen, hat sich laut des Innenministeriums gegenüber dem Vorjahr auf knapp 13.000 verdreifacht. Den größten Anteil stellen Menschen aus Tunesien, der Elfenbeinküste und Bangladesch.
Appell aus Brüssel
Die Regierung in Rom möchte die Migranten umgehend auf andere EU-Länder verteilen, ist dabei aber allein auf guten Willen angewisen. EU-Innenkommisarin Ylva Johansson rief nach der Massenankunft an diesem Montag auf, Solidarität mit Italien zu zeigen und zu helfen. Dies sei während der Pandemie zwar schwierig, aber möglich. Unmöglich umzusetzen scheint dagegen die von Johansson bereits im September vorgeschlagene EU-Asylreform.