Entsetzen nach Kopfschuss auf Journalisten: Peter de Vries (64) kämpft um sein Leben

Anschlagsort in der Amsterdamer Innenstadt
Anschlagsort in der Amsterdamer Innenstadt Copyright Molly Quell/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved
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Von Euronews mit dpa
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Nach dem Mordanschlag auf den prominenten niederländischen Journalisten Peter R. de Vries sind zwei Männer, eine Pole und ein Niederländer, dringend tatverdächtig.

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Nach dem Mordanschlag auf den prominenten niederländischen Journalisten Peter R. de Vries sind zwei Männer dringend tatverdächtig.

Ein 35-Jähriger mit polnischer Staatsangehörigkeit aus dem Ort Maurik sowie ein 21-jähriger Niederländer aus Rotterdam wurden kurz nach dem Anschlag festgenommen. Ein dritter in Gewahrsam genommener Mann wurde wieder freigelassen.

Der Kriminalreporter de Vries war am Dienstagabend mitten in Amsterdam durch einen Kopfschuss lebensgefährlich verletzt worden. De Vries kämpfe um sein Leben, sagte Amsterdams Bürgermeisterin Femke Halsema.

Bei Hausdurchsuchungen in Maurik, Rotterdam und Tiel seien Computer sowie Munition sichergestellt worden, teilte die Polizei mit. Die zwei Verdächtigen sollen am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Sie waren nur wenige Stunden nach dem Anschlag auf der Autobahn A4 bei Leidschendam - etwa 60 Kilometer von Amsterdam entfernt - festgenommen worden.

Angriff auf Journalismus und Rechtsstaat

Das niederländische Königspaar meldete sich aus Berlin, wo König Willem-Alexander und seine Frau Máxima ihren Staatsbesuch in Deutschland beenden.

"Am letzten Tag unseres Staatsbesuchs möchten wir unsere Bestürzung über den schrecklichen Angriff auf Peter de Vries zum Ausdruck bringen. Wir sind entsetzt und wünschen allen, die ihm nahe stehen, viel Kraft in diesen schweren Zeiten", sagte Willem-Alexander.

Peter de Vries ist natürlich ein besonderer Journalist und das war ein Angriff auf den Journalismus, den Grundpfeiler unseres Rechtsstaates und damit auch ein Angriff auf den Rechtsstaat.
König Willem-Alexander

"Peter de Vries ist natürlich ein besonderer Journalist und das war ein Angriff auf den Journalismus, den Grundpfeiler unseres Rechtsstaates und damit auch ein Angriff auf den Rechtsstaat."

In der Amsterdamer Innenstadt sind die Anwohner geschockt. "Hoffen wir, dass er überlebt. Ich habe gesehen, dass dort Blumen liegen, also dachte ich, ich lege auch ein paar hin", sagt ein junger Mann.

Piet, der in der Lange Leidseswarstraat wohnt, sagt: "Das gibt auch Stress in der Nachbarschaft, keine gute Sache, ich fühle mich wirklich schlecht deswegen."

Ist de Vries wegen seiner Arbeit Opfer der organisierten Kriminalität geworden?

Anschlagsopfer De Vries gilt in den Niederlanden als Experte auf dem Feld der organisierten Kriminalität. Zur Zeit ist er die Vertrauensperson des Kronzeugen in einem großen Prozess. 2019 waren bereits der Anwalt des Kronzeugen und auch dessen Bruder erschossen worden.

Suzanne Mensen lebt in Amsterdam und ist selbst Journalistin. "Es war wirklich nicht zu erwarten, auch wenn viele Leute fanden, dass er gefährliche Dinge gemacht hat", sagt sie.

"Er ist jemand, der sich für Gerechtigkeit einsetzt, er macht einfach gute Sachen, ein Kriminaljournalist, der allen auf die Finger schaut. Ich denke, die Niederlande brauchen ihn, wir brauchen ihn noch viel länger."

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) forderte eine "unverzügliche, lückenlose Aufklärung". "Die Behörden müssen prüfen, ob de Vries wegen seiner kritischen und furchtlosen journalistischen Tätigkeit zum Opfer organisierter Kriminalität wurde", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr am Mittwoch in Berlin laut Mitteilung.

Im Netz zeigen sich viele Journalisten-Kolleg:innen, Politiker:innen und Botschafter:innen zutiefst betroffen.

Auf der "Rangliste der Pressefreiheit" von Reporter ohne Grenzen stehen die Niederlande seit Jahren auf den vordersten Plätzen, fielen in letzter Zeit aber auf zuletzt Platz 6 der 180 untersuchten Länder zurück.

"Das liegt auch am Klima in den sozialen Medien, in denen viele Medienschaffende mitunter massiven Drohungen ausgesetzt sind", so die Organisation.

Über konkrete Morddrohungen aus der organisierten Kriminalität hatte RSF bereits 2018 berichtet.

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