Anders Breivik tötete vor 10 Jahren in Oslo und auf Utøya 77 - überwiegend junge - Menschen. Der kaltblütige Rechtsterrorist hat bis heute viele Nachahmer.
Zehn Jahre nach den Terroranschlägen von Oslo und Utøya hat Norwegen der 77 Todesopfer gedacht. Bei Gedenkveranstaltungen im ganzen Land mahnten Rednerinnen und Redner, sich Hass, Rechtsextremismus und Rassismus entgegenzustellen.
"Den dunklen Kräften entgegenwirken"
Norwegens König Harald V. forderte die Menschen auf, die Erinnerung zu bewahren: "Es ist meine Hoffnung, dass wir uns gegenseitig helfen können, die Lehren des 22. Juli jeden Tag zu leben, in allem, was wir sind und tun. Gleichzeitig müssen wir uns eingestehen, dass wir als Gesellschaft bei Weitem nicht genug getan haben, um hinzuschauen, zu helfen, die Last gemeinsam zu schultern - und um den dunklen Kräften entgegenzuwirken. Das bedaure ich sehr."
Am 22. Juli 2011 hatte der rechstextreme Terrorist Anders Breivik in Oslo und auf der Insel Utøya 77 - überwiegend junge - Menschen getötet. Seine Motive: Rassismus und Islamfeindlichkeit. Die Brutalität und Kaltblütigkeit der Taten haben sich tief ins kollektive Gedächtnis Norwegens eingegraben.
Breivik wurde im August 2012 zur damaligen Höchststrafe von 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt.
Breivik von jungen Rechtsextremisten zum "Heiligen" stilisiert
Trotz der Eindrücke der Schreckenstaten und der international bewunderten Reaktion der Norweger unmittelbar nach den Anschlägen ist das Problem hasserfüllter und rechtsextremer Ansichten auch im hohen Norden Europas nicht verschwunden.
Im Gegenteil: Erst vor wenigen Tagen wurde ein Gedenkort für einen 2001 aus rassistischem Motiv heraus ermordeten Jugendlichen mit der Botschaft "Breivik hatte Recht" besprüht, und im August 2019 hatte ein junger Rechtsextremist am Vorabend des islamischen Opferfestes eine Moschee nahe Oslo angegriffen. Nachdem er von Gläubigen überwältigt und festgenommen werden konnte, fand die Polizei später die Leiche seiner 17-jährigen Stiefschwester, die er mit vier Gewehrschüssen getötet hatte.
Wie aus einer jüngst veröffentlichten Utøya-Studie hervorgeht, hat zudem jeder Dritte, der den Terror auf der Insel überlebte, Hassbotschaften und Drohungen erlebt. Der Großteil davon führt dies darauf zurück, dass sie am 22. Juli 2011 auf Utøya gewesen waren.
"Nicht alle hasserfüllten Worte führen zu Terror, aber jeder Terror beginnt mit hasserfüllten Worten", sagte die Utøya-Überlebende und heutige Chefin der Jugendorganisation der Arbeiterpartei, Astrid W. E. Hoem, bei einem Gedenken im Osloer Regierungsviertel. Zehn Jahre nach den Anschlägen müsse man sich eingestehen, dass der Hass nicht gestoppt worden sei. "Wir müssen jetzt ein für alle Mal sagen, dass wir Rassismus und Hass nicht akzeptieren. Wenn wir das jetzt tun, können wir es vielleicht schaffen, das Versprechen "Nie wieder 22. Juli" einzuhalten", sagte sie.