"Letztes Zucken des Terrors": Türkei fliegt Luftangriffe auf kurdische Ziele in Nordirak

Spezialeinheiten sichern das Gelände in der Nähe des Innenministeriums.
Spezialeinheiten sichern das Gelände in der Nähe des Innenministeriums. Copyright ADEM ALTAN/AFP or licensorsKrystal Ardrey/U.S. Air Force via AP
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Von Euronews mit DPA/AFP
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Die Luftangriffe erfolgten als Vergeltung für den Anschlag auf das Polizeipräsidium in Ankara. Präsident Erdogan nannte das Attentat ein "letztes Zucken des Terrors". Und erklärte bei einer Rede vor dem Parlament, man hege keinerlei Erwartungen an die EU.

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Nur wenige Stunden nach einem Selbstmordattentat in Ankara hat das türkische Militär Luftangriffe auf kurdische Ziele in Nordirak geflogen.

Diese hätten laut Verteidigungsministerium der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und anderen "terroristischen Elementen" gegolten. Dabei sei "eine große Zahl von Terroristen neutralisiert worden".

"Letztes Zucken des Terrors"

Präsident Erdogan nannte den Anschlag ein "letztes Zucken des Terrors". Die "Schurken" hätten ihre Ziele nicht erreicht und würden sie niemals erreichen, so Erdogan laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.

Am Sonntagmorgen hatte sich ein Selbstmordattentäter vor dem Innenministerum in die Luft gesprengt. Ein zweiter Angreifer wurde von der Polizei erschossen, zwei Polizisten  wurden leicht verletzt. Die PKK-nahe Nachrichtenagentur ANF hatte kurz darauf ein mutmaßliches Bekennerschreiben der PKK veröffentlicht.

"Keinerlei Erwartungen an die Europäische Union"

Zahlreiche Politiker verurteilten den Anschlag. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte auf der Plattform X, die Nato stehe im Kampf gegen den Terrorismus in Solidarität an der Seite der Türkei. 

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz verurteilte den Anschlag auf das Schärfste. "Unsere Solidarität gilt unseren türkischen Partnern", schrieb der SPD-Politiker am Sonntagabend bei X auf Deutsch und Türkisch.

Der Angriff fiel mit der Eröffnung der neuen Legislaturperiode des türkischen Parlaments zusammen. In seiner Rede sagte Erdogan in Richtung EU, die Türkei habe keinerlei Erwartungen an die Europäische Union, vor deren Tür man seit 60 Jahren warten müsse.

"Wenn sie ihre Ungerechtigkeiten nicht zurücknehmen, insbesondere die Visumspflicht, die sie als verschleierte Sanktion gegen uns einsetzen, wenn sie ihre eigenen Fehler nicht korrigieren, verlieren sie jedes Recht, irgendetwas von uns zu erwarten."

Nato-Beitritt Schwedens und die PKK

Auf der Agenda der türkischen Parlamentarier steht - wenn auch ohne konkretes Datum - unter anderem die Abstimmung über den Nato-Beitritt Schwedens, den die Türkei seit Monaten blockiert. 

Ankara fordert von Schweden ein härteres Vorgehen gegen die PKK. Erdogan machte zudem kürzlich Andeutungen, eine Zustimmung des türkischen Parlaments von Kampfdrohnenlieferungen aus den USA abhängig zu machen.

Die Türkei wirft der PKK vor, mit Terror die nationale Sicherheit und Einheit zu gefährden. Die PKK argumentiert, sie kämpfe unter anderem für die "Rechte der Kurden" und gegen Unterdrückung. 2015 war ein Friedensprozess zwischen der Türkei und der PKK gescheitert.

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