Bei einem Lawinenunglück im Ortlergebirge in Südtirol sind alle fünf vermissten Bergsteiger aus Deutschland tot. Am Sonntag wurden auch nun ein Vater und seine 17-jährige Tochter geborgen. Die Lawine traf die Gruppe beim Aufstieg zur Vertainspitze völlig überraschend.
Bei einem Lawinenunglück im Ortlergebirge in Südtirol sind fünf deutsche Bergsteiger ums Leben gekommen. Einsatzkräfte der italienischen Bergwacht fanden am Sonntag auch die Leichen der zuletzt vermissten beiden Deutschen - eines Vaters und seiner 17-jährigen Tochter. Drei weitere Mitglieder der Gruppe waren bereits am Samstag tot geborgen worden.
Nach Angaben der Bergrettung war die Hoffnung, die beiden Vermissten noch lebend zu finden, bereits am Samstagabend erloschen. Wegen der Dunkelheit musste der Einsatz unterbrochen werden. Der Vater und seine 17 Jahre alte Tochter seien nach einem Sturz etwa 200 Meter in die Tiefe "mit Sicherheit" tot, sagte Bergrettungssprecher Olaf Reinstadler. Am Sonntag bestätigte sich diese Einschätzung.
Zum Alter und zur Herkunft der weiteren Todesopfer gab es von offizieller Seite zunächst keine genaueren Angaben. Die Ermittlungen zur Unglücksursache dauern an.
Kaum Chance zu entkommen
Das Unglück ereignete sich nach Angaben der italienischen Bergwacht am Samstagnachmittag kurz vor 16 Uhr in der Nordwand unterhalb des Gipfels auf rund 3200 Metern Höhe. Die fünf deutschen Bergsteiger waren beim Aufstieg zur 3.545 Meter hohen Vertainspitze im Ortlergebirge unterwegs, als sich die Schneelawine löste.
Nach bisherigen Erkenntnissen waren die Alpinisten in drei Seilschaften unterwegs - eine Dreiergruppe und zwei Zweiergruppen, die unabhängig voneinander aufstiegen. Zwei Männer überlebten das Unglück und wurden mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus nach Bozen gebracht.
Warum die Bergsteiger zu dieser späten Uhrzeit noch auf dem Weg nach oben waren, ist unklar. Nach Angaben der Retter hatte die Gruppe ihre Tour am Morgen begonnen. Die Lawine ging ab, als es bereits zu dämmern begann.
Sie löste sich demnach etwa hundert Meter unterhalb des Gipfels. Die Bergsteiger wurden davon offenbar völlig überrascht. An der steilen Passage, wo sie mit Steigeisen und Eispickeln unterwegs waren, gab es kaum eine Chance zu entkommen. Zwei Männer, die den Lawinenabgang aus einiger Entfernung beobachteten, schlugen Alarm und verständigten die Rettungskräfte.
Nordwand gilt als besonders anspruchsvoll
Reinstadler zufolge bestand am Samstag eigentlich keine besonders große Lawinengefahr. Möglicherweise habe sich die Lawine infolge starker Verwehungen gelöst, weil der neu gefallene Schnee noch nicht ausreichend mit dem Untergrund verbunden gewesen sei.
In der Region fiel vor einigen Tagen der erste Neuschnee der Saison. Tagsüber sind die Temperaturen dort für die Jahreszeit noch recht hoch. Nachts ist es in der Höhe schon sehr kalt. Unter Bergsteigern gilt die Nordwand als "hochalpine Eistour", für die Seil und eine komplette Ausrüstung fürs Eisklettern erforderlich sind.