Der festgenommene Forscher gehört zum Team des berühmten Eremitage-Museums in St. Petersburg. Er leitete Ausgrabungen auf der Krim. Aus dem Kreml kommt Protest.
In einem Hotel in Warschau haben Beamte in Zivil einen Forscher aus Russland festgenommen. Das berichten polnische Medien. Gegen den Archäologen lag ein internationaler Haftbefehl der Ukraine vor, denn Alexander B. hatte mit seinem Team schon lange Ausgrabungsarbeiten auf der von Russland besetzten Krim durchgeführt.
Alexander B. arbeitet für das berühmte Eremitage-Museum in St. Petersburg und leitet die Abteilung für klassische Archäologie der nördlichen Schwarzmeer-Region.
Ausgrabungen auf der Krim schon seit 2014
Schon seit Beginn der russischen Annexion 2014 soll der Archäologe für Ausgrabungen auf der ukrainischen Halbinsel Krim verantwortlich gewesen sein. Dabei geht es vor allem um die antike Stadt Myrmekion (altgriechisch: Μυρμήκιον) in Kertsch.
Laut ukrainischen Ermittlern wurde dabei ein Teil des kulturellen Erbes zerstört, der Schaden wird auf 200 Millionen Griwna - etwa 4,5 Millionen Euro - geschätzt.
Offenbar wurde der Archäologe von der Festnahme überrascht. Alexander B. befand sich auf der Durchreise in Warschau. Er war für eine Vortragsreise in Europa unterwegs von den Niederlanden in den Balkan.
Der Wissenschaftler wird seit November 2025 von ukrainischen Justizbehörden verfolgt und war seit 2014 ununterbrochen Leiter der archäologischen Teams auf der besetzten Krim.
Drohungen aus dem Kreml - Auslieferungsgesuch aus Kyjiw
Die Regierung in Moskau drohte, die Festnahme werde "nicht ohne Folgen bleiben". Diese Art von politisiertem Vorgehen könne keine Zukunft haben. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova, erklärte, Vertreter der russischen Botschaft in Warschau hätten sich mit dem Wissenschaftler getroffen. Gegen die Entscheidung, ihn vorübergehend festzunehmen, habe Russland Berufung eingelegt. Die Krim sei "ein integraler Bestandteil der Russischen Föderation".
Kyjiw fordert die Auslieferung von Alexander B., und die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft erklärte, dass seine Handlungen "eine gesetzlich geschützte Stätte von staatlicher Bedeutung zerstört" hätten.
Im August 2022 hatte das Team des russischen Archäologen im antiken Myrmekion 30 Goldmünzen ausgegraben, von denen 26 ein Porträt von Alexander dem Großen zeigen sollen.