Extremer Wintereinbruch in Polen: Massive Schneefälle sorgen für gesperrte Straßen, chaotische Verkehrsverhältnisse und Flugausfälle – die Regierung reagiert mit einem Krisenstab.
Der Winter hat Polen mit ungewöhnlicher Wucht getroffen.
Der staatliche Wetterdienst gab eine Warnung der höchsten Stufe heraus, am Warschauer Flughafen Modlin wurde der Flugbetrieb eingestellt, und die Regierung berief einen Krisenstab ein.
Nach den Vorhersagen soll der Schneefall noch mindestens drei Tage andauern.
Besonders angespannt ist die Lage in Ermland und Masuren. Dort sind wegen heftiger Schneefälle weiterhin zahlreiche Straßen unpassierbar, darunter die Schnellstraße S51 zwischen Olsztynek und Olsztyn.
In der Nacht kam es zudem auf der Schnellstraße S7 zwischen Danzig und Warschau zu massiven Behinderungen. In den Regionen Ostróda, Olsztynek und Mława standen Autofahrer stundenlang im Stau.
In der Region gilt weiterhin die höchste Wetterwarnstufe des staatlichen Wetterdienstes. Gewarnt wird vor starkem Schneefall: Innerhalb eines Tages kann die Schneedecke um mehr als 30 Zentimeter anwachsen, vor allem in tiefer gelegenen Gebieten.
Hinzu kommen stellenweise lang anhaltender gefrierender Regen oder Eisregen sowie eine durchgehende Schneedecke von mindestens zehn Zentimetern. In anderen Landesteilen, darunter Pommern, Masowien und das Vorkarpatenland, gilt Warnstufe eins.
Dort werden Schneeschauer erwartet. In der Silvesternacht könnten die Temperaturen im Nordosten Polens auf bis zu minus 15 Grad sinken.
Enteisung von Flugzeugen
Der Winter macht sich auch an den Flughäfen bemerkbar und sorgt für Probleme für Reisende. Am Warschauer Chopin-Flughafen werden derzeit alle Maschinen vor dem Start enteist.
Wie Piotr Rudzki aus der Pressestelle des Flughafens der Nachrichtenagentur PAP mitteilte, handelt es sich dabei um ein routinemäßiges Verfahren bei Schneefall und starkem Frost. In den Flugplänen ist diese Maßnahme jedoch nicht eingeplant, was bei Passagieren zu Verunsicherung führen kann.
Je nach Flugzeugtyp kann das Enteisen die Abflüge um mehr als 20 Minuten verzögern, bei größeren Maschinen wie dem Boeing 787 Dreamliner dauert der Vorgang entsprechend länger. Wegen der schwierigen Wetterlage hat der Flughafen Modlin den Flugbetrieb vorübergehend eingestellt. Aufgrund der starken Schneefälle wurden am Dienstag mehrere Flüge auf den Flughafen Łódź umgeleitet.
Betroffen waren unter anderem Verbindungen aus London, Bari und Bergamo.
Wann der Flugbetrieb in Modlin wieder aufgenommen wird, ist derzeit noch unklar.
Regierung beruft Krisenstab ein
Angesichts der schwierigen Wetterlage hat die Regierung am Morgen einen Krisenstab einberufen. "Bis 10 Uhr sind fast 600 Meldungen bei Feuerwehr und Polizei eingegangen, bei denen ein Einsatz erforderlich war", sagte Innenminister Marcin Kierwiński auf einer Pressekonferenz. Er erklärte zudem, die hydrologische Lage in Ermland und Masuren sei inzwischen unter Kontrolle, auch wenn dort noch am Morgen die höchste Gefahrenstufe gegolten habe.
Infrastrukturminister Dariusz Klimczak teilte mit, die Straßenbaubehörde GDDKiA schließe Änderungen in der Verkehrsorganisation nicht aus, sollte sich das Wetter weiter verschlechtern.
"Besonders vorsichtig sollten Autofahrer sein, die mit Elektrofahrzeugen unterwegs sind", betonte er.
Auch auf der Schiene ist mit Verzögerungen zu rechnen. Die Verspätungen liegen im Schnitt bei etwa 15 Minuten, bislang wurden neun Züge gestrichen.
Zudem kündigte die Regierung verstärkte Kontrollen von Lastwagen auf Landes- und Schnellstraßen an. Der Bergrettungsdienst TOPR rief derweil dazu auf, auf Touren in die Berge zu verzichten. In der Tatra gilt derzeit die zweite, moderate Lawinenwarnstufe.