Therapie am Abgrund: Hier lernen Sie, Ihre Höhenangst zu überwinden

Mit viel Zuspruch shaffen es Teilnehmer mit Höhenangst auf dem Gipfel.
Mit viel Zuspruch shaffen es Teilnehmer mit Höhenangst auf dem Gipfel. Copyright EBU/RTS
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Die Wanderin, die eben noch am Berg zitterte, kann nun wieder lächeln. "Ich habe ein paar Blockaden entschärft. Aber es bliebt schwierig."

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Wer unter Höhenangst leidet, kennt das Problem. Sobald es steil wird, mutiert die schönste Bergtour zur Höllenqual. Hilfe gegen die Angst vorm Abgrund bieten spezielle Kurse wie der von Bergführer Stéphane Genet.

Er organisiert therapeutische Wanderungen auf den malerischen Höhn von Verbier. Unter fachkundiger Aufsicht. Auch eine Psychologin, Aude Charles, ist dabei. "Bei Höhenangst handelt es sich eher um Unkenntnis des Geländes und der Tricks und Kniffe, um es zu schaffen. Die Angst vor der Leere ist durchaus zu bewältigen. Wenn die Leute es wagen und sich die Zeit nehmen, sich damit zu konfrontieren, können sie darüber hinwegkommen."

"Weiter so, schön durchatmen, perfekt!"

Gleich zu Beginn der Tour macht Stéphane Genet einen kleinen Test und animiert seine Kursteilnehmer:innen zu ein paar Schritten in Richtung Abgrund. Und erklärt die Grundlagen des schwindelfreien Wanderns.

"An jedem Punkt des Aufstiegs schauen wie uns den Weg an, wie er verläuft und versuchen dann jedes Mal, eine flache Stelle zu finden, auf den ich meinen Fuß setzen kann."

Schnell wird der Aufstieg steiler und der Weg zur Konfrontation. Stress und Angstgefühle kommen hoch bei Teilnehmerin, die plötzlich nicht mehr weiter kann und in Tränen ausbricht. "Was mich ärgert, ist von den Gefühlen derart überwältigt zu werden. Das ist so frustrierend."

Mit viel Zuspruch und einer zusätzlichen Absicherung schaffen es alle Wanderer auf den Gipfel - auch das letzte spektakuläre Stück über eine steile Bergleiter. "Weiter so, schön durchatmen, perfekt!" Stéphane findet die richtigen Worte. 

Schaumwein auf dem Gipfel

Noch ein paar Schritte, dann sind alle sicher gelandet. Und zur Feier wird angestoßen, mit Schaumwein ohne Alkohol. Ein großer Sieg über die eigene Angst, meint ein erleichterter Teilnehmer.

"Ich bin systematisch an steilen Stellen hängen geblieben und dann wieder umgekehrt. Und jetzt habe ich gesehen, dass ich dazu fähig bin."

Die Wanderin, die eben noch am Berg zitterte, kann nun wieder lächeln. "Ich habe ein paar Blockaden entschärft. Aber es bliebt schwierig."

Der Abstieg geht nach dem Aha-Erlebnis gleich viel einfacher. Die nächste Bergwanderung kommen.

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