Plowdiw - Europäische Kulturhauptstadt 2019

Plowdiw - Europäische Kulturhauptstadt 2019
Von Wolfgang Spindler
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Die bulgarische Stadt Plowdiw ist die diesjährige Kulturhauptstadt Europas - und feiert unter dem Motto "Zusammen" ihr multikulturelles Erbe.

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Die bulgarische Stadt Plowdiw ist die offizielle Kulturhauptstadt Europas 2019.

1985 haben die griechische Kultusministerin Melina Mercouri und ihr französischer Amtskollege Jack Lang die Idee vorgeschlagen, jedes Jahr eine Kulturhauptstadt zu bestimmen, um die Europäer näher zusammenzubringen, indem man den Reichtum und die Vielfalt der europäischen Kulturen hervorhebt und an ihre gemeinsame Geschichte und Werte erinnert.

Das Kulturjahr in Bulgarien besteht aus rund 500 Veranstaltungen in Plowdiw, der gesamten südlichen Region des Landes sowie in den Städten Varna, Sofia und Weliko Tarnowo.

Stadt mit multikulturellem Erbe

Plowdiw ist eine der ältesten Städte in Europa mit vielen Bauwerken, die auf frühere Zivilisationen wie Thraker, Griechen, Römer, Byzantiner und Osmanen zurückgehen.

Um das antike Erbe und seine multikulturelle Vergangenheit und Gegenwart zu feiern, hat man sich als Europäische Kulturhauptstadt für das Motto "Together" ("Zusammen") entschieden.

Swetlana Kuyumdzhieva ist die künstlerische Leiterin von Plowdiw 2019. Sie schätzt den Zusammenhalt ihres Landes trotz oder vielleicht gerade wegen seiner Diversität:

"Diese Stadt ist von verschiedenen Bevölkerungsgruppen aufgebaut worden, die das tatsächlich zusammen getan haben. Und sie leben hier weiterhin friedlich miteinander. Wir schätzen die Einigkeit, die wir mit den anderen Ländern und Menschen in Europa haben. Wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist, sondern dass man etwas dafür tun muss. Diese 'Zusammengehörigkeit' ist nicht nur ein Motto für uns, es ist etwas, das wir wirklich durch Kultur und Kunst versuchen zu erreichen."

Bulgarien war Tabakproduzent Nummer 1

Die Ausstellung "Smoke. Tobacco Stories" ("Rauch. Tabakgeschichten") beschäftigt sich mit der Historie Plowdiws über die Tabakindustrie. Bulgarien war von der späten osmanischen Periode bis zum Fall des Kommunismus ein Hauptlieferant für Tabakwaren. In den späten 1960ern war das Land sogar auf Platz 1 beim weltweiten Tabakexport, indem es die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten versorgte. Die Ausstellung zeigt, wo und wie Tabak in der Stadt angebaut wurde, und stellt die Händler, Arbeiter und Bauern in Plowdiw vor.

Fall der Berliner Mauer wird zum Symbol für Freiheit und Hoffnung

Die Ausstellung "Art Liberty" zeigt eine Sammlung originaler Segmente der Berliner Mauer, welche von internationalen Künstlern und Pionieren der Berliner Streetart-Bewegung der 1980er Jahre in Kunstwerke verwandelt wurden.

"Meine Ausstellung ist keine Ausstellung über die Berliner Mauer, es ist eine Ausstellung über den Fall der Berliner Mauer - ein Symbol der Hoffnung. So sehe ich das, ein Symbol der Freiheit und Hoffnung. Wir haben die Segmente der Berliner Mauer in ein Kunstwerk verwandelt - nach Art einer Gedenktafel für Hoffnung und Freiheit", sagt Kurator Sylvestre Verger.

Graffiti-Sprayer begannen Mitte der 80er, das hässliche Symbol des Kalten Krieges mit grellen Farben und politischen Witzen zu bemalen. Am 9. November 1989 fiel die Mauer. Am nächsten Tag ging das bulgarische Volk auf die Straße und zwang seine kommunistische Partei, ihr politisches Monopol aufzugeben.

"We Are All Colors"

Die Eröffnungszeremonie trug den Titel "We Are All Colors" ("Wir sind alle Farben"). Sie wurde von 1.500 internationalen Mitwirkenden gestaltet und war eine bunte Metapher für das Leitmotiv "Zusammen". Als kleines Land wissen die meisten Bulgaren, dass dieser Zusammenhalt auch eine politische Bedeutung hat. Im Jahre 2007 trat Bulgarien der Europäischen Union bei. Plowdiw ist die erste bulgarische Stadt, die zur Kulturhauptstadt Europas gekürt wird.

Eine Stadt, die seit 8000 Jahren kontinuierlich von Menschen bewohnt wird, mit einer multiethnischen Vergangenheit und fast sechzig Jahren totalitären Kommunismus ist die diesjährige Kulturhauptstadt Europas. "Zusammen" ist das Motto. In Zeiten des Brexit und des wachsenden Nationalismus könnte es keine bessere Botschaft geben als diese.

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