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Vor Sizilien gesunkene Luxusjacht: Taucher finden mehrere Leichen

Jacht-Unglück vor Sizilien (Archivbild)
Jacht-Unglück vor Sizilien (Archivbild) Copyright Salvatore Cavalli/AP
Copyright Salvatore Cavalli/AP
Von Michela MorsaEuronews
Zuerst veröffentlicht am Zuletzt aktualisiert
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Dieser Artikel wurde im Original veröffentlicht auf Italienisch

Nach dem Untergang der Jacht Bayesian werden die Fragen nach der Ursache des Unglücks immer lauter. Unterdessen haben Taucher weitere Leichen im Innern des Schiffs entdeckt.

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Bei der Suche nach Vermissten des vor Siziliens Küste gesunkenen Segelschiffs Bayesian sind am Mittwoch fünf weitere Leichen entdeckt worden. Laut Medienberichten sind auch der Milliardär und Eigentümer des Schiffs, Mike Lynch, der die Luxus-Ferien für Mitarbeitende organisiert hatte, und seine 18-jährige Tochter unter den Toten.

Wie die italienische Tageszeitung Corriere della Sera zuvor berichtete, seien die toten Personen in einer Kabine des Wracks entdeckt worden. Die Leichen konnten offenbar noch nicht geborgen werden, da der Kabineneingang durch Gegenstände versperrt ist.

Damit erhöht sich die Zahl der Toten auf sechs. An Bord der Bayesian befanden sich 22 Personen, zehn Besatzungsmitglieder und zwölf Passagiere: 15 Personen konnten gerettet werden, darunter neun Besatzungsmitglieder. Das Segelschiff war am frühen Montagmorgen bei Porticello, unweit von Palermo, infolge eines Sturms gesunken.

Während der schwierigen Suche nach den Vermissten durch Spezialtaucher, in 49 Metern Tiefe, laufen auch die Ermittlungen zur Unglücksursache. Wie konnte eine 56 Meter lange Jacht mit einem 75 Meter hohen Aluminiummast (dem höchsten der Welt) innerhalb weniger Minuten sinken? Das Schiff sei gegen Extremwetter sehr gut ausgerüstet gewesen, hieß es Experten zufolge.

Noch gibt es wenig Informationen. Der einzige visuelle Beweis für den Untergang der Bayasan stammt von einer Videoüberwachungskamera einer Villa am Hafen von Porticello, die zeigt, wie der Mast des Segelboots in der Dunkelheit während des Sturms verschwindet. Nach Angaben des Besitzers der Villa sei das Segelboot "in nur 60 Sekunden" gesunken.

Die Überlebenden selbst, die in einem Hotel in der Nähe des Hafens untergebracht sind und auf ihre Anhörung durch die Staatsanwaltschaft warten, die ein Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet hat, sprachen von einer Zeitspanne von drei bis fünf Minuten, von dem Moment an, in dem das Boot von den Wellen angehoben wurde, bis zum Untergang.

Doch weder das Video, das eine schlechte Bildqualität hat, noch die wenigen Angaben der Überlebenden, die unter Schock standen, konnten bislang zur Klärung des Geschehens beitragen.

Hypothesen zu den Ursachen

Was als sicher gilt, ist das schlechte Wetter, das in der Nacht von Sonntag auf Montag über die Region zog. Dieses war zwar erwartet worden, doch mit so starken Winden hatte man nicht gerechnet. Was das Segelschiff traf, könnte eine Wasserhose gewesen sein, ein Wirbelsturm, der sich auf dem Meer entwickelt. Dieses Phänomen kommt im Mittelmeer aufgrund der steigenden Wassertemperaturen immer häufiger vor. Möglich ist auch ein sogenannter Downburst, eine sehr starke Windböe, die an Land kommt und sich dann horizontal mit einer Geschwindigkeit von über 100 km/h fortbewegt.

Am Morgen des 19. August berichteten einige Fischer in Porticello, dass sie eine Wasserhose gesehen hätten, die etwa zwölf Minuten andauerte. Die größte Gefahr, beim Segeln von einer Wasserhose getroffen zu werden, besteht darin, dass der Mast bricht – eines der am stärksten gefährdeten Elemente.

Moderne Boote sind jedoch in der Regel nach hohen Sicherheitsstandards gebaut und mit elektronischen Navigations- und Kommunikationssystemen sowie Notvorrichtungen ausgestattet. Normalerweise sinken sie bei schlechtem Wetter nicht. Der Mast der Bayesian war also in der Lage, 3000 Quadratmeter Segel zu tragen und für widrige Wetterbedingungen ausgelegt. Zudem wurde er vor vier Jahren gewartet.

Die erste Hypothese, die in Umlauf gebracht wurde, lautete jedoch, dass der Mast gebrochen sei, und stützte sich auf die Angaben des Kapitäns des Schiffes, der die 15 Passagiere in Sicherheit gebracht hatte. In diesem Fall hätte der Mastbruch den Schiffsrumpf beschädigt und dazu geführt, dass das Schiff aus dem Gleichgewicht geriet, auf eine Seite kippte und dann sank.

Eine mit den Ermittlungen vertraute Quelle teilte dem "Corriere della Sera" jedoch mit, dass Taucher, die das Wrack untersuchten, den Mast in seiner vollen Länge von 75 Metern vorfanden. Und nicht nur das: Das Boot ist intakt, der Rumpf hat keine Lecks, die Luken sind geschlossen, die Fenster sind ganz.

Heftiges Wetterereignis oder menschliches Versagen als Grund?

Eine Möglichkeit könnte sein, dass die Geschwindigkeit und die Wucht des Wassers so stark waren, dass das bordeigene Notfallsystem keine Zeit hatte, das Schiff abzudichten, als das Wasser eindrang. Eine andere Möglichkeit ist, dass eine gigantische Wasserwand das Schiff vom Heck aus anhob, so dass der Bug schnell auf den Meeresboden zeigte.

Oder, wie der Kapitän eines Schiffes, das sich während des Sturms in der Nähe der Bayesian aufhielt, behauptete, dass die Kombination aus starkem Wind und der großen Windangriffsfläche des Schiffes die Superjacht aus dem Gleichgewicht gebracht hat, so dass diese Wasser aufnahm.

Es wird auch über menschliches Versagen spekuliert. Skipper von Segelbooten mit besonders hohen Masten versuchen normalerweise, sich bei vorhergesagtem Starkwind von der Gefahr fernzuhalten. War es klug, bei der Wetterwarnung auf der Reede - dem Gebiet außerhalb des Hafens, in dem Schiffe ankern können und sicher vor Wind und Strömung geschützt sind - zu ankern?

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Nach Angaben von Perini Navi, der Werft, die das Schiff gebaut hat, war die Bayesian mit einem so genannten Hubkiel ausgestattet, einem System zur Verringerung der Wassertiefe (um fast zehn Meter), um das Einlaufen in flache Häfen zu erleichtern. Wenn sich der Kiel aus irgendeinem Grund in der angehobenen Position befand, anstatt vollständig ausgefahren zu sein, würde dies die Stabilität des Bootes bei starkem Wind beeinträchtigen.

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