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Werden Kinder in Großbritannien zum Islamunterricht gezwungen?

Es gibt keine Hinweise darauf, dass die britische Regierung eine solche Politik verfolgt.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass die britische Regierung eine solche Politik verfolgt. Copyright  Canva
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Von James Thomas
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Im Vereinigten Königreich ist es gesetzlich vorgeschrieben, dass die Lehrpläne die "im Wesentlichen christlichen" Traditionen in England an Schulen widerspiegeln müssen. Auf Social Media hingegen gehen gerade Behauptungen viral, die Schulen zwingen Islamunterricht auf. Was steckt dahinter?

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In viralen Beiträgen in den sozialen Medien wird behauptet, dass Schulen im Vereinigten Königreich Kinder im Alter von neun bis 16 Jahren zwingen, den Islam als eines der Hauptfächer zu belegen.

In einigen Beiträgen werden sogar Anschuldigungen erhoben, das britische Bildungssystem sei verkommen und Eltern sollten ihre Kinder aus der Schule nehmen. Andere gehen mit ihren Behauptungen so weit, dass der Islamunterricht das Christentum und den Hinduismus in den Schulen ersetzen wird.

Während die meisten Beiträge diese Behauptungen in einem negativen Licht darstellen, scheinen einige sie als eine gute Sache zu betrachten, die gefeiert werden sollte.

Diese Behauptungen wurden von Kritikern und Befürwortern der These geteilt
Diese Behauptungen wurden von Kritikern und Befürwortern der These geteilt Euronews

EuroVerify hat die Behauptungen überprüft: sie sind falsch. Es gibt keine vertrauenswürdigen Medien, die über die angeblichen Neuigkeiten berichten und keine offizielle Ankündigung der Regierung.

Eine Google-Suche nach der Frage, ob der Religionsunterricht im Vereinigten Königreich verpflichtend ist, führt uns zu einem Bericht des House of Lords, des Oberhauses des Parlaments. Dieser Bericht aus dem Januar 2024 befasst sich speziell mit der Qualität des Religionsunterrichts in England.

Regeln für den Religionsunterricht im Vereinigten Königreich

Das Oberhaus des Parlaments erklärte, der Religionsunterricht für alle staatlich finanzierten Schulen in England ist verpflichtend. Er ist allerdings nicht Teil des nationalen Lehrplans. Eltern hätten daher das Recht, ihre Kinder für den gesamten oder einen Teil des Unterrichts abzumelden. Schüler ab 18 Jahren können sich außerdem selbst abmelden.

Der nationale Lehrplan enthält eine Reihe von Fächern und Standards, die von den Schulen für die Vereinheitlichung auf nationaler Ebene verwendet werden. Religionsunterricht ist dort nicht definiert. Das bedeutet, dass dieser von Schule zu Schule unterschiedlich sein kann - zum Beispiel wenn sie der Kirche von England angehört.

"Anerkannte Schulen ohne religiösen Charakter müssen dem Lehrplan folgen, der von der lokalen Lehrplankonferenz, einem gelegentlichen Gremium der Behörden vor Ort, vereinbart wurde", heißt es in dem Bericht.

"Der Religionsunterricht an Schulen mit religiösem Charakter muss in Übereinstimmung mit der Treuhandurkunde der Schule erteilt werden. Wenn keine Treuhandurkunde vorliegt, dann in Übereinstimmung mit dem Glauben der Religion oder Konfession, die in der Verordnung bezüglich des religiösen Charakters der Schule angegeben ist", heißt es weiter.

Bildungsaufsichtsbehörde: Christliche Traditionen am häufigsten unterrichtet

In einem davon unabhängigen Bericht von Ofsted, der staatlichen Bildungsaufsichtsbehörde für England, vom April 2024 wurde festgestellt, dass christliche Traditionen in allen Altersgruppen am häufigsten unterrichtet wurden.

"Dies steht im Einklang mit der gesetzlichen Erwartung, dass die Lehrpläne die 'im Wesentlichen christlichen' Traditionen in England widerspiegeln sollten", heißt es in dem Bericht.

In der Tat legt das britische Bildungsgesetz von 1996 fest: "Jeder vereinbarte Lehrplan soll die Tatsache widerspiegeln, dass die religiösen Traditionen in Großbritannien hauptsächlich christlich sind, während die Lehre und die Praktiken der anderen in Großbritannien vertretenen Hauptreligionen berücksichtigt werden."

Ofsted ermittelte auch, dass jüdische und muslimische Traditionen an zweiter und dritter Stelle im Religionsunterricht in der Grundschule vermittelt werden. In der dritten Stufe, in der Schüler im Alter von elf bis 14 Jahren unterrichtet werden, steht der Buddhismus an zweiter Stelle.

Im Bildungsprogramm der vierten und fünften Stufe (14 bis 18 Jahre) herrschen im Unterricht die christlichen und islamischen Traditionen vor, so Ofsted.

Das Bildungsministerium hat bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Berichts noch nicht auf die Anfragen von EuroVerify reagiert. Trotzdem gibt es keine Hinweise darauf, dass Schulen gezwungen werden, den Islam als "Hauptfach" zu unterrichten. Viele Untersuchungen deuten lediglich darauf hin, dass im Religionsunterricht im Vereinigten Königreich am häufigsten christliche Traditionen vorkommen.

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