Die Schweiz wird oft als das beste Land Europas fürs Bahnfahren bezeichnet. Aber wie gut funktioniert es in Spanien und anderswo?
Im Internet ist eine Debatte entbrannt, nachdem Spaniens Verkehrsminister Óscar Puente behauptet hatte, sein Land habe die zweitpünktlichsten Züge im Mittel- und Fernverkehr in Europa.
"Unsere Pünktlichkeitsquote, die Pünktlichkeitsquote von Renfe [Spaniens staatlicher Eisenbahngesellschaft], ist die zweithöchste in Europa, nach der Schweizer Gesellschaft und weit vor Deutschland, Italien oder Frankreich, die eine geringere Pünktlichkeitsquote als wir haben", behauptete Puente am 4. September.
Es stimmt, dass die Schweiz, die nicht Mitglied der EU ist, in verschiedenen Berichten und bei Reiseunternehmen, die ihre eigenen Kriterien zugrunde legen, immer wieder als das Land mit den zuverlässigsten Zügen in Europa genannt wird.
In einer kürzlich durchgeführten Umfrage der Gruppe Transport & Environment belegte die Schweizerische Bundesbahn beispielsweise den ersten Platz bei der Zuverlässigkeit unter den Bahnbetreibern in Europa, neben der Nederlandse Spoorwegen und knapp vor der belgischen SNCB und der spanischen Renfe. Trenitalia schnitt insgesamt am besten ab, wenn auch Kriterien wie Fahrpreise und Buchungserfahrung berücksichtigt wurden.
Die Europäische Kommission erhebt jedoch auch eigene Daten über die Pünktlichkeit der Züge in den EU-Ländern. Allerdings erklärt Brüssel, dass in den Mitgliedstaaten unterschiedliche Definitionen von Pünktlichkeit gelten, was einen echten Vergleich der einzelnen Länder erschwert.
Fernzüge in den Niederlanden am pünktlichsten
Nach den im Juli veröffentlichten Daten hatten die Niederlande den pünktlichsten Personenfern- und -hochgeschwindigkeitsverkehr in der EU: 88 % der Züge kamen im Jahr 2022 pünktlich an.
Als pünktlich" bezeichnet die Europäische Kommission Züge, die mit höchstens fünf Minuten Verspätung ankommen.
Auf die Niederlande folgten Belgien mit ebenfalls 88 %, das jedoch aufgrund seiner Ergebnisse in den Vorjahren in der Rangliste leicht zurückfiel, und Bulgarien mit 87 %.
Dänemark kam auf den vierten und Spanien auf den fünften Platz, womit das Land einige der pünktlichsten Fernverkehrszüge in der EU hat und, wie Puente andeutete, die deutschen, italienischen und französischen Züge übertrifft.
Der EU-Durchschnitt für Hochgeschwindigkeits- und Fernverkehrszüge, die pünktlich ankamen, lag nach Angaben der Kommission bei 87 %.
Anders sieht es bei den Nah- und Regionalverkehrszügen aus: In dieser Kategorie gehören Lettland, Estland, Österreich, Finnland und Dänemark zu den fünf pünktlichsten Zugverbindungen. Spanien belegt unter den EU-Mitgliedstaaten den neunten Platz.
Die spanischen Personennahverkehrszüge rangieren wieder einmal vor den anderen vier großen EU-Ländern. Deutsche und italienische Nahverkehrszüge schneiden nach Angaben der Kommission im Vergleich zum Rest der EU besonders schlecht ab.
Beide sind jedoch immer noch deutlich pünktlicher als die Bahnen in Rumäniens die sowohl im Fern- als auch im Regionalverkehr mit Abstand am unpünktlichsten sind.
Wie sieht es an europäischen Bahnhöfe aus?
Einige Verbände erstellen auch Ranglisten über die Qualität der Bahnhöfe in Europa.
Die Verbraucherschutzorganisation Consumer Choice Center hat kürzlich ihren European Railway Station Index für 2025 veröffentlicht, in dem die 50 verkehrsreichsten Bahnhöfe Europas nach dem Passagieraufkommen untersucht werden, und kam zu dem Ergebnis, dass die Schweiz einmal mehr der Spitzenreiter ist.
Insbesondere der Züricher Hauptbahnhof schnitt auch in Kategorien wie Fahrkartenverkauf und Zugänglichkeit als bester Bahnhof Europas ab.
Es folgten der Bahnhof von Breslau in Polen, Wrocław Główny, auf Platz 2 und der Schweizer Hauptbahnhof Bern auf dem dritten Platz. Der Berliner Hauptbahnhof und London Paddington wurden als viert- bzw. fünftbester eingestuft.
Die Schweiz, das Vereinigte Königreich und die Niederlande hatten jeweils zwei Bahnhöfe unter den Top 10.
Der beste und einzige spanische Bahnhof war Madrid Puerta de Atocha auf Platz 18 der Rangliste.