2025 verschärfte die EU ihre Ermittlungen gegen Big Tech wegen Verstößen gegen Regeln für digitale Märkte und Dienste. Hier die wichtigsten Schritte der Behörden.
Europäische Aufsichtsbehörden erhöhen den Druck auf große Tech-Konzerne. Sie setzen neue digitale Gesetze ein, um die Macht von Big Tech zu begrenzen und Verbraucher zu schützen.
Mit wegweisenden Gesetzen, die Nutzerrechte schützen und faire Wettbewerbsbedingungen schaffen sollen, darunter der AI Act, der Digital Services Act (DSA) und der Digital Markets Act (DMA), hat sich die Europäische Union als weltweite Vorreiterin der Tech-Regulierung etabliert.
In diesem Jahr hat die EU die Durchsetzung dieser Regeln verschärft. Ziel ist, die Macht von Unternehmen wie Amazon, Apple, Google, Meta und Microsoft zu zügeln.
Euronews Next fasst die wichtigsten Schritte der EU gegen Big Tech zusammen.
1. Kartellermittlung gegen Google
Am neunten Dezember hat die Europäische Kommission eine formelle Kartelluntersuchung eingeleitet. Es geht um Googles Nutzung von Online-Inhalten zum Training seiner KI-Modelle und für Übersichten auf Suchergebnisseiten.
Die EU-Exekutive äußerte Bedenken. Google greife Inhalte von Online-Verlagen ab, ohne sie angemessen zu vergüten und ohne eine Opt-out-Option.
Viele Websites finanzieren sich über Werbung. Sie sind auf die Klickzahlen angewiesen, die Suchmaschinen wie Google erzeugen.
Die Untersuchung prüft zudem, ob Google Videos von YouTube zum Training seiner generativen KI-Modelle genutzt hat, ohne die Urheber zu vergüten oder ihnen eine Opt-out-Möglichkeit einzuräumen.
„Google vergütet YouTube-Creator nicht für ihre Inhalte und erlaubt ihnen [sic] nicht, ihre Inhalte auf YouTube hochzuladen, ohne Google die Nutzung dieser Daten zu gestatten“, heißt es in einer Mitteilung der Kommission.
Falls sich das bestätigt, könnte das gegen EU-Wettbewerbsregeln verstoßen. Sie untersagen den „Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung“.
Ein Google-Sprecher erklärte, die Beschwerde „gefährde Innovation in einem Markt, der so wettbewerbsintensiv ist wie nie zuvor“.
„Europäerinnen und Europäer verdienen es, von den neuesten Technologien zu profitieren. Wir werden weiterhin eng mit der Nachrichten- und Kreativbranche zusammenarbeiten, die den Übergang ins KI-Zeitalter vollzieht“, fügte der Sprecher hinzu.
2. Google muss 2,95 Milliarden Euro Kartellstrafe zahlen
Die neue Kartelluntersuchung gegen Google folgt nur wenige Monate nach einer hohen Geldbuße im September. Die EU warf dem Konzern vor, seine eigenen digitalen Werbedienste unzulässig bevorzugt zu haben.
Die Geldbuße über 2,95 Milliarden Euro ist die vierte Strafe, die EU-Wettbewerbshüter Google im vergangenen Jahrzehnt auferlegt haben.
„Google muss nun mit einer ernsthaften Abhilfe seine Interessenkonflikte angehen. Tut es das nicht, zögern wir nicht, starke Maßnahmen zu verhängen“, erklärte EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera.
„Digitale Märkte dienen den Menschen und müssen auf Vertrauen und Fairness beruhen“, fügte sie hinzu.
Die Entscheidung, die Google als „ungerechtfertigt“ bezeichnete, kritisierte auch US-Präsident Donald Trump scharf. Er nannte sie „diskriminierend“ und „unfair“.
Trump schrieb in sozialen Netzwerken: „Die Europäische Union muss diese Praxis gegen amerikanische Unternehmen SOFORT beenden!“
Der US-Präsident drohte zuvor mit Vergeltungszöllen gegen Staaten mit übermäßig restriktiven Digitalregeln.
3. Meta gibt EU-Nutzerinnen und -Nutzern eine Wahl bei personalisierter Werbung
Am achten Dezember meldete die Europäische Kommission einen Erfolg gegen Meta. Der US-Techkonzern habe zugestimmt, Nutzerinnen und Nutzern in der EU die Option zu geben, auf Facebook und Instagram weniger personalisierte Werbung zu sehen.
„Erstmals gibt es diese Wahl auf den sozialen Netzwerken von Meta“, teilte die Kommission mit.
Meta stand unter Druck, seine Werbeeinstellungen im Sinne des DMA anzupassen, nachdem die Kommission im April einen Verstoß gegen die Nutzerwahl festgestellt hatte.
Meta kündigte an, ab Januar 2026 EU-Nutzerinnen und -Nutzern eine Wahl zu geben: Entweder alle Daten teilen, um vollständig personalisierte Werbung zu sehen, oder weniger Daten teilen und dafür nur eingeschränkt personalisierte Anzeigen erhalten.
4. Elon Musks X muss 120 Millionen Euro wegen mangelnder Transparenz zahlen
In der wohl erbittertsten Auseinandersetzung des Jahres verhängte die Europäische Kommission eine Geldbuße von 120 Millionen Euro gegen die Sozialplattform X von Elon Musk. Der Vorwurf: Verstöße gegen die Transparenzregeln der EU. Das brachte Musk auf die Palme.
Der Beschluss vom fünften Dezember war die erste Geldbuße nach dem DSA. Vorausgegangen war eine zweijährige Untersuchung.
Die Kommission listete Verstöße auf: die irreführende Nutzung des blauen „Verifiziert“-Häkchens, mangelnde Transparenz bei Anzeigen und die verweigerte Bereitstellung öffentlicher Daten für Forschungszwecke.
Musk forderte daraufhin in einem Beitrag auf seinem X-Konto, die EU solle „abgeschafft“ werden. X blockierte außerdem Anzeigen der Kommission auf der Plattform.
Zwei weitere EU-Untersuchungen gegen X laufen noch. Eine befasst sich mit dem Umgang mit illegalen Inhalten. Die andere mit den Algorithmus-Empfehlungen des Unternehmens, insbesondere im Hinblick auf Radikalisierung.
5. Apple muss 500 Millionen Euro zahlen, Meta 200 Millionen Euro wegen Verstößen gegen die DMA-Regeln
Im April wurden unter dem EU-Big-Tech-Wettbewerbsrecht Apple und Meta mit 500 Millionen bzw. 200 Millionen Euro belegt, weil sie den DMA nicht einhielten.
Zuvor hatte eine einjährige Untersuchung der Kommission ergeben: Apple hinderte App-Entwickler daran, frei mit Verbraucherinnen und Verbrauchern zu kommunizieren. Und Metas „Pay or Consent“-Werbemodell zwang Nutzer dazu, ihre persönlichen Daten preiszugeben, es sei denn, sie zahlen ein Abonnement.
Sowohl Apple als auch Meta kritisierten den EU-Beschluss.
„Es geht nicht nur um eine Geldbuße; die Kommission zwingt uns, unser Geschäftsmodell zu ändern, und verhängt damit faktisch einen Milliarden-Dollar-Zoll gegen Meta, während sie uns zu einem schlechteren Angebot verpflichtet“, sagte Joel Kaplan, Metas Chief Global Affairs Officer.
EU-Aufsichtsbehörden sagen, sie knicken nicht ein
Trotz Kritik aus den USA und von Unternehmen weltweit bleibt Ribera hart. Sie will Technologieunternehmen weiterhin nach den digitalen Regeln der EU zur Rechenschaft ziehen.
„Es ist unsere Pflicht, andere daran zu erinnern, dass wir Respekt verdienen“, sagte Ribera.
„Ich mische mich nicht ein, wie sie Gesundheitsstandards auf dem US-Markt regulieren. Ich bin dafür zuständig, funktionsfähige digitale Märkte in Europa zu verteidigen. Das hat nichts mit irgendeiner gemeinsamen Abstimmung zu tun“, fügte sie hinzu.