TopTipp: Kosten sparen mit kostenlosen öffentlichen Verkehrsmittel in diesen Städten Europas

Montpellier wird die größte französische Stadt sein, die den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr einführt.
Montpellier wird die größte französische Stadt sein, die den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr einführt. Copyright Canva
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Von Angela Symons
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Als erste Großstadt Frankreichs wird Montpellier ab nächstem Jahr den kostenlosen ÖPNV einführen.

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Montpellier will den öfftenlichen Nahverkehr kostenlos machen.

Die südfranzösische Metropole ist damit die erste französische Großstadt, die ein solches System einführt.

Ab Ende dieses Jahres können die Einwohner:innen ein kostenloses Ticket für das gesamte Bus- und Straßenbahnnetz der Stadt nutzen. Das System soll Emissionen und Umweltverschmutzung verringern und die Mobilität der Einwohner:innen der Stadt verbessern.

"Mit der Einführung des kostenlosen Öffentlichen Nahverkehrs wagen wir einen großen Schritt in Richtung sozialer Gerechtigkeit und Fortschritt, der dem ökologischen Wandel dient", twitterte der Bürgermeister von Montpellier, Michaël Delafosse.

Montpellier experimentiert seit September 2020 mit der kostenlosen Beförderung an Wochenenden. Im Jahr 2021 wird dies auf Wochentage für unter 18-Jährige und über 65-Jährige ausgeweitet.

Tweet der Kommunalverwaltung von Montpellier mit der Ankündigung des Bürgermeisters zum kostenlosen ÖNV

Der weitere Ausbau des Systems ist Teil der 150 Millionen Euro teuren Initiative der Stadt für eine kohlenstofffreie Mobilität, die auch Investitionen in Radwege und die Einrichtung einer Umweltzone umfasst.

Wo sonst gibt es in Frankreich kostenlose Verkehrsmittel?

Montpellier ist beileibe kein einsamer Vorreiter. Seit der Dezentralisierung des Verkehrsmanagements im Jahr 2015 haben viele französische Städte und Gemeinden solche Systeme eingeführt.

Die meisten dieser Städte haben allerdings weniger als 150.000 Einwohner.

Mit fast 200.000 Einwohnern ist Dünkirchen die größte Stadt, die bisher auf den kostenlosen ÖPNV umgestellt hat. Nach der Einführung von gebührenfreien Buslinien im Jahr 2018 stiegen die Fahrgastzahlen um durchschnittlich 85 Prozent.

Finanziert wird die Regelung durch eine geringfügige Erhöhung der Mobilitätsabgabe, die bereits von öffentlichen und privaten Unternehmen in Frankreich mit mehr als zehn Beschäftigten erhoben wird.

Insgesamt gibt es in Frankreich 39 Gebiete mit ähnlichen Regelungen, darunter der Marseiller Vorort Aubagne, die Hafenstadt Calais und die westliche Gemeinde Niort.

Montpellier wird die bisher größte Stadt sein, die ein solches System einführt.

Was sind die Vor- und Nachteile der kostenlosen Beförderung?

Befürworter sagen, dass kostenlose Verkehrsmittel die Autonutzung (und damit die Umweltverschmutzung und die Emissionen) verringern, die Menschen in die Stadtzentren locken, die Kaufkraft erhöhen und den Zugang zu Verkehrsmitteln demokratisieren.

Einige befürchten jedoch, dass dies Investitionen und Entwicklungen im Verkehrssektor hemmen könnte und dass die Kosten auf die Steuerzahler abgewälzt werden.

Die erhöhte Nachfrage, die durch fahrscheinlose Fahrten ausgelöst wird, könnte auch die Kapazitäten in stark befahrenen städtischen Gebieten überfordern, und ähnliche Programme in ganz Europa haben nicht immer zu einer Verringerung der Autonutzung geführt.

Könnte der kostenlose Verkehr nach Paris kommen?

In Frankreichs Hauptstadt, die stärker auf die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf angewiesen ist, ließe sich das Konzept möglicherweise nicht so leicht umsetzen.

Laut Vie-publique machen die Fahrkarteneinnahmen in einigen mittelgroßen Gemeinden nur 10 Prozent der Verkehrsfinanzierung aus. In großen städtischen Gebieten wie Paris, Lyon und Marseille liegt dieser Anteil jedoch zwischen 25 und 40 Prozent.

In diesen Städten ist es wahrscheinlicher, dass sie sich weiterhin für einen teilweise kostenlosen Zugang zu Verkehrsmitteln entscheiden, der sich auf einkommensschwächere Gruppen wie junge Menschen, Senioren und Arbeitslose konzentriert.

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In der französischen Hauptstadt wurde beispielsweise 2020 eine kostenlose Beförderung für unter 18-Jährige eingeführt, um Schülern die Rückkehr in die Schule zu erleichtern. In Nantes wurden 2021 kostenlose Wochenendfahrten eingeführt. Und in der Region Occitane in Südfrankreich wurden 2021 versuchsweise 30 kostenlose Zugfahrten pro Monat für 18- bis 26-Jährige angeboten.

Wie kann man eine Freifahrkarte für Montpellier bekommen?

Die Einwohner:innen von Montpellier können sich über die App M'Ticket für einen kostenlosen Fahrschein anmelden. Sie müssen einen Lichtbildausweis und einen Adressnachweis vorlegen.

Die Karte ist dann auf Ihrem Smartphone verfügbar und muss bei jedem Einstieg in Bus und Straßenbahn entwertet werden.

Welche anderen europäischen Länder bieten kostenlosen Transport an?

Zwei europäische Länder stechen durch ihre bahnbrechenden Programme für kostenlosen ÖPNV hervor.

Estlands Hauptstadt Tallinn führte 2013 den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr ein. Im Jahr 2020 bekam Luxemburg das erste Land der Welt, das die Fahrpreise für alle öffentlichen Verkehrsmittel abschaffte.

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Spanien experimentiert noch bis Ende dieses Jahres mit kostenlosen Zugtickets für kurze und mittlere Strecken. Ziel ist es, die Auswirkungen der Lebenshaltungskostenkrise zu verringern und gleichzeitig die CO2-Emissionen zu senken.

In Deutschland wurde zwischen Juni und August letzten Jahres eine ähnliche Maßnahme mit einem vergünstigten landesweiten ÖPNV-Pass eingeführt. Damit konnten Reisende für nur 9 Euro pro Monat unbegrenzt den Nah- und Regionalverkehr nutzen.

Gemeinsam verschenken Frankreich und Deutschland in diesem Sommer 60.000 kostenlose Zugfahrkarten an junge Menschen, um den kulturellen Austausch zu fördern.

Mehr als 50 Städte und Gemeinden in Europa haben inzwischen kostenlose öffentliche Verkehrsmittel eingeführt, wobei sie als ihre Hauptmotivationen den Klimaschutz und die soziale Gleichheit anführen.

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