Wirtschaftsforscher: VW-Skandal könnte deutsche Konjunktur verbeulen

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Der VW-Abgasskandal könnte nach Ansicht der führenden Wirtschaftsforscher die weltweiten Geschäfte der deutschen Exporteure eintrüben. “Die Kosten

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Der VW-Abgasskandal könnte nach Ansicht der führenden Wirtschaftsforscher die weltweiten Geschäfte der deutschen Exporteure eintrüben.
“Die Kosten für Volkswagen selbst könnten bis zu 100 Milliarden Euro betragen,” schätzt Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). “Dies sind mehr als drei Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung. Der Schaden durch den Skandal bei Volkswagen könnte gesamtwirtschaftliche Kosten für Deutschland haben.”

“Der deutsche Staat, und damit der Steuerzahler, haben bereits finanzielle Verluste erlitten und werden sich an den Kosten beteiligen müssen”, sagte Fratzscher. “Denn dem deutschen Staat gehören 20 Prozent des Volkswagen-Konzerns. Damit ist der Staat verpflichtet, finanzielle Leistungen zu erbringen.”

Volkswagen sei ein enorm wichtiger Hersteller, der in Deutschland jährlich etwa eine Million Autos auf die Straße bringe und weltweit um die zehn Millionen Fahrzeuge, so DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner bei der Vorstellung des Herbstgutachtens. “Das sind gigantische Zahlen. Wenn es da Schwierigkeiten gibt, hat das Konsequenzen.”

Insider rechnen damit, dass die hohen Kosten für den Abgasskandal die Marke VW in diesem Jahr in die Verluste drücken könnte. “Das wird so kommen, weil VW die Hauptlast im Konzern trägt”, so eine mit der Situation bei Volkswagen vertraute Person nach Medienberichten (Reuters).

Volkswagen steht wegen der Abgasaffäre unter großem Druck, weltweit ermitteln Behörden gegen den Konzern. In Deutschland verlangen erste Autokäufer Schadensersatz, weil sie für einen Wagen mit angeblich niedrigeren Abgaswerten mehr bezahlt haben. Vor allem in den USA drohen dem Unternehmen hohe Strafzahlungen und Schadensersatzforderungen. Der US-Bundesstaat Texas hat Volkswagen wegen der Vermarktung von mutmaßlich manipulierten Dieselfahrzeugen verklagt.

VW-US-Chef Michael Horn hatte bei einer Anhörung im US-Kongress gesagt, er habe bereits im Frühjahr 2014 von möglichen Verstößen gegen Abgasregeln gewusst. Von der Manipulation von Abgaswerten durch eine spezielle Software habe er erst Anfang September 2015 erfahren. Der Einsatz der Abschaltsoftware sei nicht durch den Konzern entschieden worden. “Das waren ein paar Software-Ingenieure, die das aus irgendwelchen Gründen eingebaut haben”, erläuterte er vor einem Ausschuss des Repräsentantenhauses in Washington. Ihm selbst falle es schwer zu glauben, was passiert sei.

Von weltweit insgesamt elf Millionen Fahrzeugen, die mit einer Manipulationssoftware unterwegs sind, entfallen fünf Millionen auf die Kernmarke VW. Der Konzern bereitet zur Zeit einen millionenfachen Rückruf vor, um die Abgasmanipulation zu beenden. Einen Zeitplan sowie technische Lösungen hat das Unternehmen dem Kraftfahrt-Bundesamt vorgelegt, das die vorgeschlagenen Maßnahmen derzeit prüft. Der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt kündigte eine “zeitnahe” Entscheidung der Flensburger Behörde an.

Für Rätselraten sorgte die VW-Stammaktie, die zeitweise um 15 Prozent an Wert gewann. Offenbar deckten sich einige Anleger, die auf weitere Kursverluste wegen der Abgas-Affäre gesetzt hatten, mit VW-Titeln ein, um ihre Verluste zu begrenzen, sagte ein Börsianer. Ein anderer verwies auf ein Gerücht, dem zufolge Großaktionär Porsche Automobilholding seine Beteiligung aufstockt. Die Porsche Holding wollte sich nicht äußern

Sigrid Ulrich mit dpa, Reuters

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