Russischem Atheisten droht ein Jahr Haft wegen Gotteslästerung

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In Russland droht einem bekennenden Atheisten eine einjährige Gefängnisstrafe, weil er in einem Webchat die Existenz Gottes geleugnet hatte. Am

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In Russland droht einem bekennenden Atheisten eine einjährige Gefängnisstrafe, weil er in einem Webchat die Existenz Gottes geleugnet hatte. Am Mittwoch erschien Viktor Krasnow für eine weitere Anhörung vor Gericht in Stavropol, “sein Prozess begann bereits am 4. Februar.“http://www.theguardian.com/world/2016/mar/03/russian-atheist-faces-year-in-jail-for-denying-existence-of-god-during-webchat

Im Webchat Existenz Gottes geleugnet

Dem 38-Jährigen wird vorgeworfen die religiösen Gefühle Gläubiger verletzt zu haben. Krasnov hatte im Oktober 2014 in einem Internetforum die Existenz Gottes geleugnet. Er schrieb auf der satirschen Seite: “Wenn ich sage, dass diese Sammlung jüdischer Märchen, auch Bibel genannt, ein echter Scheiß ist, dann stimmt das, zumindest für mich.” Danach fügte er noch hinzu “Es gibt keinen Gott”. Daraufhin meldete ein anderer Forumsnutzer seine Äußerungen der Justiz.

Russisches “Blasphemie-Gesetz” sieht bis zu dreijährige Gefängnisstrafen vor

Krasnov wird auf Grundlage eines umstrittenen Gesetztes aus dem Jahr 2013 angeklagt. Das sogenannte ““Blasphemie-Gesetz”“:http://www.diesseits.de/perspektiven/nachrichten/international/1369173600/russisches-parlament-ueberwaeltigender-mehrheit-ne wurde verabschiedet, nachdem die Mitglieder der feministischen Punkband „Pussy Riot“ wegen ihres mittlerweile legendären “Punk-Gebets” in der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau, dem zentralen Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche, zu jeweils zwei Jahren Straflager verurteilt worden waren.

„Absichtliche“ und „öffentliche“ Aktionen, die auf eine Beleidigung „religiöser Empfindungen“ und des Glaubens zielen, sollen demnach mit bis zu einem Jahr Gefängnis oder umgerechnet rund 7.500 Euro Geldbuße bestraft werden. Finden die Proteste in einer Kirche oder anderen für Gottesdienste vorgesehene Orten statt, drohen bis zu drei Jahre Gefängnis und eine Geldbuße bis zu umgerechnet rund 12.500 Euro.

Schikane gegen Andersdenkende

Mit dem Vorwurf “Blasphemie” wurden bereits viele Künstler in Russland schikaniert, religiöse Fanatiker erlauben sich immer mehr. Orthodoxe Gläubige verwüsteten eine Ausstellung mit dem Titel “Vorsicht Religion” und blieben straffrei. Die Organisatoren der Austellung wurden aber wegen Aufwiegelung zu religiösem Hass zu Geldstrafen verurteilt. Ein Prozess gegen einen Opernintendanten wegen einer “blasphemischen” Tannhäuser-Inszenierung wurde zwar eingestellt. Entlassen wurde er trotzdem. Viele russische Künstle zensieren sich bereits selber, aus Angst vor Verfolgung. Die russichen Machthaber scheinen mit der orthodoxen Kirche einen heiligen Bund geschmiedet zu haben, alle Andersdenkende zu unterdrücken.

#Wagner-Inszenierung: Opernintendant wegen #Blasphemie gefeuert http://t.co/rIozmItjz7#Russland#Oper

— DKultur (@DKultur) March 30, 2015

Der Fall von Viktor Krasnow könnte unterdessen zum Präzedenzfall werden. Es ist das erste Mal seit der Verabschiedung des Gesetzes, das in Russland ein Mensch allein wegen einer blasphemischen Äußerung vor Gericht steht. Sein Anwalt betonte, Krasnow sei doch nur ein “normaler Atheist”.

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