"Menschenhandel ist kaum sichtbar"

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Von Euronews
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Sophie Claudet: Offizielle britische Regierungsstatistiken melden nur 10 bis 13.

Sophie Claudet: Offizielle britische Regierungsstatistiken melden nur 10 bis 13.000 Opfer von Menschenhandel. Inoffizielle Quellen sprechen von bis zu 80.000 – welche Quelle ist glaubwürdiger?

Damon Embling: Menschenhandel ist kaum sichtbar, die Opfer stecken in der Illegalität fest. Es ist schwer, an belastbare Zahlen zu kommen. Und es ist schwer für die Polizei, in die Gemeinden, die Netzwerke einzudringen, Opfer zu finden und Menschenhändler zur Rechenschaft zu ziehen. In Europa bleibt Grossbritannien ein Zielort für die Menschenhändler.

Sophie Claudet: Woran kann man die Opfer erkennen ?

Damon Embling: Es ist nicht einfach, illegale zu erkennen. Es gibt Anzeichen, vielleicht wirken die Leute verzweifelt, sehen gestresst aus, vielleicht besorgt. Aber das muss ja nicht zwangsläufig ein Zeichen für Menschenhandel sein. Also muss sich die Polizei auf Hinweise stützen, und sie stützt sich natürlich auf ihre eigenen Quellen. Wenn man sich also die Zahlen anschaut, diese Schätzung von 80.000 Illlegalen und die paar Tausend, die letztlich entdeckt werden, da ist eine gewaltige Lücke. Sind also die Schätzungen maßlos übertrieben oder sind da draußen 10tausende Menschen, die noch nicht entdeckt wurden?

Sophie Claudet: In letzter Zeit kommen mehr und mehr unbegleitete Kinder, sind die in den Zahlen schon enthalten?

Damon Embling: Im Januar hat Europol bestätigt, das ungefähr 10.000 unbegleitete Kinder innerhalb der letzten zwei Jahre in Europa verschwunden sind. Manche mögen bei Freunden oder Verwandten angekommen sein, aber einige werden in die Hände von Menschenhändlern gefallen sein, das ist eine realistische Gefahr.

Sophie Claudet: Müssen wir damit rechnen dass der Menschenhandel weiter ansteigen wird, in Anbetracht der vielen Flüchtlinge, die nach Europa wollen?

Damon Embling: Die ganzen Auswirkungen der Migrationskrise in Hinblick auf den Menschenhandel sind noch gar nicht abzusehen. Letztes Jahr gab es eine deutliche Spitze, und es geht offensichtlich weiter.

Ich habe mir einige Zahlen vom letzten Jahr angeschaut, wir haben in Grossbritannien einen Anstieg gesehen bei Opfern – oder vermuteten Opfern von Menschenhändlern, wir haben einen Anstieg um 275 Prozent bei Irakern und eine Verdoppelung bei Afghanen. Und es gibt einen deutlichen Anstieg aus dem Sudan und Eritrea, wo massiver Menschenhandel vermutet wird.

Wir wissen nicht sicher, ob das alles mit der aktuellen Migrationskrise zu tun hat, aber ich fürchte, das vielen Flüchtlinge nach Großbritannien wollen, vor allem aber ist die Befürchtung gerechtfertigt, das viele von ihnen in die Hände von Menschenhändlern fallen werden, die nur darauf warten, Geld zu machen mit diesem üblen und illegalen Verbrechen.

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