Skrupellose Schlepper und meterhohe Wellen: Hunderte Flüchtlinge sterben im Mittelmeer

Skrupellose Schlepper und meterhohe Wellen: Hunderte Flüchtlinge sterben im Mittelmeer
Von  mit DPA/Reuters/EU
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Bei der Überfahrt über das Mittelmeer sind erneut hunderte Migranten ums Leben gekommen.

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Bei der Überfahrt über das Mittelmeer sind erneut hunderte Migranten ums Leben gekommen. Die Schlepper gehen derzeit besonders skrupellos mit ihrer Kundschaft um.

Vier Bootsunglücke innert vier Tagen, 340 Tote – das ist die jüngste behördliche Bilanz der Flüchtlingskrise im Mittelmeer. Allein etwa 100 Menschen starben laut der internationalen Migrationsbehörde IOM und der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. 27 seien gerettet worden, aber insgesamt sollen 130 Menschen auf dem Boot von Libyen nach Italien unterwegs gewesen sein. Einfach unerträglich sei diese Tragödie, schrieb Ärzte ohne Grenzen im Internetdienst Twitter.

Hilfsorganisationen und sogar die Crew eines Öltankers haben in den vergangenen Tagen wieder Hunderte Menschen gerettet. Bei schlechtem Wetter und zwei Meter hohen Wellen kenterten Boote der Flüchtlinge, berichten die Retter. Doch die Schlepper lassen sich davon offenbar nicht aufhalten. Weiterhin schicken sie Menschen auf die Reise übers Mittelmeer von Nordafrika nach Europa. Laut einem Sprecher der IOM haben einige Flüchtlinge berichtet, sie hätten sich geweigert, bei diesem Wetter in die Boote zu steigen. Daraufhin seien sie von den Schleppern zur Überfahrt gezwungen worden.

Italien, das Land, wo viele der im Mittelmeer aufgegriffenen Migranten zunächst hingebracht werden, fühlt sich alleingelassen. 167.000 sind alleine in diesem Jahr schon dort angekommen, doch einige EU-Länder weigern sich, Italien zu entlasten und Flüchtlinge zu übernehmen. Die italienische Regierung hatte angekündigt, den Druck auf die EU zu erhöhen. Sie fordert mehr Geld aus dem EU-Haushalt für die Bewältigung der Krise und mehr Solidarität der Mitgliedsstaaten.

EU-Flüchtlingskommissar Dimitris Avramopoulos hatte bereits im März auf die Zusagen der EU-Mitglieder hingewiesen: “Die EU-Mitgliedstaaten haben sich rechtlich verpflichtet, 160 000 Menschen, die eindeutig internationalen Schutz benötigen, innerhalb der EU zu verteilen – eine Verpflichtung, die sie mehrfach bestätigt haben.” Die Geschwindigkeit, mit der Flüchtlinge umverteilt würden, lasse zu wünschen übrig. Vor allem einige osteuropäische Staaten haben die Aufnahme von Flüchtlingen in der Vergangenheit abgelehnt. Auch Deutschland hat bisher wenig für die Einhaltung seiner Verpflichtungen getan. Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten für die italienische Regierung: Am Dienstag hat Deutschland die ersten 228 Flüchtlinge im Rahmen des Umverteilungsabkommens von Italien übernommen.

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