Malmö "Vergewaltigungs-Hauptstadt": Was ist dran an dem Vorwurf?

Malmö "Vergewaltigungs-Hauptstadt": Was ist dran an dem Vorwurf?
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Von Euronews
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Gibt es wirklich mehr Vergewaltigungen in Schweden wegen der vielen Flüchtlinge im Land?

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In jüngster Zeit sieht sich Schweden immer wieder einmal dem Vorwurf ausgesetzt, Vergewaltigungs-Land Nummer eins zu sein, und dass die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen zugenommen habe, seit das Land so viele Flüchtlinge aufgenommen habe. Der britische Rechtspopulist Nigel Farage ließ sich vor kurzem zur Behauptung hinreißen, die südschwedische Hafenstadt Malmö sei “die Vergewaltigungs-Hauptstadt Europas”.

Malmo in Sweden is the rape capital of Europe due to EU migrant policies. Anyone who says there isn't a problem is lying to you. pic.twitter.com/Aw7GvsECeX

— Nigel Farage (@Nigel_Farage) February 20, 2017

Die schwedische Regierung hat sogar eine Webseite eingerichtet, in der sie solchen Vorwürfen entgegentritt, ebenso wie der Behauptung, die Behörden würden Fälle vertuschen, um “politisch korrekt” zu sein.

Doch was sagen die Zahlen?

In Schweden beantragten 2015 laut Eurostat 156.000 Menschen Asyl, ein Rekord für das bevölkerungsarme Land. Schweden hat eine der höchsten Asylbewerberquoten verglichen zur Einwohnerzahl in der Europäischen Union.

Das Land liegt im UN-Vergleich bei den gemeldeten Vergewaltigungen relativ hoch. Jedoch weisen die UN-Statistiker selbst darauf hin, dass durch Verschärfungen der Sexualstrafgesetze 2005 in Schweden Delikte anders polizeilich aufgenommen werden als in vielen anderen Ländern. Mehrfache Vergewaltigung in der Ehe zum Beispiel wird auch als mehrere Fälle registriert, während sie andernorts als ein Fall in die Statistik eingeht. Außerdem wird “Vergewaltigung” im Gesetz breiter definiert als in vielen anderen Ländern. Und im Rahmen der Stärkung der Frauenrechte wurden und werden Frauen ermutigt, Gewalt gegen sie auch den Behörden zu melden, was in vielen anderen Ländern nicht der Fall ist.

Die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen lag laut dem “Schwedischen Nationalrat für Verbrechensprävention” in den vergangenen Jahren relativ konstant bei um die 6.00 Fälle im Jahr.

Im Jahr 2014 gab es demnach eine leichte Steigerung – 6.697 Fälle – dies war aber, bevor der Flüchtlingsstrom in Schweden seinen Höhepunkt erreichte. Auch für die Stadt Malmö blieb die Zahl der gemeldeten Vergewaltigungen pro 100.000 Einwohner seit Jahren relativ konstant, mit einem Höhepunkt 2010.

Die Zahlen sprechen also eine andere Sprache. Wobei natürlich jede Vergewaltigung eine Vergewaltigung zu viel ist. Und ob Schweden ein Problem mit seinen Migranten hat – das ist ein anderes Thema.

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