Spazierfahrt oder Hindernisparcours? So fahrradfreundlich ist die EU

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Von Alexandra Leistner
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Es ist nicht immer leicht, sich als Radfahrer im Stadtverkehr zu behaupten.

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Zahlreiche Europäer haben ein Fahrrad in ihrem Keller oder Schuppen stehen. Doch gerade einmal acht Prozent nutzen es regelmäßig als Transportmittel. Innerhalb Europas gibt es diesbezügliche enorme Unterschiede, was sicherlich auch mit den geografischen Gegebenheiten eines jeden Landes zu tun hat.

So nutzen rund ein Drittel der Niederländer regelmäßig ihren Drahtesel um zur Arbeit zu kommen. Auf Zypern, Malta und in Portugal stößt diese Gewohnheit laut einer Umfrage von Eurobarometer auf Kopfschütteln. Das Fahrrad wird hier nicht als gleichberechtigtes Transportmittel angesehen.

Die Gründe, das Fahrrad stehen zu lassen gehen von unvorhersehbaren Wetterbedingungen über Sicherheitsbedenken bis hin zu fahrradunfreundlicher Infrastruktur.

EU-Hauptstädte: Die tägliche Nutzung von Fahrrädern

Quelle:ECF

Kopenhagen und Amsterdam versuchen sich gegenseitig den Rang abzulaufen, um Europas “fahrradfreundlichste” Stadt zu werden. Sowohl Infrastruktur als auch technische Details werden permanent verbessert.

Radfahren in Budapest, Ungarn

In London werden sogenannte Rad-Autobahnen gebaut – von Ost nach West und von Nord nach Süd. So sollen Fahrrad-Pendler sicherer, schneller und direkter zu ihrer jeweiligen Destination in der Innenstadt finden.

In den Niederlanden plant man insgesamt 675 Kilometer neuer Radstrecken. Sie sollen bis zum Jahr 2025 in den Städten des Landes entstehen.

Auch in Deutschland will man Radwege ausbauen und mehr Fahrrad-Leihstationen einrichten, um per Mobiltelefon Räder leihen zu können.

Eine gemütliche Radtour in den Niederlanden, eines der radfreundlichsten Länder der EU

Video: Sjors Van Duren@sjoessGeschützte Radwege und gut ausgestattete Fahrräder tragen zu einem guten Sicherheitsgefühl bei. In ganz Europa boomt der Verkauf sogenannter E-Bikes, also Räder mit Elektromotor. Sie sind aufgrund ihrer Ausstattung vergleichsweise teuer (ab 1.500 Euro). Die Zahlen beim Verkauf herkömmlicher Räder sind nach den Angaben des Verbandes der europäischen Fahrradindustrie CONEBI gleich geblieben.
Ganz generell ist Radfahren ein vergleichsweise kostengünstiges Transportmittel.

Italien: Bergige Strecken und ungedulige Autofahrer

Der Europäische Radfahrer-Verband (ECF), Akademiker, öffentliche Behörden, Nichtregierungsorganisationen und Wirtschaftsverbände haben eine Strategie für das Radfahren in der EU entworfen. Darin enthalten sind einige Ratschläg, um die Zahl der fahrradfahrenden Europäer zu erhöhen.

Bis 2030 soll die Anzahl derjenigen, die ihr Rad täglich nutzen von acht auf zwölf Prozent steigen. Verletzungen durch Radunfälle sollen um die Hälfte reduziert werden. Zudem wird der EU empfohlen, die Invetitionen in Radprojekte zu verdoppeln, auf 3 Milliarden Euro für die Zeit zwischen 2021 und 2027, um sie dann in den darauffolgenden sieben Jahren noch einmal auf 6 Milliarden anzuheben.

“Radfahren muss endlich als offizielles Transportmittel anerkannt werden. Nicht weil Radfahrer die besseren Menschen sind, sondern weil das eine bessere Rendite bringt. Für die EU-Wachstumsziele, für den Arbeitsmarkt, für die CO2-Reduzierung gibt das bessere Ergebnisse“, so Ádám Bodor, Direktor des ECF und ehemaliger Zuständiger im ungarischen Verkehrsministerium für Fahrrad-Angelegenheiten. Auch Staus und Abgase würden so verringert, wodurch wiederum die Gesundheit der Europäer sich verbessert. Der ECF hat die EU-Kommission gebeten, die Strategie in das Arbeitsprogramm für 2018 aufzunehmen. Doch bisher liegt kein Angebot für alternative Fortbewegungsmittel auf dem Tisch.

Mit dem Rad durch das französische Nantes

Vielerorts wäre es wünschenswert, dass Räder in der Steuerpolitik geltend gemacht werden können. In Ländern, in denen das Fahrrad einen hohen Stellenwert hat, gibt es in der Regel Steuererleichterungen. In Österreich etwa gibt es ein nationales Subventionsprogramm für E-Bikes, Lastenräder und Fahrradanhänger für einige öffentliche und private Einrichtungen – nicht aber für Einzelpersonen. „Wir wollen ja nicht, dass Radfahren einen Steuervorteil bringt, wir brauchen einfach eine gleiche Handhabung von Autos und Fahrrädern“, so Bodor.

Eine weitere Herausforderung wird die zunehmende Automatisierung von PKWs. „Inwiefern werden sie auf Radfahrer Rücksicht nehmen?“, fragt Bodor. „Die EU muss sicherstellen, dass daran gedacht wird.“
Technisch hoch entwickelte Fahrräder, Vintage-Räder, Lastenräder, E-Bikes und sogenannte Pedalecs… Wer im Radladen steht, hat mittlerweile die Qual der Wahl. Das sollte schon Beweis genug sein, dass das Radfahren einen immer höheren Stellenwert genießt. Junge Menschen sind heutzutage fast genauso stolz auf ein schickes Rad, wie ihre Vorgängergenerationen auf ihre Autos. „Radfahren ist ‚in‘“, freut sich Bodor.

Wie viel ‘Rad‘ kann Ihre Stadt?

Wie fahrradfreundlich ist Ihre Stadt? Ist es sicher dort zu radeln? Sind Sie Zeuge eines Fahrradunfalls geworden? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns, ihre Geschichten interessieren uns. Fotos, Videos und Kommentare sind herzlich willkommen unter witness@euronews.com und in den sozialen Netzwerken.

Das Ranking der radfreundlichsten Städte in der EU

Text und Interview von Alejandro Vivancos, Brussels
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