Luxusvillen verfallen in serbischem Geisterdorf

Luxusvillen verfallen in serbischem Geisterdorf
Von Sabine Sans
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Leerstehende Prunkbauten von Gastarbeitern verrotten in Serbien.

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Ein dickes Schloss verriegelt den Eingang, dahinter versinkt Prunk im Dornröschenschlaf. Ein Dorf in Westserbien ist voll mit großen, luxuriösen, aber meist leer stehenden Häusern. Sie gehören Gastarbeitern. Viele von ihnen arbeiten und leben in Wien. Nur während der Ferien sind die weitläufigen Luxusbauten bewohnt. Der Exodus aus dem hauptsächlich von Roma und Sinti bewohnten Ort begann in den 1960er Jahren, als viele Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben nach Westeuropa aufbrachen. In den vergangenen Jahrzehnten haben Generationen von Dorfbewohnern den größten Teil ihrer Ersparnisse in neue Häuser zu Hause investiert, obwohl sie nur wenig Zeit dort verbringen. Ihre Vornamen zieren die Portale. Tanzende Pferde und andere Gipsfiguren halten einsam Wacht.

Petar Djordjevic arbeitete fünfzig Jahre lang in Wien, meist als Lkw-Fahrer, bevor er nach Hause zurückkehrte.

"Wenn man kein fließendes Wasser hat, kann man nicht einmal Blumen anpflanzen, man kann dies und das nicht tun. Wir haben hier Swimmingpools, die sind alle leer. Wir müssen das Wasser aus Wassertanks während des Winters ablassen, und wir müssen dafür bezahlen, dass das Wasser mit Lastwagen zu uns gebracht wird."

Seine Großfamilie mit fast 40 Mitgliedern aus drei Generationen blieb in Wien. Der zur Schau gestellte Reichtum in Serbien verrottet. Außer für die Sommerferien ist für die meisten eine Rückkehr undenkbar. In Österreich stellen Serben die drittgrößte Immigrantengruppe. In Serbien liegt die Arbeitslosigkeit über 25 Prozent: Die Leute gehen ins Ausland, weil es zu Hause keine Arbeit gibt. Daheimgebliebene Landsleute rümpfen die Nase über die kitschigen Angeberhäuser. In der Fremde gelten die Gastarbeiter als Ausländer in Serbien als Touristen.

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