Pedro Sánchez - das Stehaufmännchen der spanischen Politik

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Von Euronews
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Der 46-jährige Pedro Sánchez, neuer Regierungschef Spaniens, hat ein Bündnis hinter sich, das vor allem die Gegnerschaft zu Vorgänger Rajoy eint. Ein gemeinsames politisches Konzept gibt es nicht. Aber der Wirtschaftsdozent aus Madrid galt schon bisher als wahrer Meister der „zweiten Chance“

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Der 46-jährige Pedro Sánchez wird Regierungschef Spaniens. Es ist das erste Mal in der demokratischen Geschichte des Landes, dass ein Ministerpräsident - Mariano Rajoy - durch einen Misstrauensantrag gestürzt wurde. Sanchez gewann zwar das Votum mit 180 der 350 Stimmen. Aber seine Sozialistische Arbeiterpartei (Partido Socialista Obrero Español PSOE) - die aus der Parlamentswahl 2016 als Verliererin hervorgegangen war – hat nur 84 Sitze. Die Sozialisten wurden bei der Abstimmung vom linken Bündnis Unidos Podemos (67 Sitze), und mehreren Regionalparteien unterstützt - unter anderem auch aus der Krisenregion Katalonien - sowie von der baskischen PNV. Das Bündnis eint vor allem die Gegnerschaft zu Rajoy. Ein gemeinsames politisches Konzept gibt es nicht.

Aber der Wirtschaftsdozent Sánchez aus Madrid war bisher ein wahrer Meister der „zweiten Chance“ – und hat einen langen Atem:

Bei der Kommunalwahl 2003 stand er auf Platz 23 der Stadtratsliste des PSOE für Madrid. Da die Sozialisten nur 21 Mandate errangen, zog er erst 2004 als Nachrücker in den Stadtrat ein, bis er 2009 – wiederum als Nachrücker – Mitglied des Spanischen Abgeordnetenhaus wurde.

Und sogar die eigene Partei hatte ihn im Herbst 2016 schon mal abgesägt, nach zweieinhalb Jahren an der Spitze. Nach 7 Monaten Auszeit war Sánchez wieder da – rehabilitiert entgegen allen Prognosen, wohl weil er urplötzlich als eine Art moderner Don Quijote galt, der allen Widerständen zum Trotz an seinen Idealen festhält.

Sánchez hatte den Misstrauensantrag im Parlament als Reaktion auf die Gerichtsurteile in der Korruptionsaffäre um Rajoys Partido Popular (Volkspartei, PP) eingebracht. Der nationale Strafgerichtshof hatte die Partei in der vergangenen Woche wegen Verwicklung in den Skandal zu einer Geldstrafe von 245.000 Euro verurteilt. Mehrere frühere Parteimitglieder erhielten teils langjährige Haftstrafen.

Was nun? Ein Schmusekurs mit der Protestpartei Podemos, die den Sozialisten Millionen von Wählern weggenommen hat? Und die ihm vor zwei Jahren eine Regierung mit den bürgerlichen Ciudadanos verweigert hatte? Mit den Ciudadanos konnte er ein Abkommen erreichen – die stimmten aber beim aktuellen Misstrauensvotum für Rajoy.

Wenn alle Stricke reißen, bleibt immer noch die „zweiten Chance“: Sánchez hat zuletzt bereits durchblicken lassen, dass er in absehbarer Zeit eine Neuwahl ausrufen könnte.

Sigrid Ulrich mit dpa

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