Extrem links oder rechts: Wahl im Kolumbien wird zur Zerreißprobe

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Von Jule Scharr
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Die Entscheidung zwischen dem ultrarechten Duque und dem ultralinken Petro gleicht für viele Kolumbianer einer Wahl zwischen Pest und Cholera.

Am Sonntag stimmt Kolumbien über einen Nachfolger für Präsident Juan Manuel Santos ab. Zur Wahl stehen ein ultrarechter und eine ultralinker Kandidat. Für viele eine Entscheidung zwischen Pest und Cholera.

Mit Duque kommt kehrt auch Alvaro Uribe zurück

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Nach dem Sieg in der ersten Runde geht Ivan Duque von der Rechtspartei „Centro Democratico“ auch als Favorit in die Stichwahl. Nicht wenige Kolumbianer befürchten, dass ein Sieg für Duque auch seinen Mentor, Ex-Präsident Alvaro Uribe, wieder an die Macht bringen wird.

Dieser sei ein Kriegstreiber, erklärt die Kolumbianerin Cecilia Arenas. Uribe habe Tausende Jugendliche unter dem Vorwand, sie seien Guerillakämpfer, ermorden lassen – auch ihren Bruder.

„Mehr als 10.700 Verbrechen gegen die Menschenrechte wurden einfach vergessen. Man kann nichts dagegen tun. Niemand traut sich, darüber zu sprechen. Wird Duque Präsident, wird er Kolumbien Hand in Hand mit Uribe führen – und dann ist alles wieder beim Alten. Mehr Angst. Mehr Willkür und Straffreiheit”, so Arenas im euronews-Interview.

Petro, Kandidat des Linksbündnisses "Colombia Humana"

Ivan Duques Herausforderer ist der linke Kandidat Gustavo Petro. Er fordert mehr soziale Gerechtigkeit, will Kolumbiens Gesellschaft und Institutionen umkrempeln. Seine Kritiker warnen: Der Ex-Guerillero Petro werde das Land mit sozialistischen Rezepten à la Nicolas Maduro in eine Krise stürzen.

Andrés Davila, Professor an der Universität Javeriana, erklärt: „Einige sagen, Petro würde in Kolumbien eine Art ‚Castrochavismus‘ einführen. Es gibt sogar Gerüchte, dass mit ihm an der Macht das Kapital verschwindet, ausländische Investoren gehen und reiche Leute ihre Häuser verkaufen.“

Friedensschluss mit FARC steht auf dem Spiel

Und so wird die Abstimmung zur Richtungswahl – auch mit Blick auf den Friedensvertrag zwischen Regierung und FARC-Guerilla.

Gustavo Petro will an dem Abkommen von 2016 wie bisher festhalten. Favorit Ivan Duque plant den Vertrag zu ändern und etwa das Amnestieversprechen für frühere Guerilleros zu streichen. Viele Kolumbianer befürchten, dass sein harter Kurs die FARC zurück in den Untergrund treiben und den blutigen Konflikt neu entfachen könnte.

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